Säge-Attacke: Birken an Gedenkstätte massiv beschädigt
4.8.2017, 12:40 UhrDie Täter haben offenbar nachts zur Säge gegriffen und sich an drei Bäumen zu schaffen gemacht. Ein Zeuge rief gegen 3.45 Uhr die Polizei, weil er Sägegeräusche gehört hatte. Außerdem waren ihm zwei Personen aufgefallen.
Die Fahndung wurde laut Polizei sofort eingeleitet, blieb bisher aber ohne Erfolg. Da es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine politisch motivierte Tat handelt, hat die Kripo die Ermittlungen übernommen.
Am Freitagvormittag haben Mitarbeiter des Grünflächenamts den Schaden betrachtet und die Bäume drastisch zurückgeschnitten. Detlef Post, städtischer Baumpfleger, spricht erschüttert von einem "Totalschaden". Die Schnitte, einmal ringsrum um jeden der Bäume, reichen mehrere Zentimeter in den Stamm: Die Kronen seien vom Großteil der Wasserzufuhr abgeschnitten, die Bäume werden daher absterben, sagt er. Mit dem Rückschnitt soll verhindert werden, dass Äste, die austrocknen und abbrechen, Passanten treffen können. Den Sachschaden schätzen die Fachleute auf 18.000 Euro.
Müssen sie gefällt werden?
Noch ist unklar, ob die Bäume stehen bleiben können oder gefällt werden müssen. Letzteres will die Stadt möglichst vermeiden. Von einem "Verbrechen am Gedenken und an der Natur" spricht Oberbürgermeister Thomas Jung entsetzt angesichts der jüngsten Attacke.
Die Birken gehören zu einer Baumgruppe, die an die Fürther Ernst Goldmann und Rudolf Benario erinnern. Als junge Männer und Mitglieder des damals hier ansässigen Canu-Clubs hatten sie sie selbst gepflanzt.
Die Gedenkstätte wurde in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel von Attacken. Mehrfach wurde die Gedenktafel beschmiert oder auch gestohlen. In den vergangenen Wochen häuften sich die Angriffe: Im Juni hackten Unbekannte zunächst mit einer Axt in den Stammfuß der größten Birke, wenige Tage später schnitt jemand mit einem scharfen Gegenstand einen Teil der Rinde weg. Auch die Gedenktafel, die erst am Gedenktag, dem 12. April, ersetzt worden war, verschwand einmal mehr. Das Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus verurteilte den Anschlag.
Benario und Goldmann waren Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands und wurden im Alter vorn 24 und 25 Jahren von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Dachau ermordet.