Schön-Klinik: Konkurrenz heuert erste Mitarbeiter an

Birgit Heidingsfelder

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29.8.2020, 11:00 Uhr
Auf Plakaten wie diesem lockt das Krankenhaus Rummelsberg im Umfeld der Schön-Klinik deren Personal mit Willkommensprämien.

© Foto: Martin Schano Auf Plakaten wie diesem lockt das Krankenhaus Rummelsberg im Umfeld der Schön-Klinik deren Personal mit Willkommensprämien.

Neben Operationen und Visiten gingen diese Woche Betriebsversammlungen in der Schön-Klinik über die Bühne. Die 350 Mitarbeiter erfuhren, dass der Sozialplan steht. Mit dem zeigte sich Bernhard Bytom nun zufrieden.

Der ver.di-Gewerkschaftssekretär wertet die Abfindungsregelung, auf die sich Arbeitgeber und Betriebsrat geeinigt haben, als Erfolg. Danach erhält, wer gekündigt wird, 55 Prozent des Bruttomonatsgehalts pro Beschäftigungsjahr. Der Arbeitgeber wollte laut Bytom zunächst nur 20 Prozent zahlen.


Schön-Klinik: Krankenhäuser werben ums Personal


Noch einige Wochen werden im Haus an der Europaallee Patienten versorgt. Dann ist Schluss. Mit Verweis auf die "wirtschaftliche Situation" und "fehlende Wachstumsoptionen" schließt die Schön-Klinik Ende Oktober ihre Pforten.

Um das Personal reißen sich andere Krankenhäuser in der Region. Sie umgarnen jene Ärzte und Pflegekräfte, die bald ihre Stelle verlieren, mit Anzeigen, Plakataktionen und Präsentationen. Eine Willkommensprämie von 6000 Euro stellt das Krankenhaus Rummelsberg in Aussicht. Es gehört zur Sana Kliniken AG, nach eigenen Angaben die bundesweit drittgrößte private Klinikgruppe.

Wie viele Beschäftigte schon einen neuen Job in der Tasche haben, lässt sich nicht sagen. Auf Nachfrage hieß es am Freitag aus dem Nürnberger Klinikum, "fast 100" Personen hätten ihr Interesse bekundet. Aber, so Sprecherin Sabine Stoll: "Die Vertragsverhandlungen laufen noch."

90 Bewerbungen am Fürther Klinikum

Am Fürther Klinikum sind bisher knapp 90 Bewerbungen eingegangen und inzwischen zwölf Verträge unter Dach und Fach. Angeheuert habe man vor allem Pflegekräfte, sagte Sprecherin Carmen Brückner, aber auch drei Auszubildende, darunter zwei angehende Medizinische Fachangestellte und eine künftige Kauffrau im Gesundheitswesen.

Laut Brückner ist der Rekrutierungsprozess noch nicht abgeschlossen, nach wie vor fänden Vorstellungsgespräche und Hospitationen statt. Auch am Erlanger Waldkrankenhaus wurden schon Verträge unterzeichnet.

Dass der 180-Betten-Standort an der Stadtgrenze komplett erhalten bleibt, wird zwar immer unwahrscheinlicher, je mehr Mitarbeiter sich neu orientieren. Eine Übernahme aber, wie sie auch ver.di anregte, konnte man sich in der Chefetage des Fürther Klinikums Ende Juli "prinzipiell" vorstellen. "Wir prüfen diese Option bereits für uns", hatte es beim Kommunalunternehmen geheißen. Die Gespräche liefen noch, erklärte jetzt Brückner. Sie hoffe, bald Ergebnisse präsentieren zu können.

Einer Standortübernahme steht man im Rathaus skeptisch gegenüber. Oberbürgermeister Thomas Jung kann sich eher die Verlagerung einer großen Abteilung an die Stadtgrenze vorstellen. Ob es dazu kommt, weiß er nicht. "Wir sind im Ungewissen." Vieles hänge vom Eigentümer der Immobilie ab und von seinen Mietpreisvorstellungen. "Wir wissen nur, dass er weiter vermieten möchte, nicht verkaufen."

Mit dem Gewerbeimmobilien-Giganten Aroundtown SA, der an der Grand City Properties (GCP) beteiligt ist, stand Horst Müller im August in Kontakt. Der Wirtschaftsreferent berichtet von "einigen" Anfragen, die der Eigentümer in Ruhe sichten wolle. Es könne Monate dauern, bis eine Entscheidung fällt, schätzt Müller, der sich ganz allgemein eine "medizinische Nachfolgenutzung" wünscht. Interessiert seien neben einem Seniorenheim auch Praxen und andere Einrichtungen. Darunter befänden sich auch jetzige Mieter, deren Mietverträge teils noch länger liefen als der der Schön-Klinik.

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