Stadthalle Fürth: Der Chef geht von Bord

30.3.2021, 21:00 Uhr
Stadthalle Fürth: Der Chef geht von Bord

Diese stolze Zahl muss man erst mal sacken lassen: Fast 10.000 Veranstaltungen in mehr als 30 Jahren gab es in der Stadthalle unter den Fittichen von Geschäftsführer Robert Steinkugler. Wenn er nun, zum 1. April, still und leise in den Ruhestand geht, liegt das einzig und allein an der Pandemie. Denn besonders gern erinnert sich der 65-Jährige an jene Abende, an denen "der Saal gebebt hat".

Es wäre wohl nicht so voll geworden wie bei Lynyrd Skynyrd oder Bob Dylan– zwei Gigs aus den neunziger Jahren, die Steinkugler in seiner an Höhepunkten nicht armen Rückschau besonders herausstreicht. "Aber ein paar Bands, Künstler und Freunde hätten die Verabschiedung heute schon richtig gefeiert", sagt nicht nur Oberbürgermeister Thomas Jung voller Bedauern.

Wenn er sich ein Abschiedskonzert wünschen könnte, würde der scheidende Geschäftsführer übrigens Sting nach Fürth holen. "Der war nie da", erzählt Steinkugler und schiebt dann noch lakonisch und ziemlich tief stapelnd hinterher: "Die richtig Guten sind sowieso nur gekommen, wenn sie ihr Comeback gegeben haben." Doch verstecken muss sich die Stadthalle mit ihren musikalischen und kabarettistischen Gästen der vergangenen Jahrzehnte nun wirklich nicht.

Konstant hohe Auslastung

Dass deren Liste sowie die Zahl der Messen und Tagungen alljährlich immer länger wurde, ist nicht zuletzt auch das Verdienst von Robert Steinkugler. 1990 stieß er als Verwaltungsleiter und stellvertretender Geschäftsführer zum Team der Stadthalle, seit 2005 stand er an deren Spitze. Zuvor hatte der Diplom-Verwaltungswirt bereits praktisch das gesamte berufliche Leben in seiner Geburtsstadt verbracht. Die Beamtenlaufbahn in der Stadtverwaltung begann er 1980 als Sachbearbeiter im Sozialamt.

Mit der Stadthalle erlebte Steinkugler dann die Transformation der Veranstaltungstechnik. Waren vor 30 Jahren Präsentationen mit Dia- und Overheadprojektoren noch gang und gebe, geht heute gar nichts mehr ohne LED-Scheinwerfer, Beamer, Streaming und andere digitale Veranstaltungsformate. Als einen seiner wichtigsten beruflichen Erfolge wertet Steinkugler die konstant hohe Auslastung der Halle und ab 2009 auch des angeschlossenen Kulturforums.

Der Umsatz habe sich seit 2005 verdoppelt, und im letzten Jahr vor der Pandemie habe das Haus schwarze Zahlen geschrieben. Zuletzt hat er den benachbarten Hotelbau und die deshalb notwendig gewordene neue Terrasse mit angeschoben.

Buttersäure und Schlägereien

"Ich habe dabei auch immer tolle Mitarbeiter gehabt", betont der abtretende Chef. Doch selbst das beste Team kann Pech und Pannen im komplexen Veranstaltungsbetrieb nicht immer verhindern. Von der irrtümlich ausgelösten Sprinkleranlage, der ein kostbarer Steinway-Flügel auf der Bühne zum Opfer fiel, über Schlägereien, Bombenattrappen und Buttersäure im großen Saal bis zum unter Wasser stehenden Parkhaus kann Robert Steinkugler aus einem enormen Anekdoten-Arsenal schöpfen.

Für seinen Ruhestand hat er "nix Konkretes" geplant. "Wenn es möglich ist, dann möchte ich nächstes Jahr die Route 66 fahren." Vorher soll für ihn, der sich seit langem ehrenamtlich im Vorstand von Lebenshilfe und Stadtmarketingverein engagiert, aber doch noch ein möglichst großer Abschied nachgeholt werden. "Sobald es wieder möglich ist", so OB Jung, werde die "wunderschöne neue Terrasse" gebührend eingeweiht – mit Robert Steinkugler als Ehrengast.

Die Geschäfte in der Rosenstraße übernimmt der 30-jährige Nürnberger Miguel Ortega.

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