Steht in Fürth bald das Deutsche Rundfunkmuseum?
14.6.2019, 06:00 Uhr"Achtung, Achtung, hier ist die Sendestelle Berlin Vox-Haus auf Welle 400 Meter. Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungsrundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorführungen auf drahtlos-telefonischem Wege beginnt." So sprach ein Herr namens Knöpfke, als er den ersten Rundfunksender Deutschlands eröffnete – am Montag, den 29. Oktober 1923.
Bis zum 100-Jahr-Jubiläum dauert es noch einige Sendungen. Die SPD-Fraktion im Fürther Stadtrat aber schaltet schon jetzt auf Empfang. Das Rundfunkmuseum, so lautet der Antrag von Fraktionsvize Maurice Guglietta und Stadträtin Karin Vigas, solle 2023 zum "Deutschen Rundfunkmuseum" weiterentwickelt werden; zweitens gelte es, Vorbereitungen zu den Jubiläumsfeierlichkeiten zu treffen und ein "passendes Programm auf die Beine zu stellen".
Im Klartext heißt das: Das seit 2001 in der alten Grundig-Direktion in der Uferstadt beheimatete Haus mit dem spröden Titel "Rundfunkmuseum der Stadt Fürth" soll in Sachen Ausstattung und Ausstrahlung zu den Hinguckern der Innenstadt – erweitertes Jüdisches Museum, LEZ und renoviertes Stadtmuseum – aufschließen. Laut Museumspflegerin Vigas handele es sich um "einen ungeschliffenen Rohdiamanten", der bald in neuem Glanz erstrahlen soll.
11.000 Besucher jährlich
Hehre Worte – und keine neuen Worte. Schon 2014, als Stadtarchivar Martin Schramm mit der Gesamtleitung der städtischen Museen betraut wurde, war die schrittweise inhaltliche und bauliche Erneuerung des Rundfunkmuseums erklärtes Ziel. Die ist auch nötig; das Haus in der Kurgartenstraße – jährlich rund 11.000 Besucher sind etwa ein Fünftel dessen, was das LEZ im ersten Jahr verbuchte – zeugt 2019 noch immer eher von der Sammelleidenschaft der Gründergeneration, die von den üppigen Grundig-Beständen profitierte, als von einer Präsentation auf wissenschaftlicher Höhe der Zeit. Denn, man ahnt es: Das alles kostet Geld.
Ein Plan, den Schramm und Museumsleiterin Jana Stadlbauer 2017 den FN erläuterten, ist denn auch inzwischen Makulatur. "Wir dachten, wir könnten pro Jahr eine Museumsetage erneuern und dann bis zum Rundfunk-Jubiläum runderneuert an die Öffentlichkeit gehen", so Schramm am Mittwoch auf FN-Anfrage. Von der Eröffnung der nagelneuen Experimentierwerkstatt im Vorjahr abgesehen, sei jedoch klarer denn je: "Wir brauchen ein Konzept und eine Umsetzung aus einem Guss."
Das Ziel: Keine reine Geräteschau
Und das könne bis 2023 nur funktionieren, wenn der Stadtrat im Haushaltsjahr 2020 die erforderliche Summe einstelle. Das Grobkonzept des Museumsteams berechnet die Landesstelle für nichtstaatliche Museen aktuell mit 2400 Euro pro Ausstellungsquadratmeter. Macht bei einer Ausstellungsfläche von 450 Quadratmeter rund eine Million Euro. Schramm mit Blick auf das neulich eröffnete Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg: "Es geht deutlich teurer."
Zu dem Konzept zählt, das Rundfunkmuseum nicht länger nur als Technik- und Geräteschau zu definieren, sondern auch die Kultur- und Sozialgeschichte des Rundfunks ausführlich darzustellen – etwa mit Medien- und Mitmachstationen sowie Tablets. Der Titel "Deutsches Rundfunkmuseum" sei, so Schramm, "ein Arbeitstitel, dem wir nicht den Untertitel ,Grundig-Radios‘ mitgeben möchten".
In der Tat aber sei der geplante neue Name für das Museum, das 1993 im Marstall des Burgfarrnbacher Schlosses eröffnete, angemessen; es sei "mindestens das größte deutsche Rundfunkmuseum in öffentlicher Hand". Schramm ist "ganz zuversichtlich", dass die Stadträte bei den Haushaltsberatungen den Geldhahn für die Weiterentwicklung des Hauses aufdrehen. Der 29. Oktober 2023 könnte zum Stichtag für den Neustart werden, ein Feier-Tag. Übrigens ein Sonntag.
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