Neue Pläne: Freizeitpark statt Fürther Kärwa?
15.6.2020, 06:00 UhrUnterdessen gibt es Vorstöße für Alternativen, die die Umsatzverluste der Schausteller abfedern und den Menschen ein wenig Vergnügen bereiten sollen. So möchte die CSU wissen, ob ein "temporärer Freizeitpark" auch in Fürth vorstellbar wäre. Unter dem Slogan "Sommer am Dutzendteich" will der Süddeutsche Schaustellerverband auf dem Nürnberger Volksfestareal während der Sommerferien einen solchen einrichten.
Das Gelände wäre lockerer bebaut als sonst, eine Umzäunung ließe Einlasskontrollen zu. Partymusik, Spirituosen und Bierzelte wären tabu. Das Konzept liegt bei der Staatsregierung, entschieden ist noch nichts.
"Eine Geisterstadt"
Allerdings spricht aktuell neben dem Großveranstaltungsverbot auch jene Vorgabe gegen das Vorhaben, wonach Freizeitparks nur einen Besucher pro 20 Quadratmeter einlassen dürfen. Am Dutzendteich wären somit statt 11 000 Gästen (Hochrechnung anhand der Abstandsregel) bzw. 45 000 Gästen (Volksfest-Familientag) nur tausend erlaubt. "Dann hätten wir eine Geisterstadt", sagte Verbandsvorsitzender Lorenz Kalb den NN und beschied dem Projekt in diesem Fall das Aus.
Fürths Wirtschafts- und Kirchweihreferent Horst Müller versichert zwar, man werde wegen des faktischen Berufsverbots, das die Schausteller coronabedingt trifft, alle Vorstöße für Kärwa-Alternativen "mit Wohlwollen" prüfen. Aber: Lohne sich der "temporäre Freizeitpark" in Nürnberg nicht, dann gelte das auch für Fürth. Komme das Projekt andererseits doch zustande, "dann wären in Nürnberg sechs Wochen lang auch jede Menge Fürther Schausteller vertreten". Heißt: Dann bräuchte Fürth kein Parallelevent.
Müller treibt um, dass der Freistaat alle Beteiligten über den Begriff Großveranstaltung im Unklaren lässt. Auch Wenzel Bradac, Präsident des Bayerischen Landesverbands der Marktkaufleute und Schausteller, klagt, trotz "Anfragen an verschiedene Ministerien" wisse man nach wie vor nicht, was eine Großveranstaltung ist. Dabei wären aus seiner Sicht nach dem Vorbild von Wochenmärkten zumindest 25 bis 30 Stände unter freiem Himmel eine Chance, die Kirchweih-Tradition zu erhalten.
Die Südstadt-SPD will erst mal kleinere Brötchen backen. Sie regt analog zu den existierenden Angeboten (Kleine Freiheit, Bahnhofplatz) drei bis fünf Stände "mit gastronomischem Angebot und Bewirtung" am Rand des Südstadt-Parks an. Seit 2018 fand dort das Fest "Schlemmen im Park" statt, das im Mai wegen Corona ausfallen musste. Vorsitzender Benedikt Döhla findet, ein kleiner Ersatz vielleicht mit Kinderkarussell wäre gerade im August schön, wenn "mancher Familie infolge eines abgesagten Urlaubs möglicherweise die Decke auf den Kopf fällt". Eduard Wentzl, Vorsitzender des Bayerischen Landesverbands der Marktkaufleute und Schausteller, fände Gefallen an zwei Einheiten von einigen Tagen.
Der Kirchweihausschuss werde am 6. Juli darüber befinden, sagt Müller und weist darauf hin, dass auch für die Vorortkirchweihen in Poppenreuth, Vach und Atzenhof, die erst im September starten, Konzepte ausgearbeitet wurden. Sie sehen Lösungen ohne Bierzelt, ohne Umzug – und "theoretisch" sogar ohne Alkohol vor.
Unabhängig von allen Projekten will Müller, wenn irgend möglich, an der Michaeliskirchweih festhalten. Er weiß nur "beim besten Willen nicht, ob wir das als Stadt überhaupt entscheiden dürfen" und wartet auf eine wegweisende Ansage der Regierung. Eine etwaige Ersatzveranstaltung, dezentral an einigen Plätzen der City, kann er sich schwer vorstellen ("Für die Fahrgeschäfte müssten wir schon auf die Freiheit zurückgreifen. . ."). Sicher sei aber: Ein ausgedünntes Fest, für das nicht mitten in Fürth eine Bundesstraße gesperrt wird, bräuchte einen anderen Namen. "Das wäre dann vielleicht ein ,Herbstvergnügen‘, aber keine Michaelis-Kirchweih." Als Kulturerbe habe die ja einen Ruf zu verlieren.
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