Viel Freiraum: So entspannt ist es zurzeit im Fürther Freibad
30.6.2020, 16:00 UhrWäre dieser Sommer ein normaler Sommer, dann würden die vielen Handtücher auf der Liegewiese im Scherbsgrabenbad in diesen Tagen ein nahezu lückenloses Mosaik ergeben. Tagelang Temperaturen um die 25 Grad und viel Sonnenschein bis einschließlich Samstag – perfekte Bedingungen für Wasserratten. Erst am Sonntag zwang Regen die heiße Jahreszeit zur Pause.
Statt Warteschlange: Fürther Freibad führt Online-Ticket ein
Doch in diesem Sommer ist wegen Corona nichts normal. Erst am 8. Juni konnte das Freibad öffnen. Üblicherweise geht es etwa einen Monat früher los. Maximal 800 Personen dürfen nun am Nachmittag – vormittags sind es 500 – gleichzeitig ins Bad. Laut Betreiber Horst Kiesel wurde diese Marke am Freitagnachmittag erstmals erreicht. "Normalerweise hätten wir unter solchen Bedingungen über 3000 Leute hier", sagte er. Letztes Jahr habe man teilweise sogar über 7000 Besucher gezählt.
Mit gut einem Zehntel davon muss das Bad nun schon einen Einlassstopp verkünden. Vor dem Eingang klären Sicherheitskräfte die wenigen Wartenden über die Situation im Inneren auf. Beinahe alle stehen mit 1,5 Metern Abstand und Maske in der Schlange oder ziehen diese nach einem Hinweis des Personals rasch über Mund und Nase. Fast alle haben ihre Eintrittskarte bereits vorab im Internet gekauft und sich damit den Einlass gesichert. Bei der Online-Buchung sieht man, wie viele Plätze im jeweiligen Zeitfenster noch frei sind. Ist das Kontingent ausgeschöpft, gibt es auch an der Kasse keine Tickets mehr.
Auf den Freibad-Wegen, der Wiese und im Wasser geht es sehr gesittet zu. In der Nähe der Umkleiden tragen fast alle Badegäste eine Maske. Wer unterwegs Richtung Becken ist, kann laut Kiesel aber darauf verzichten. Schließlich müsste man sie neben dem Wasser auf dem Boden deponieren und danach wieder mitnehmen. Dabei könnte der Mund-Nasen-Schutz nass werden. Außerdem: "Mit 800 Menschen ist unsere Auslastung so gering, da sollte sich niemand in die Quere kommen", so der Freibad-Chef.
"Es ist so wenig los hier"
Über den ungewohnten Freiraum am Scherbsgraben freut sich unter anderem Hildegard Pohl. Die Pianistin aus Nürnberg hat seit der Saisoneröffnung schon mehrmals den Weg in die Kleeblattstadt auf sich genommen. "Es ist so wenig los hier, man fühlt sich wie in einem Privatbad", meint Pohl. An diesem Tag ist auch ihr Sohn Victor mit dabei, um seine Bahnen im nahezu leeren Schwimmerbecken zu ziehen. Victor Pohl ist momentan nur zu Besuch in Franken, er wohnt in Rheinland-Pfalz. Dort, erzählt er, würden die Menschen generell etwas lockerer mit den Hygiene- und Abstandsregeln umgehen als in Bayern.
Diese Corona-Regeln gelten im Fürther Freibad
Im Fürther Freibad achten Mitarbeiter in roten Shirts auf die Einhaltung der neuen Baderegeln und die Sicherheit der Besucher. Grobe Verstöße und Konflikte habe es noch nicht gegeben. "Wenn die Becken voll sind, muss man manchmal ein bisschen um Abstand bitten. Aber ansonsten gibt es keine Probleme", sagt einer der Ordner. Volle Pools, das bedeutet aktuell beispielsweise 35 Personen im Schwimmer- und 30 im früheren Springerbecken. Tatsächlich belegt ist Letzteres nur zu einem Drittel. Und so bleibt genug Raum für die Turteleien eines verliebten Pärchens oder die Albereien einer kleinen Gruppe Jugendlicher – in die Quere kommt sich hier niemand.
Auch im Familienbecken gibt es trotz Spiel und Spaß offenbar genügend Platz zum Ausweichen. Teilweise findet sogar privater Schwimmunterricht statt – in dem Becken mit Rutsche und künstlichem Strudelkanal ist das normalerweise undenkbar. Ein Vater, der seiner Tochter mit Unterstützung einer Poolnudel den Beinschlag beibringt, ruft lächelnd: "Hier sind gerade so wenig Leute, das nutzen wir jetzt aus."
Update: Seit Samstag, 4. Juli, liegt die maximale Besucherzahl nicht mehr bei 800, sondern bei 1000 Menschen gleichzeitig. Auch die Zahl in den Becken wurde erhöht. Das sei möglich, weil sich alle gut an die Regeln hielten, heißt es seitens der infra Fürth.
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