Metzgermeister Konrad Ammon hat in vielen Fällen für Verkäufe und Schließungen sogar Verständnis. "Die meisten Schlachthöfe lagen innerstädtisch und passten da irgendwann nicht mehr so richtig hin. Außerdem waren die anfallenden Defizite weder gegenüber der Finanzaufsicht noch gegenüber den Bürgern zu rechtfertigen."
Ammons Vater, Konrad II., war es hauptsächlich zu verdanken, dass Fürth noch immer einen Schlachthof hat. Er überzeugte seine Handwerkskollegen in der Stadt davon, dass man die Sache in die eigenen Hände nehmen müsse. Man schloss sich 1986 zu einer Schlachthof-Betriebs GmbH zusammen, pachtete die kommunale Einrichtung an der Würzburger Straße zunächst und beschloss drei Jahre später, mit städtischer Unterstützung einen fünf Millionen Mark teuren Neubau im Ortsteil Burgfarrnbach zu errichten.
Seit Oktober 1991 ist der Fürther Metzgerschlachthof in Betrieb und schreibt durchgehend schwarze Zahlen. 65 bis 75 Metzgereien der Region schlachten dort wöchentlich rund 1250 Schweine, 80 bis 100 Rinder und 50 bis 60 Schafe. Das Vieh kommt ausnahmslos aus der Region. 15 Lohnschlächter, allesamt in Deutschland ausgebildete Metzgergesellen, arbeiten im Betrieb.
Der inzwischen auch schon 63 Jahre alte Konrad Ammon junior ist in der Nachfolge seines Vaters Geschäftsführer der GmbH. So zufrieden er mit dem Schlachthofprojekt ist, so sehr sorgt ihn die grundsätzliche Entwicklung in seinem Handwerk. "Ich bin seit 24 Jahren Innungsmeister. Als ich begonnen habe, gab es in Fürth 65 Metzgereien, jetzt sind es noch 15. Und produzierende Betriebe, die selber schlachten und Wurst herstellen, gibt es gerade noch fünf."
Billigfleisch im Supermarkt gewinnt
Der Wandel am Markt setzt der Branche zu. Supermärkte sind eine übermächtige Konkurrenz. Sie können der Kundschaft ausreichend Parkplätze, lange Öffnungszeiten und billige Fleisch- und Wurstwaren anbieten. Dass die oft aus industriellen Verarbeitungsbetrieben und aus der Massentierhaltung stammen, tut den Umsatzzahlen der Handelsketten keinen Abbruch. Und auf die Niedriglöhne und problematischen Unterbringungsbedingungen der zumeist aus osteuropäischen Ländern stammenden Fleischfabrikarbeiter wird die Öffentlichkeit auch nur aufmerksam, wenn das Corona-Geschehen dazu Anlass gibt.
Tönnies-Fleischfabrik: 7000 Menschen nach Corona-Ausbruch in Quarantäne
"Der Verbraucher spricht mit gespaltener Zunge", klagt Konrad Ammon. Einerseits verlange er lautstark nach Fleisch aus kleinen bäuerlichen Betrieben, ohne gentechnisch veränderte Futtermittel – am besten in Bioqualität. "Aber an der Fleischtheke im Supermarkt werden acht von zehn Verbrauchern dann doch schwach und greifen nach dem Billigfleisch."
"Der Zug ist abgefahren"
Eigentlich hätte der Fürther Metzgerschlachthof das Zeug zum Modellbetrieb. Aber Ammon macht sich keine Illusionen. Wenn er als ehrenamtlicher Funktionär im Bundesverband seines Handwerks mit Kollegen aus Norddeutschland zusammenkommt, "dann sagen die zu mir immer wieder: Hör auf mit deinen Geschichten!". In deren Regionen ist der Zug mittelständischer Strukturen längst abgefahren. "In ganz Schleswig-Holstein gibt es noch einen einzigen Schlachthof."
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