Wie junge Fürther mit der Corona-Krise umgehen

24.3.2020, 11:00 Uhr
Wie junge Fürther mit der Corona-Krise umgehen

© Hans-Joachim Wincker

Herr Schallenberger, Sie stehen kurz vor dem Abitur, aber plötzlich ist alles anders: Die Schulen sind zu, Freunde zu treffen, ist spätestens jetzt auch nicht mehr möglich. Wie geht es Ihnen damit?

Bis jetzt ganz gut. Mit den neuen Ausgangsbeschränkungen hat sich für mich tatsächlich nicht mehr viel geändert. Ich hab’ eh schon darauf geachtet, auf Aktivitäten draußen so weit wie möglich zu verzichten – zu meinem Schutz und zu dem der anderen. Ich verbringe die Zeit hauptsächlich mit meiner Freundin und bin mal Fahrrad gefahren, aber mit Freunden kommuniziere ich nur noch über WhatsApp.

Wie viel Verständnis für den Aufruf, soziale Kontakt zu vermeiden, erleben Sie bei anderen jungen Menschen?

Ich erlebe da ein großes Verantwortungsbewusstsein. Dass ich meine Freunde zurzeit nicht sehe, ging nicht nur von mir aus. Aus meiner Stufe sind die meisten zuhause geblieben. Da gab es auch keine Partys. Vielen geht es wie mir, glaub’ ich: Sie haben keine Angst um sich selbst, aber sie wollen die schützen, die es hart treffen könnte: die älteren und immungeschwächten Menschen. Ich sehe mich und die Zivilgesellschaft in der Pflicht, die Ausbreitung zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen, um das Gesundheitssystem nicht unnötig zu überlasten.

Wie junge Fürther mit der Corona-Krise umgehen

© privat

Seit einer Woche haben Sie schulfrei. Was stellen Sie mit der Zeit an?

Meine ersten schulfreien Tage habe ich für mich und meine Freundin sowie auch intensiv für das "direkt.Magazin" genutzt. Zum Beispiel hab ich unsere Leser in unserem Live-Blog und über Social-Media über die Ergebnisse der Kommunalwahl in Fürth informiert. In den kommenden Tagen und Wochen werde ich mich aufs Abitur vorbereiten, aber auch einige Interviews unter anderem zur Kommunalwahl und dem Coronavirus abdrehen und schneiden.

Wie glücklich macht es Sie, dass die Abi-Prüfungen verschoben wurden?

Da bin ich wirklich sehr froh. Die drei Wochen Unterricht, die uns fehlen würden, bekommen wir so nachgereicht – wenn es dabei bleibt. Allerdings verschieben sich Klausuren, Tests und Abfragen nach hinten, wir werden also aus den Klausuren direkt ins Abi gehen. Das wird sicher stressig, aber es wird schon klappen.

Wie sieht der digitale Unterricht aus?

Inzwischen ist das neue "Schülerportal" unserer Schule online, über das unsere Kursleiter fortlaufend Aufgaben und Stoff zur Verfügung stellen sollen. Es wird zwar versucht, uns auf das Abitur vorzubereiten und uns bestmöglich zu unterstützen, aber einen richtigen Unterricht ersetzt das nicht. Noch herrscht Verunsicherung in der Stufe, wie es laufen wird. Über Chatrooms können wir mit den Kursleitern in Kontakt bleiben, Aufgaben bekommen wir teils aber noch per Mail. Zum Beispiel sollten wir uns in Mathe ein Kapitel aneignen und bis Freitagnachmittag Lösungen für die Aufgaben hochladen. In Englisch machen wir eine Textanalyse. Eine Abgabe ist verpflichtend. Wer freiwillig zusätzliche Aufgaben löst, bekommt sie korrigiert.

Wie empfinden Sie die mediale Berichterstattung in der Corona-Krise?

Ich halte es für enorm wichtig, die Bevölkerung zu informieren. Hierbei spielen Medien – vor allem in Zeiten von Fake News – eine immens große Rolle. Sie ordnen ein, verifizieren Informationen und berichten über Tatsachen und nicht über Gerüchte. Sicher gibt es boulevardeske Medien, die versuchen, durch reißerische Überschriften und spekulierende Texte Profit aus der Krise zu generieren. Die Qualitätsmedien allerdings spielen die Gefahr weder herunter noch bauschen sie sie auf. Es ist immer leicht, den Medien die Schuld für die eigene Hysterie zu geben. Letztendlich liegt es an einem selbst, welche Schlüsse man aus Medienberichten zieht. Deswegen sehe ich eine intensive und differenzierte Auseinandersetzung – auch durch den Einbezug von Expertenmeinungen – mit diesem Thema als essentiell für die Medien an.

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