Kommt das Herbstvergnügen?

Wieder nichts: Fürth cancelt den Kärwa-Festzug

Luisa Degenhardt

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2.8.2021, 06:00 Uhr
Wieder nichts: Fürth cancelt den Kärwa-Festzug

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Klappt es dieses Jahr mit der Michaeliskirchweih - oder wird es wieder nichts? Während etwa das Oktoberfest 2021 in München schon Anfang Mai beerdigt wurde, lässt man sich in Fürth Zeit mit der Entscheidung. Erst Ende August soll es eine definitive Zu- oder Absage geben. Derzeit sprechen die Umstände jedoch für ein klares Nein zur Kärwa.

Horst Müller, der als Wirtschaftsreferent auch für die Kirchweih zuständig ist, steht deshalb "in ständigem Kontakt" mit den Schaustellern, wie er sagt. Sie gehen ebenso wie er davon aus, dass es keine normale Kärwa geben kann in diesem zweiten Corona-Jahr. Aktuell könne man nicht damit rechnen, dass die "Königin der fränkischen Kirchweihen", wie sie gerne bezeichnet wird, regulär stattfinden wird. "Deshalb haben wir einen Plan B", sagt Müller – und der heißt "Herbstvergnügen".

Die Premiere gab es im vergangenen Jahr. Nirgendwo sollten sich zu viele Menschen tummeln, deshalb wurden mehrere, voneinander abgekoppelte Festbereiche an verschiedenen Stellen des Zentrums geschaffen. Sicherheitskräfte überwachten, ob sich alle an die Corona-Regeln halten – auch das ging ins Geld.

"So ein Herbstvergnügen ist teurer für die Stadt als die normale Kirchweih, Aufwand und Ertrag stehen in einem schlechten Verhältnis", sagt der Wirtschaftsreferent, der sich im FN-Gespräch nicht als großer Fan der Ersatz-Veranstaltung präsentiert. Die Neuauflage könnte man um ein paar Buden erweitern, "aber mit Augenmaß", betont Müller. 50, vielleicht 60 Stände hält er für realistisch, keinesfalls aber um die 300 wie sonst zur Kärwa.

Momentan stehen in der Innenstadt ein paar Buden, für die Schausteller sei das freilich ein "Tropfen auf den heißen Stein". Warum nicht also eine ähnliche Veranstaltung organisieren wie die Nachbarstadt Nürnberg auf dem Volksfestgelände am Dutzendteich? Noch bis zum 12. September läuft dort das "Nürnbärland" als Ersatz fürs Volksfest. FDP-Stadtrat Stephan Eichmann hatte den Vorschlag kürzlich im kommunalen Finanz- und Verwaltungsausschuss in die Runde geworfen.

Der Kirchweihreferent aber hält wenig von einem temporären Freizeitpark in Fürth – aus zweierlei Gründen. Einerseits belegt die Reihe Kulturfreiheit zurzeit Fürths zentralsten Platz, und einen ähnlich gut geeigneten Ort gebe es in der Stadt schlicht nicht. Andererseits, so Müller, würde ein zweites Angebot in so großer Nähe zu Nürnberg nicht funktionieren.

Seinen Daumen musste er jetzt ebenfalls für den beliebten Erntedankfestzug senken. "Er ist unvorstellbar in jeder Konstellation", betont Müller, immerhin ziehe der Bauernsonntag am zweiten Kirchweihsonntag weit über 100.000 Menschen in die Fürther Innenstadt. Damit die teilnehmenden Vereine, Blaskapellen und Organisationen nicht umsonst proben, wollte man sie schon jetzt, vor der Sommerpause, Bescheid wissen lassen.

Mit dem Nein zur Kärwa aber noch zu warten, hält der Referent für sinnvoll. Schließlich stehe man diesbezüglich nicht unter Druck, weil die Buden und Fahrgeschäfte in kurzer Zeit aufgebaut sind. "Sechs Wochen" vor der Eröffnung der Michaeliskirchweih am 2. Oktober will Horst Müller die Schausteller über die Zu- oder Absage informieren. Das biete ausreichend "Planungssicherheit". Dass er ihnen gute Nachrichten verkünden kann, bezweifelt er jedoch. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt er zwar. Es fällt jedoch schwer zu glauben, dass davon noch viel übrig ist – denn auch das sagt er: Alle Zeichen deuten auf eine Absage hin.

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