Zukunftsschmiede und Stadtoase: Bürogebäude in der Gebhardtstraße will Zeichen setzen
2.8.2018, 06:00 UhrJochen Schreier ist im persönlichen Umgang ein freundlicher Mensch von vornehmer Zurückhaltung – doch wenn er als Unternehmer und Ideengeber etwas in Angriff nimmt, dreht der inzwischen 71-Jährige gern das etwas größere Rad. So war er einst einer der Macher hinter der extravaganten Klinik-Pyramide, danach baute er in Fürth das florierende Apotheken- und Pharma-Unternehmen ABF auf.
Einer breiten Fürther Öffentlichkeit dürfte er aber bekannt geworden sein, als er 2014 mit dem viel und kontrovers diskutierten Schnabuliermarkt-Konzept in die Offensive ging – einem Wochenmarkt unter den Bäumen der Adenaueranlage. Dieser Vorstoß scheiterte, zu massiv und wohl berechtigt waren die Bedenken, die zentrale Grünanlage könnte dauerhaft Schaden nehmen.
Schreier trauert dem nicht nach; er gab damit immerhin die Initialzündung für den neuen Wochenmarkt, der nun ab dem nächsten Jahr nicht in, aber neben der Adenaueranlage seinen Platz finden wird.
ABF als Ankermieter
Unterdessen hat den Umtriebigen längst sein nächstes Projekt in Beschlag genommen – und es soll wieder die Aura des Besonderen bekommen. Auf einem 2600 Quadratmeter großen Grundstück an der Gebhardtstraße, Hausnummer 28, wird das "GS 28" entstehen. Geplante Fertigstellung: Anfang 2020.
Bauherr ist Jochen Schreier, einziehen wird als zentraler Mieter ABF – das von ihm gegründete Unternehmen, das nun seine Kinder Eva und Max leiten. Rund 150 ABF-Beschäftigte sorgen, derzeit noch eher versteckt unter anderem an der Otto-Seeling-Promenade, für "patientenindividuelle Versorgungskonzepte": Hergestellt und geliefert werden binnen weniger Stunden rasch benötigte Infusionen, etwa für Krebspatienten, Schmerztherapeutika und Antibiotika. Ein viel gefragtes Angebot.
ABF wird im neuen Quartier mit Apotheke, Reinraumlaboren, Lager und Verwaltung einen Teil der 5500 Quadratmeter Nutzfläche in sieben Geschossen belegen. Den Rest will Schreier an Firmen mit Fokus Digitalisierung und Informationstechnologie vermieten – möglichst, aber nicht zwingend aus dem medizinischen Sektor. "Synergieeffekte" mit ABF seien durchaus erwünscht, "technische Möglichkeiten auf dem neuesten Stand" biete man. Schreier spricht euphorisch von einer "wegweisenden Zukunftsschmiede".
Nicht von der Stange werde auch die architektonische Gestaltung sein. Das mag bei Ansicht des bloßen Baukörpers, der sich mit seinen zwei Türmen an Energieeffizienz und optimaler Nutzung von natürlichem Licht orientiert, nicht jeder nachvollziehen können; kreative Details aber gibt es reichlich: Klinker, Schotter, Bahnschwellen und Schienen in Anlehnung an das historische Bahngelände etwa. Auch eine "Piazza" zur Gebhardtstraße hin mit Grün, Sitzgelegenheiten und Skulptur verspricht Schreier.
Und nicht zuletzt Außenanlagen, die, so möchte es der Bauherr, dem Anspruch einer "Stadtoase" gerecht werden: Dazu gehören begrünte Dächer, rund um den Komplex überwiegend heimische Gewächse und Blühpflanzen, die über weite Strecken des Jahres Lebens- und Nahrungsraum für Insekten bieten. Bienen- und Schmetterlingsweiden sieht das Konzept vor, Insektenhotels, Nist- und Bienenkästen — und sogar ein kleines Biotop für Eidechsen.
Lediglich zeitgeistige Garnitur kommerzieller Interessen? Nein, beteuert Jochen Schreier. Ihm sei es ein echtes Anliegen, auch ein "Stück Natur in die Stadt zurückzuholen".
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