Gepäck am Gleis: Mahnmal für Juden-Deportation in Würzburg eröffnet
17.6.2020, 16:50 UhrHistorisch betrachtet ist am 17. Juni 1943 um 14.19 Uhr der letzte größere Deportationszug in Würzburg gestartet. Am Gleis blieben damals Berge mit Gepäckstücken zurück, die die Deportierten damals nicht brauchen sollten. Die wenigsten Juden kehrten lebend zurück. Nun soll ein Mahnmal mit symbolischen Gepäckstücken an dieses Geschehen aus dem zweiten Weltkrieg erinnern.
Zurückgelassenes Hab und Gut
Geplant sind als "DenkOrt Deportation" insgesamt 109 Gepäckstücke vor dem Würzburger Hauptbahnhof - stellvertretend für alle Orte in Unterfranken mit einer jüdischen Gemeinde. Jedes Gepäckstück wird eine Kopie erhalten, diese soll dann in der jeweiligen unterfränkischen Gemeinde ausgestellt werden, aus der im zweiten Weltkrieg Juden von den Nationalsozialisten deportiert wurden.
Zur Eröffnung am Mittwoch Nachmittag konnten aufgrund der geltenden Corona-Auflagen nur 50 geladene Gäste erscheinen, es gab allerdings auch eine Live-Übertragung. "Dieser Ort, an dem sich viele Menschen auf die Reise machen, ist der richtige Ort, um an die Menschen zu erinnern, für die es keine Rückkehr gab", erklärte Christian Schuchardt, Oberbürgermeister der Stadt Würzburg im Rahmen der Eröffnung. Es sei gerade in der aktuellen Zeit wichtig, sich an diese Taten aus Hass zu erinnern. Er verwies auch auf die rechtsextremistischen Anschläge in Hanau sowie den Mord von Walter Lübcke.
2069 Juden wurden insgesamt deportiert
Am Tag der Eröffnung konnten die ersten 47 symbolischen Gepäckstücke eingeweiht werden. 40 weitere Zusagen gibt es bereits für die Finanzierung weiterer Gepäckstücke. 2069 Juden wurden in Unterfranken zwischen 1941 und 1944 insgesamt deportiert. Diesen Menschen soll mit dem Mahnmal nun an öffentlicher Stelle gedacht werden.
Die Koffer, Decken, Rucksäcke aus Stein, Holz und Metall haben unterfränkische Handwerker und Künstler gestaltet. Das ganze Projekt kostet insgesamt rund 250.000 Euro, finanziert durch Spenden, Zuschüsse und Sponsoren.
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