Gesundheitsministerium erntet Shitstorm für Muttertagsvideo

Marina Hochholzner

nordbayern.de

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11.5.2020, 21:54 Uhr

Dieses Video muss für viele Frauen - und Männer - in den Zeiten von Homeschooling, Social Distancing und Homeoffice wirken wie ein Schlag ins Gesicht. Zum Muttertag veröffentlichte das Bundesamt für Gesundheit ein Video, das auch fast zwei Tage nach dem Ehrentag für alle Mamas noch für viel Empörung im Netz sorgt.

Der Grund: Für viele steht der Inhalt des Videos in keinerlei Relation zu den Tatsachen in der richtigen Welt. Belinda Duvinage vom W&V geht sogar so weit, die gezeigten Szenen mit einem Propagandavideo der 1950er Jahre zu vergleichen.

Das Video ist aus einer Abfolge von verschiedenen, gezeichneten Szenen zusammengesetzt. Ein Mädchen fasst für die Zuschauer die aktuelle Situation zusammen, spielt dabei auf die gegenwärtige Corona-Krise an. In dem Video managt die Mutter ihr Homeoffice, den Haushalt und die Kindererziehung.

Gekocht werden "fast jeden Tag Spaghetti", denn die mag das Kind am liebsten, und neben dem Homeoffice, das aus "mit dem Computer reden" besteht, hat die Mutter noch Zeit für Yoga und das Spiel mit ihrem Kind.

Genau die scheinbare Leichtigkeit, mit der ihr all diese Aufgaben von der Hand gehen, schürt den Unmut der Zuschauerinnen und Zuschauer. Die gezeigten Bilder verharmlosen den Druck, unter dem die Eltern seit dem Beginn der strengen Corona-Maßnahmen stehen, enorm.

Video zeigt nicht den Alltag

So heißt es zum Beispiel seitens einer Userin: "Sorry, aber das ist widerlich. Wir sind seit Wochen über der Belastungsgrenze, Urlaube sind aufgebraucht, der Stresslevel ist irre hoch."

Was macht die doppelte, teils dreifache Belastung zuhause mit der Psyche der Menschen? Homeschooling, Homeoffice und den täglichen Haushalt zu schmeißen? Die Userinnen und User im Netz fragen Gesundheitsminister Jens Spahn nach einer Antwort, doch die bleibt er zumindest im Video schuldig.

Auch, was beispielsweise mit den Familien ist, bei denen die Mütter in systemrelevanten Berufen arbeiten, alleinerziehend sind oder kein Homeoffice machen können, verschweigt das Video. Eltern müssen in die Rollen von Lehrern und Erziehern schlüpfen und die Bildung ihrer Kinder übernehmen - etwas, zu dem sie nicht ausgebildet wurden. Auch diese Problematik wird im Video nicht angesprochen.


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Viele User kritisieren auch das Fehlen der Väter im Video, denn auch sie versuchen wie die Mütter, ihre Kinder sicher durch die Krise zu bringen. Den Eltern sitzt dabei die Belastung der persönlichen Einschränkungen im Nacken und viele fürchten in der Wirtschaftskrise um ihre Existenz.

Statt eines viel zu verharmlosenden, fast schon harmonischen Videos in diesen Krisenzeiten wünschen sich die Mütter und Väter, aber auch kinderlose Userinnen und User mehr Einsatz seitens der Regierung. Viele Familien fühlen sich derzeit allein gelassen - oder auch gründlich veräppelt. Denn für andere Bereiche des Lebens werden schließlich auch Lösungen gefunden.


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