Große Zahl der Unwetter machen Versicherungen teurer
16.12.2013, 18:09 UhrWassermassen im Frühling, Hagel im Sommer und Orkane im Herbst: Eine Serie heftiger Unwetter hat in diesem Jahr nicht nur viele Menschen in Deutschland, sondern auch die Versicherer in Atem gehalten.
Diesmal richteten nicht Wirbelstürme oder Überschwemmungen in fernen Ländern die höchsten Versicherungsschäden an, sondern Naturkatastrophen direkt vor der Haustür. „Bis auf Erdbeben hatten wir alles“, sagt Arno Junke, Chef der Deutschen Rückversicherung. Jetzt ist Aufräumen angesagt, denn in manchen Sparten schreiben die Versicherer schon ohne solche Katastrophen seit Jahren rote Zahlen. Bei Autofahrern und Hausbesitzern dürften sie nun an der Preisschraube drehen.
Besonders übel schlugen „Manni“, „Ernst“ und „Andreas“ zu. Dachziegel und Wintergärten gingen zu Bruch und Hunderttausende Autos wurden zerbeult, als bei den Hagelstürmen im Sommer teils tennisballgroße Eisklumpen vom Himmel fielen. Nach Schätzung des Rückversicherers Hannover Rück summierten sich die versicherten Schäden auf 3,2 Milliarden Euro.
Zusammen mit der Flutkatastrophe im Mai und Juni und den Stürmen „Christian“ und „Xaver“ Ende Oktober und Anfang Dezember muss die Assekuranz Schätzungen zufolge wohl alleine in Deutschland Katastrophenschäden von mehr als 6,5 Milliarden Euro schultern. Zu Buche schlagen die Unwetter vor allem in der Gebäudeversicherung.
Schon seit zwölf Jahren reichten die Beitragseinnahmen der Sparte nicht aus, um die Aufwendungen zu decken, klagt Norbert Rollinger, Vorstand bei der R+V Versicherung. Hannover-Rück-Vorstand Michael Pickel erwartet, dass die Versicherer in der Gebäudeversicherung ein Drittel mehr für Schäden, Verwaltung und Vertrieb ausgeben, als sie an Beiträgen einnehmen. Damit würden der Branche in diesem Segment rund zwei Milliarden Euro fehlen.
Dass die Gebäudeversicherung seit Jahren Verluste hinnimmt, liegt daran, dass die meist alten Verträge keine Preiserhöhungen erlauben. Der Versicherer müsste den Kunden kündigen und ihnen neue, teurere Verträge anbieten. Damit riskiert das Unternehmen jedoch, dass die verärgerte Kundschaft auch mit anderen, lukrativeren Verträgen zur Konkurrenz wechselt. Nach Ansicht von Michael Pickel werden viele Anbieter dies nun in Kauf nehmen: „Ich glaube, dass der Schadenanfall in diesem Jahr einige zum Aufwachen gebracht hat.“
Aber auch schon vor Flut und Hagel haben einige Unternehmen in der Branche in diesem Jahr begonnen, die Gebäudeversicherung wetterfester zu machen. So drohte der Versicherer Ergo rund 120.000 Kunden mit der Kündigung ihrer Gebäudeversicherung, falls sie teils kräftige Preiserhöhungen nicht akzeptieren. Bis Ende 2014 sollen die Verträge der alten Art beendet sein, wie ein Ergo-Sprecher bestätigt.
Auch rund 15.000 Allianz-Kunden aus den neuen Ländern mit Altverträgen aus DDR-Zeiten flatterte im September Post ins Haus. Hier galt ebenfalls: Wer höhere Selbstbehalte und gestiegene Beiträge nicht annimmt, für den erlischt im kommenden Jahr der Versicherungsschutz. Der Schritt habe aber mit der Flut nichts zu tun gehabt, sondern sei schon vorher auf den Weg gebracht worden, betont eine Allianz-Sprecherin.
Auch den Autofahrern droht 2014 ein Dreh an der Preisschraube. Offiziell will zwar kaum ein Kfz-Versicherer über Preiserhöhungen sprechen. Das Vergleichsportal Transparo prognostiziert jedoch, dass Neukunden in der Kfz-Haftpflicht im Schnitt 3,4 Prozent höhere Beiträge zu erwarten haben als ein Jahr zuvor. In der Teil- und Vollkasko sei sogar mit Steigerungen um mehr als 7 Prozent zu rechnen. „Die Anhebung der Prämien wird sicher auch Auswirkungen auf Tarife der Bestandskunden haben“, sagt Transparo-Vorstand Johannes Hack. Schon 2013 waren Kfz-Versicherungen nach jahrelangem Preiskampf erstmals spürbar teurer geworden.
Angesichts der Hagelschäden dürften die Beiträge jedoch nicht ausreichen, um die Aufwendungen zu decken. Wenn die Kunden zum Jahreswechsel tatsächlich tiefer in die Tasche greifen müssen, könnte es bei den Kfz-Versicherern 2014 für schwarze Zahlen reichen. So viele große Eiskörner wie 2013 sollten dann jedoch nicht wieder vom Himmel fallen.
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