Einschalten: TV-Beitrag zum Jüdischen Leben in Gunzenhausen

13.3.2021, 07:00 Uhr
Einschalten: TV-Beitrag zum Jüdischen Leben in Gunzenhausen

© Foto: Iris Tsakiridis/BR

Hintergrund der Recherche ist eine demnächst stattfindende virtuelle Ausstellung im Jüdischen Museum München mit dem Titel "Im Labyrinth der Zeiten. Mit Mordechai W. Bernstein durch 1700 Jahre deutsch-jüdische Geschichte".

Wie der Ausstellungstitel bereits andeutet, bezieht sich die Museumsshow auf die Tatsache, dass auf dem Gebiet des heutigen Deutschland, ausgehend von einem Edikt des römischen Kaisers Konstantin im Jahr 321, Jüdinnen und Juden leben. Bundesweit wird deshalb dieses außergewöhnlichen Jubiläums gedacht. Inhaltlich beschäftigt sich das Jüdische Museum München in seiner Ausstellung mit dem Auftrag Mordechai Bernsteins, nach Weltkriegsende von Nazis geraubte und verschollene jüdische Ritualgegenstände wieder aufzufinden.


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In diesem Kontext steht auch das Tora-Schild der aus Gunzenhausen stammenden Familie Dottenheimer, welches zwar durch Bernstein nicht aufgespürt wurde, jedoch ebenfalls auf eine entsprechende Geschichte zurückblickt und dadurch als Ausstellungsexponat berücksichtigt ist.

Nur Sohn Fredi überlebte

Und hier setzte auch die Spurensuche des BR-Teams in Gunzenhausen an: Der aus Markt Berolzheim stammende Heinrich Dottenheimer ließ sich mit seiner in Cronheim geborenen Ehefrau Ida 1883 in der Altmühlstadt nieder und gründete eine Weingroßhandlung, zunächst in der Nürnberger Straße, die er 1892 in die Burgstallstraße verlegte. Sohn Sigmund heiratete Frieda Reinhardt aus Gerolzhofen, die als Mitgift ein kunsthistorisch bedeutsames Tora-Schild mit in die Ehe einbrachte, wie Stadtarchivar Werner Mühlhäußer erläutert.

In den Wirren des Dritten Reiches, mit all’ ihren Ausgrenzungen, Entrechtungen und Verfolgungen jüdischer Einwohner, sah sich auch die Familie Dottenheimer gezwungen, ihre Heimat aufzugeben. Während es einzig Sohn Fredi gelang, 1937 durch Auswanderung in die USA den Nationalsozialisten rechtzeitig zu entkommen, kamen Eltern, drei Geschwister und Großvater in den Konzentrations- und Vernichtungslagern gewaltsam ums Leben.

Vieles aus ihrem persönlichen Besitz musste die Familie bei ihrem Wegzug aus Gunzenhausen zurücklassen, so auch das Tora-Schild. Dieses tauchte erst wieder 1990 auf und konnte schließlich nach diversen Nachforschungen den Nachkommen von Fredi Dottenheimer zurückgegeben werden.

Einzelne Stationen besucht

Dem BR-Team war es wichtig, einzelne Stationen des jüdischen Lebens in Gunzenhausen aufzusuchen. Deshalb kam es beispielsweise zu Drehstopps im historischen jüdischen Wohnviertel zwischen Hafnermarkt, Brunnen- und Waagstraße, unter anderem mit dem Standort der letzten Synagoge. Weitere Anlaufpunkte waren das ehemalige Wohnhaus der Familie Dottenheimer an der Burgstallstraße wie auch das Stadtmuseum.

Begleitet hatten das Team Inge Schömig, die als Zeitzeugin von ihren persönlichen Erinnerungen erzählte, sowie Annika Hoffmann, Schülerin am Ansbacher Theresiengymnasium, die sich in ihrer Seminararbeit mit der Geschichte der jüdischen Kultusgemeinde Gunzenhausen unter nationalsozialistischer Gewaltherrschaft auseinandersetzt. Aus ortshistorischer Sicht beteiligte sich Stadtarchivar Werner Mühlhäußer an den Dreharbeiten.

Das Ergebnis der ganztägigen Spurensuche wird nun am Samstag, 13. März, in der Reihe "Zwischen Spessart und Karwendel" im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt. Sendebeginn ist 17.45 Uhr.

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