Erster Pikser: Gunzenhäuser Impfzentrum hat Arbeit aufgenommen

14.1.2021, 06:02 Uhr
Erster Pikser: Gunzenhäuser Impfzentrum hat Arbeit aufgenommen

© Isabel-Marie Köppel

Von 16 bis 20 Uhr war am Dienstag die erste Impfaktion in der eigens dafür eingerichteten Halle für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen vorgesehen. Die zweite folgt am Freitag. Einer, der einen der ersten Termine ergattern konnte, ist Rudolf Geng. Er wartet gerade vor den beiden Kabinen, wo das Aufklärungsgespräch stattfindet. Seine Tochter habe die Terminvereinbarung für ihn übernommen. Den ganzen Montagvormittag habe sie bei der Hotline angerufen, bis sie durchkam. Geng ist 81 Jahre alt und fällt damit in die höchste Priorisierungsgruppe.


Terminvereinbarung: Impfzentrum Gunzenhausen hielt dem Ansturm nicht Stand


"Ich finde, man braucht Sicherheit", begründet er seine Entscheidung für die Impfung. Er sei derjenige, der für die Familie einkauft, weil weder Frau noch Tochter aufgrund ihrer Gesundheit könnten, erklärt er. "Außerdem wollen wir im Herbst wieder nach Amerika fliegen. Wir waren schon sechsmal in Florida", führt er weiter aus. Dann ruft ihn die Ärztin ins Aufklärungszimmer.

Geng händigt ihr Formulare aus, sie spricht ihn auf seine Probleme mit der Blutgerinnung an, fragt, welches Medikament er nehme? Es ist laut in der Kabine. Die dünnen Wände, die ein Messebauer installiert hat, fangen die Geräusche von außen nur wenig ab, zudem sind sie nach oben hin einen Spalt offen. Die Ärztin muss lauter sprechen und Geng rutscht etwas näher an die Plexiglasscheibe, die Masken erschweren die Kommunikation bekanntermaßen zusätzlich.

Mit dem Tupfer fest und lange drücken

Dann aber geht’s. Fragen hat der Senior keine mehr, Allergien auch nicht. Die Ärztin vermerkt in den Unterlagen noch, dass auf die Blutgerinnung geachtet werden muss und weist ihn an, den Tupfer etwas fester und länger auf die Einstichstelle zu drücken. Dann muss er noch unterschreiben und sie gibt ihm seine Jurismappe zurück – "Predigten und Gebete" ist darauf zu lesen. Denn vor 20 Jahren war Rudolf Geng Pfarrer in Aha und hielt bis vor einem Jahr noch Gottesdienste. Die Ärztin begleitet ihn nach draußen und sagt ihm, in welche Impfkabine er muss.


Corona-Impfung: Wie komme ich an einen Termin?


Angst vor Nadeln hat er nicht, erzählt er während der kurzen Wartezeit. Früher war Geng beim Militär, wo er und seine Kameraden sich selbst geimpft hätten. Außerdem muss er seine Frau wegen Diabetes dreimal täglich spritzen: "Da verliert das an Schrecken." Die Atmosphäre im Impfzentrum empfinde er als gut, und er habe auch das Gefühl, dass alles reibungslos ablaufe.

Nun geht die Tür auf, und eine Frau mit weißem Anzug und Zopf bittet ihn herein. Insgesamt hätten sich über 200 Personen gemeldet, um im Impfzentrum zu arbeiten, sagt Klinik-Chef Christoph Schneidewin, der an diesem Abend ebenfalls vor Ort ist. So viele bräuchten sie aktuell gar nicht, weshalb viele noch auf der Warteliste stünden.

Als Geng die Impfkabine betritt, legt er ab und fädelt seinen linken Arm aus dem dunkelblauen Sweatshirt. Der Spruch "I speak dolphin" ("Ich spreche delfinisch") kommt zum Vorschein und weist auf ein Souvenir aus einem der Florida-Urlaube hin, wie Geng später bestätigt. Seine Kinder schwammen damals mit Delfinen.

Arm beim Impfen entspannen

Der blanke Arm hat es nach draußen geschafft. Er soll ihn entspannt nach unten hängen lassen, erklärt ihm Petra Mühlöder, die Krankenschwester am Klinikum Altmühlfranken ist, und ihm gleich die Spritze setzen wird. Sie ist sehr freundlich, erklärt jeden ihrer Schritte. Während sie das Vakzin in seinen Oberarm drückt, steht es ihrem Patienten sogar nach einem kurzem Witz. Geng drückt wie geheißen fest auf die Einstichstelle und Mühlöder macht ihm sicherheitshalber einen Druckverband.

Währenddessen arbeitet im Hintergrund eine junge Frau am Schreibtisch und kümmert sich um die Dokumentation. Wer keinen Impfpass dabei hat, bekommt ein entsprechendes Kärtchen ausgestellt, das in Größe und Form in den Ausweis passt. Danach hat es der Impfling geschafft. Lediglich eine Viertelstunde im Erholungsbereich trennt ihn vom Nachhauseweg. Falls es zu Komplikationen kommen sollte, steht ein BRK-Team bereit. Doch Rudolf Geng zeigt sich nach der Impfung unbeeindruckt: "Ich habe gar nichts gespürt."

Auch der Klinik-Chef scheint bisher zufrieden zu sein. Bei der Security-Frau am Eingang, die die Impfwilligen als erstes empfängt und unter anderem deren Temperatur misst, erkundigt er sich, ob bisher alle gekommen sind. Sie stimmt zu – da war es 17.30 Uhr.

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