Frauen erzählen: Darum sind Hebammen so wichtig
28.10.2020, 06:04 UhrWaren es vor einiger Zeit schließende Geburtsstationen an den Kliniken und ins unermessliche gestiegene Beiträge zur Haftpflichtversicherung, sind es heute der Mangel an Fachkräften und der Ausfall von Kursen, die den Hebammen das Leben schwer machen.
Deshalb begrüßen Frauen wie Dominique Reitmaier aus Laubenzedel die Initiative der WHO. Sie ist selbst Mutter von drei Kindern und weiß, wie wichtig die Begleitung während der Schwangerschaft, der Geburt und der Zeit danach für Mütter ist: "Heutzutage wird man drei Tage nach einem Kaiserschnitt aus der Klinik entlassen. Ich war froh, dass meine Hebamme gekommen ist, um sich die Wundheilung anzusehen, eine gebärmutterrückbildende Massage durchgeführt hat und sich auch noch vom Gesundheitszustands meines Kindes überzeugte", erzählt sie.
Hier können Hebammen in Nürnberg künftig studieren
Ihre Hebamme kümmerte sich um die Nabelheilung und das Gewicht des Babys. Und sie half ihr dabei, nach einer Brustentzündung mit hohem Fieber weiter stillen zu können. "Ich bin so dankbar, so umfassende Hilfe im Wochenbett bekommen zu haben, bei allen drei Kindern", betont Dominique Reitmaier, die damit nicht alleine ist.
Auch Maria Hilpert fühlte sich von den Hebammen in Gunzenhausen immer gut betreut. Ob Vorsorgeuntersuchungen, Yoga, Rückbildung, Akupunktur oder Fußreflexzonenmassage – das Angebot der Praxis ist umfangreich, "und ich habe Sämtliches mitgenommen". Als ihr die Ärzte sagten, dass ihr zweites Kind zu groß für eine normale Geburt werden würde und ihr einen Kaiserschnitt empfahlen, habe sie Rat bei ihrer Hebamme gesucht.
Frauen schätzen umfangreiches Wissen der Hebammen
Und gefunden: "Mit ihrer Erfahrung strahlte sie so viel Ruhe und Vertrauen aus und behielt am Ende Recht", erinnert sich die mittlerweile dreifache Mutter, die außerdem das umfangreiche Wissen der Geburtshelferinnen lobt: "Sie haben immer eine Lösung, ob gegen Übelkeit, Nabelbruch oder Brustentzündung, sie finden immer etwas, das hilft. Außerdem geben sie einem stets das Gefühl, ernst genommen zu werden."
Eine gute Vertrauensbasis ist auch für Julia Weiskopf wichtig. "Schließlich entbindet man ja nicht jeden Tag." Die 30-Jährige aus Selgenstadt ist gerade mit ihrem dritten Kind schwanger und hofft, im Kreißsaal auf ein bekanntes Gesicht zu treffen. "Eine Geburt ist sehr intim, da ist es leichter, wenn man schon jemanden kennt", erklärt sie und äußert ihr Unverständnis darüber, dass es derzeit oft schwierig ist, überhaupt eine Hebamme zu finden und viele Geburtsstationen schließen – "weil sie nicht lukrativ sind". Noch gut in Erinnerung hat sie ihre erste Geburt, und das gute Gefühl, "dass da jemand ist, der immer für einen da ist. Trotz Feierabend blieb die Hebamme bis zum Schluss bei mir".
Von der schwierigen Suche nach einer Hebamme kann Franziska Ritzinger aus Kleinlellenfeld ein Lied singen: Schon bei ihrem ersten Sohn habe sie Glück gehabt, jemanden für die Vorsorge zu bekommen. Als sie mit dem zweiten Kind schwanger war, kümmerte sie sich bereits in der neunten Schwangerschaftswoche um eine Hebamme für Vor- und Nachsorge, doch erst in der 31. Woche erhielt sie eine Zusage – und auch nur, weil eine andere Frau abgesagt hat.
Geburtshelferinnen geben werdenden Müttern Sicherheit
"Hebammen sind verdammt wichtig. Sie hat uns bei der Geburt sehr viel Positives gesagt, aufgebaut, total viel unterstützt während den Wehen. Ohne ihre Hilfe hätte ich aufgegeben. Danach im Wochenbett stand sie mir mit tollen Tipps zur Seite. Man spürte, dass sie ihren Job liebt. Sie gab uns diese Liebe spürend zurück!", erklärt Martina H. aus Meinheim.
Und auch Corinna M. aus Gunzenhausen zeigt sich "sehr dankbar über meine Hebamme. Sie kam nach der Geburt alle zwei Tage. Ich konnte alle offenen Fragen stellen, und sie hat sich für das Beantworten viel Zeit genommen. Auch regelmäßiges Wiegen, das erste Anlegen beim Stillen wurde uns gezeigt. Sie gab uns Sicherheit im Umgang mit unserem Neugeborenen".
Für Sonja aus Gunzenhausen ist dieser Beruf sehr wichtig und wertgeschätzt. Sie ist Mama von zwei Kindern, und "ohne die Unterstützung meiner Hebamme wäre in meiner Schwangerschaft, während der Geburt und im Wochenbett einiges anders gelaufen. Im Wochenbett habe ich bei beiden Kindern erfahren dürfen, wie wichtig es ist, in dieser Zeit Hilfe annehmen zu dürfen und Probleme und Bedürfnisse anzusprechen". Daher wünscht sie sich, dass es für die Hebammen auch in Zukunft noch möglich ist, ihren Beruf so auszuleben und er in dieser Form bestehen bleibt.
Hebammen in der Corona-Krise: Der Kontakt fehlt
Solidarität von Frauen für Frauen steht in diesem jahrtausendealten Beruf als nach wie vor an erster Stelle, trotz allem Wandel und aller Probleme. Denn, bringt es Maria Hilpert auf den Punkt: "Eine Hebamme braucht man einfach, wenn man ein Kind bekommt."
Unterstützung für die Hebammen gibt es übrigens nicht nur regional, sondern bundesweit: Anja Lehnertz, Mitglied in der Bundeselterninitiative Mother Hood, hat eine Postkartenaktion gestartet, mit der man auf einfache Art und Weise seine Verbundenheit zum Ausdruck bringen kann.
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