Ökologische Umgestaltung

Gunzenhausen: Hochwasserschutz ist fertig, nun folgt die Renaturierung

8.7.2021, 17:13 Uhr
So sieht der Lageplan für die ökologische Umgestaltung der Altmühl vor, den das Wasserwirtschaftsamt Ansbach ausgearbeitet hat. Man beachte die vielen Schleifen des neuen Flussarms. In der Sitzung war von einem "mäanderartigen Wurstgebilde" die Rede.

© Wasserwirtschaftsamt, NN So sieht der Lageplan für die ökologische Umgestaltung der Altmühl vor, den das Wasserwirtschaftsamt Ansbach ausgearbeitet hat. Man beachte die vielen Schleifen des neuen Flussarms. In der Sitzung war von einem "mäanderartigen Wurstgebilde" die Rede.

Was Amtsleiter Thomas Keller und Projektleiterin Kerstin Späth zu sagen hatten, war teils genau das, was schon bekannt war, aber teils gab es auch neue Aspekte, die aufhorchen ließen. Der Freistaat Bayern tritt allein als Bauherr auf und bezahlt so gut wie alles. Insofern können die Stadträte zufrieden sein. Auch mit dem, was im Einzelnen zwischen Promenade und jetzigen Flussverlauf auf einer Länge von 720 Metern kommen wird, zeigten sie sich nach der Präsentation und Debatte einverstanden.

Die Umgestaltung der Altmühl zwischen Gunzenhausen und Treuchtlingen hat sich über viele Jahre dahingezogen und ist weitgehend fertig. Es fehlt eben noch der Abschnitt direkt in Gunzenhausen - wo der Aufenthaltswert für die Menschen gering war und ist. Der Fluss fließt abseits der Häuser und Wege geradeaus Richtung Südosten, er verschwindet zwischen Bäumen und Büschen, hat steile Böschungen, man kommt nicht an ihn heran. Das alles ist eine Folge der Kanalisierung vor rund 100 Jahren. Die soll im Übrigen auch oberhalb von Gunzenhausen, etwa ab Ornbau, ein Ende finden, dort geht die Renaturierung weiter. Die Altmühl ist als Gewässer 1. Ordnung eingestuft, damit ist der Freistaat zuständig.


Gunzenhausen: Hochwasserschutz kostet Millionen


Nach den Worten von Thomas Keller dient der Hochwasserschutz dem Schutz der Gunzenhäuser Bürger und ist als eigenes Projekt zu sehen. Was dort gemacht worden sei, könne sich sehen lassen. Jetzt komme der Schutz der Umwelt an die Reihe, der Fluss solle in einen "guten ökologischen Zustand" gebracht werden. Die Umgestaltung der Auenlandschaft werde aber auch zu einer höheren "Lebensqualität" für die Menschen und zu "Naherholungsmöglichkeiten" führen. Wie das aussehen wird, stellte Kerstin Späth dar. Es gehe darum, die Durchgängigkeit für Fische zu erhöhen, ungestörte Bereich für die Entwicklung von Tier- und Pflanzenwelt zu schaffen und für mehr Strukturvielfalt zu sorgen. Späth: "Wir wollen das Umgehungsgewässer vielfältig gestalten. Die Altmühl soll wieder lebendig werden."

Aussicht auf Flusslandschaft

Das Wasserwirtschaftsamt hat vor, den jetzigen Flussverlauf zu erhalten und daneben einen neuen Flussarm in Schleifenform zu schaffen. Es entsteht also eine langgestreckte Insel. Wichtig ist zu Beginn eine Überlaufstelle. Sie garantiert, dass zu normalen Zeit der Großteil des Wassers im neuen Flussarm fließt. Die Gunzenhäuser dürfen sich auf flache Zugänge zum teils aufgeweiteten Gewässer, einen Rundweg mit Aussichtsplattform, ein Sonnendeck und ein Kneippbecken freuen. Im Schnitt werden die Schleifen 80 Zentimeter tief sein, am Kneippbecken und am Sonnendeck werden es 30 bis 40 Zentimeter sein. Die Stadt steuert einen Spielplatz (war vorher schon da), einen Bouleplatz (ebenfalls schon vorhanden gewesen) und drei Storchentürme bei.


Hochwasser im Juni: Land unter in Ostheim


Am Wasserwirtschaftsamt liegt es nun, die Unterlagen für das Projekt fertigzustellen und bei der Regierung einzureichen. Außerdem ist ein Wasserrechtsverfahren erforderlich, hier ist das Landratsamt in Weißenburg zuständig. Als Baubeginn wurde "Sommer/Herbst 2022" genannt. Man sei etwas im zeitlichen Verzug wegen Grundstücksverhandlungen. Die Bauzeit soll ein Jahr betragen. Die Kosten wurden mit etwa 1,8 Millionen Euro angegeben. Späth kündigte an, die Pläne in absehbarer Zeit auf die Internetseite des Amtes zu stellen (www.wwa-an.bayern.de).

Thomas Keller betonte, die Zeiten des "stehenden Kanals" würden nach der Umgestaltung vorbei sein. Man bekomme ein "Gewässer", wie man es sich vorstelle. Manfred Pappler (CSU) begrüßte es, dass der Fluss näher an die Stadt herangerückt wird - genau das habe man ja gewollt. Durch die neuen Flussschleifen solle dann aber auch der Hauptteil des Wassers fließen, darauf sei Wert zu legen. Denn es sei ja von Seiten der Stadt ausdrücklich als Ziel genannt worden, die Altmühl näher an die Stadt zu rücken. Antwort des Behördenleiters: Den alten Flussarm wolle und müsse man erhalten. Der Hauptabfluss erfolge, wie bereits gesagt, zu normalen Zeiten über die Schleifen, "dort spielt die Musik."

Der Minister kommt am Donnerstag

An einen Bereich für Veranstaltungen, eventuell mit Strom- und Wasseranschluss und Toiletten, ist nicht gedacht. Wollte die Stadt hier mehr als bisher geplant, müsste sie selbst dafür aufkommen. Da wäre das Wasserwirtschaftsamt für Wünsche offen, solange der Wasserabfluss nicht beeinträchtigt würde, hieß es.

"Wir haben derzeit noch einen Kanal mit steilen Ufern. Das ändert sich. Wir machen das Beste aus der Situation", urteilte Bürgermeister Karl-Heinz Fitz zusammenfassend.

Die Baumaßnahme für den Hochwasserschutz wird am Donnerstag, 8. Juli, 17 Uhr von Umweltminister Thorsten Glauben eingeweiht und offiziell in Betrieb genommen. Wie berichtet, wird die Stadt hier für den Betrieb zuständig sein. Ihr Kostenanteil beträgt 35 Prozent und könnte noch etwas sinken, so die Erwartung der staatlichen Wasserbauer.

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