Vorbild Floating Village: Schwimmende Häuser sollen an den Altmühlsee kommen
14.12.2020, 05:59 UhrFür die Stelzenhäuser am Seezentrum Wald oberhalb des Erlebnisspielplatzes gab der zuständige Zweckverband Altmühlsee (ZVA) im September bereits grünes Licht. Der Bebauungsplan steht kurz vor dem Abschluss, danach gilt Baurecht. Nun soll dort noch eine weitere Wohnattraktion für Urlaubsgäste entstehen: Schwimmende Häuser wie in Ramsberg auf dem Brombachsee.
Umsetzen möchte diese das Unternehmen Floating Homes, das zur Baufirma Matthäi aus Verden (Niedersachsen) gehört, und selbst auf den ZVA zugekommen ist, heißt es in der jüngsten Sitzung des Verbands. 2006 entstanden die ersten schwimmenden Häuser mit einem Hamburger Architekten in der Hansestadt, seit 2013/2014 treibt Floating Homes solche Projekte voran, informiert Mirco Temp, einer der anwesenden Firmenvertreter.
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Über das Projekt am Altmühlsee klärt Jörg Bierwagen vom Ingenieurbüro Christofori und Partner aus Heilsbronn auf, das mit der Planung vor Ort betraut ist. Am See seien verschiedene Standorte geprüft worden wie die Seezentren in Schlungenhof und Muhr am See. Auch eine andere Stelle am Seezentrum in Wald war im Gespräch.
Anderes Konzept als in Ramsberg
Als bester Platz hätte sich jedoch der Bereich zwischen Badestrand und Hirteninsel herauskristallisiert – der aber noch im notwendigen Bauleitplanverfahren mit den Fachbehörden abgestimmt werden muss. Die anderen Standorte wären zu nahe an der Vogelinsel gewesen oder bereits durch andere Angebote zu stark genutzt. Hinzu kommt, dass Floating Homes ein etwas anderes Konzept als in Ramsberg umsetzen möchte, wo die Häuser kompakt in die Marina, also den Hafen, eingebunden sind.
"Wir möchten das Naturerlebnis in den Vordergrund stellen", sagt Bierwagen. Die Gäste sollen den Naturraum individuell um sich herum erleben können. Deshalb sollen die schwimmenden Ferienhäuser nicht zu dicht nebeneinander liegen und über Stege an das Ufer angebunden werden. Planen würden sie mit maximal zwölf Wohneinheiten, die dort entstehen könnten. Mehr sollten es nicht werden, um Konflikte zu vermeiden. Die Anlage solle verträglich mit dem Fahrradtourismus und allen anderen Nutzungen des Sees sein.
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Mit dem Auto sind die Schwimmhäuser an dieser Stelle nicht erreichbar, doch das gehöre bewusst zu dem naturnahen Konzept. Den Wagen stehen zu lassen, wirke "entschleunigend". Deshalb müsse man sich ein Mobilitätskonzept überlegen. So könnten die Appartments auf dem Wasser mit Fahrrädern ausgestattet und zusätzlich ein Shuttleservice vom Parkplatz am Seezentrum eingerichtet werden.
ZVA-Geschäftsleiter Daniel Burmann weist daraufhin, dass es am See bereits einen Betreiber für Elektromobilität gibt, den man eventuell einbinden könnte. Dieser habe nicht nur die Segways im Angebot, die bereits um den See unterwegs sind.
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In Bezug auf die Stelzenhäuser könnte sich Floating Homes vorstellen, eine gemeinsame Rezeption zu betreiben. Attraktiv für Familien sei auch der Erlebnisspielplatz in unmittelbarer Nähe. "Es ergeben sich hier viele Synergien", sagt Planer Bierwagen. Was die Versorgung angehe, seien die Häuser autark. Alle hätten einen Stromanschluss, Abwasserentsorgung und Wärmepumpen.
Gäste sollen sich selbst versorgen
Ein Restaurant oder Ähnliches sei nicht geplant, die Gäste sollen sich selbst versorgen. Ein Brötchenservice wäre vorstellbar, den etwa das Seezentrum Wald organisieren könnte. Eine Gefährdung des Gewässers sei nicht zu erwarten, da die schwimmenden Ferienhäuser wasserdicht seien. Unter den Schwimmkörpern könnte sich sogar eine positive Umgebung für Muscheln entwickeln, wie Studien gezeigt haben, so Bierwagen.
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Den Planern sei bewusst, dass sie sich in Wald in einem Vogelschutzgebiet befinden. Seit September diesen Jahres läuft die FFH (Flora, Fauna, Habitat)-Verträglichkeitsprüfung, um zu ermitteln, ob das Projekt mit den festgelegten Erhaltungszielen des Schutzgebietes vereinbar ist. Über ein gesamtes Jahr erstreckt sich diese Prüfung. Mit Blick auf das Vorhaben sagt Bierwagen zum ZVA gewandt: "Heute soll der Auftakt sein."
Auch wenn die Häuser schwimmen, braucht es einen Bebauungsplan, so der Verbandsvorsitzende Karl-Heinz Fitz. Das ist der Unterschied zu Hausbooten, die als Sportboote gelten und deshalb aus rechtlicher Sicht keine Baugenehmigung brauchen. Ebenso muss für die Schwimmhäuser der Flächennutzungsplan von einer Wasserfläche/stehendes Gewässer in eine Sonderbaufläche zu Erholungszwecken geändert werden. Sowohl den Aufstellungs- als auch den Änderungsbeschluss dafür nahmen die Mitglieder einstimmig an.
Schon zu Beginn der Sitzung betitelt Fitz das Floating Village in Ramsberg als ein Vorzeigeprojekt in ganz Bayern. Es sei ein Vorbild, werde gut angenommen. Am Altmühlsee könnte durch die schwimmenden Häuser ein zusätzliches, hochwertiges Angebot geschaffen werden, "wo wir zunehmend hin wollen", und nennt das geplante Chaletdorf in Büchelberg ebenso als Beispiel. Als "gute Geschichte" bezeichnet Hans-Dieter Niederprüm, Geschäftsführer des Tourismusverbands, das Vorhaben, das er begrüße. Die – wenn auch von manchen angezweifelte – Lücke an Betten im Fränkischen Seenland könne so weiter ausgeglichen werden.
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