Dexter-Züchter trafen sich in Streudorf

Wertvolle Landschaftspfleger: Kleinste Rinder Europas leben auch in Mittelfranken

18.8.2021, 06:02 Uhr
Wertvolle Landschaftspfleger: Kleinste Rinder Europas leben auch in Mittelfranken

© Foto: Fritz Arnold

Gastgeber waren die Nebenerwerbslandwirte Karlheinz und Daniela Luff, die in Kleinbreitenbronn seit einem Jahrzehnt die kleinen Fleischrinder halten. Die Dexter-Kühe wiegen höchstens 350 Kilogramm im Gegensatz zu den anderen Rinderrassen, die um die 1000 Kilo wiegen.


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Sie sind deshalb gut für nasse Wiesen geeignet, wo schwerere Tiere mehr Trittschäden verursachen würden. Im Vergleich zu den Schafen haben sie den Vorteil, dass die kleinen Rinder nicht jedes Jahr geschert werden müssen. Sie eignen sich für Landwirte, die nicht mehr melken, aber doch noch Grünlandflächen verwerten und dabei zartes Fleisch produzieren wollen.

Kühe und Kälber den ganzen Sommer auf der Weide

Einst als Zweinutzungsrichtung für Milch und Fleisch gehalten, ist heute fast nur noch die Mutterkuhhaltung anzutreffen, bei der die Kühe zusammen mit den Kälbern den ganzen Sommer über auf den Weiden sind. Die Familie Luff beweidet vom Wald umgebene Feuchtwiesen bei Biederbach in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband. Dessen Geschäftsführer Klaus Fackler unterstrich bei der Veranstaltung den landschaftspflegerischen Wert einer derartigen Beweidung und bezeichnete sie als Ideallösung für den Artenschutz solcher Flächen. Ohne Nutzung würden nasse Waldwiesen rasch zuwachsen.

Ohnehin betreibt die Familie Luff eine ungewöhnliche Nebenerwerbslandwirtschaft, seit sie in Kleinbreitenbronn bei Merkendorf einen Hof gekauft hat. Ihre "Voigt Ranch" – der Name kommt vom Vorbesitzer – steht unter dem Motto "Die kleine Kuh mit der großen Zukunft". Von den Direktvermarktern, die auch Erlebnisstunden für Kinder anbieten, gibt es neben Dexter-Rindfleisch auch Lammfleisch und Lammfelle. Zudem ist eine Zwergziegenzucht vorhanden und Landschaftspflege wird nicht nur mit den kleinen Rindern auf Feuchtflächen, sondern auch mit 35 Schafen in einer Freiflächen-PV-Anlage betrieben.

Stammen aus Irland

Die sieben Dexter-Kühe kalben ab September und bleiben über den Winter im Stall, bevor sie im Sommerhalbjahr zusammen mit den Kälbern ständig auf der Weide sind. Auf die Dexter kam die Familie auch, weil die vorhandenen Ponys auf dem Grünland bestimmte Gräser stehen lassen, die von den Rindern abgefressen werden.

Die ursprünglich aus Irland stammende kleine Rinderrasse hat in den vergangenen Jahren einen stetigen Zuwachs erfahren. Nach Angaben des Bundesvorsitzenden Dr. Walter Reuleeke aus Kiel gibt es in Deutschland derzeit 243 aktive Zuchtbetriebe, die 936 Herdbuchkühe halten. In Bayern werden auf 48 Höfen 243 Herdbuchkühe zur Zucht gehalten.


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Im Rahmen der Veranstaltung hielt Roland Dengler von der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft einen Vortrag über den sachgemäßen Umgang mit Rindern nach der Methode "Low Stress Stockmannship". Dengler gab den Tagungsteilnehmern Tipps, wie sie das Grundverhalten der Rinder nutzen können, um diese von A nach B zu bringen. Er informierte, dass Kühe gut riechen und hören können und einen Rundumblick haben. Entscheidend sei die Ansprache der Tiere. Nicht schlagen, drücken oder ziehen, lautete eine seiner Empfehlungen. Dabei gab er zu bedenken, dass Druck Gegendruck provoziere.

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