Nach Vorfällen in Erlangen
Hautpilz - eine ständige Gefahr beim Friseurbesuch? Zwei Experten klären auf
10.4.2024, 05:00 UhrSogar das Gesundheitsamt Erlangen musste informiert werden: In letzter Zeit kam es dort zu einer Häufung an Hautpilz-Erkrankungen. Hautärzte sind alarmiert. Vermutet wird ein Zusammenhang mit einem Barber-Shop in Erlangen. Wie der "Bayerische Rundfunk" berichtete, waren die Erkrankten zuvor in einem solchen gewesen.
Friseure und Barber betreiben eine körpernahe Dienstleistung. Hygiene ist dabei das A und O. Besteht nun nach den Vorfällen in Erlangen bei jedem Haarschnitt die Gefahr sich eine ansteckende Hautkrankheit einzufangen oder kann man weiterhin weitestgehend bedenkenlos zum Friseur oder Barber gehen?
Judith Warmuth ist Obermeisterin der Friseurinnung Erlangen und betreibt auch selbst einen Salon. Als Grund für die Situation in Erlangen sieht sie "ganz klar mangelnde Hygiene". Gleichzeitig gibt Warmuth aber Entwarnung: "Es ist tatsächlich eine Seltenheit, dass eine solche Problematik auftritt. Die meisten Betriebe, vor allem Innungsfachbetriebe, halten sich an die Hygienevorschriften der Berufsgenossenschaft."
Zu diesen Vorschriften zählt laut Obermeisterin Warmuth, dass Werkzeuge nach jedem Kunden gereinigt und desinfiziert werden, Handtücher nur einmal benutzt werden, Umhänge regelmäßig gewaschen werden sowie Bedienstühle und Waschbecken gründlich gereinigt werden. Das seien die Standards beim Betrieb eines Salons, erklärt sie.
Im schlimmsten Fall heißt es "raus hier"
Zudem läge es nicht zuletzt in der Verantwortung der Mitarbeitenden in Salons beispielsweise Hautanomalien zu erkennen. Schon in der Ausbildung werde vermittelt, auf welche Auffälligkeiten man achten müsse. Im Fall von Hautkrankheiten werden die Kunden darauf angesprochen, schildert Warmuth. Unter Umständen handelt es sich "nur" um eine Schuppenflechte, die nicht ansteckend ist, im schlimmsten Fall muss der Friseurbesuch abgebrochen werden. Im Fall von Läusen müssen betroffenen Kunden den Salon sofort verlassen, betont die Obermeisterin.
Sollten Probleme - wie beispielsweise ein Pilzbefall - in einem Salon auftreten, gibt es Regelwerke, die das Vorgehen bestimmen. Dazu zählen beispielsweise der Reinigungs- und Desinfektionsplan für Friseursalons von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, der Hautschutz- und Händehygieneplan der Berufsgenossenschaft und die Bayerische Hygieneverordnung.
"Eine gute Handhygiene bei den Mitarbeitern ist ebenso eine Voraussetzung", fügt Warmuth hinzu. "Zusätzlich werden die Werkzeuge wie Kämme, Bürsten und Scheren regelmäßig in Desinfektionsbädern gelegt und gereinigt." Die verantwortlichen Meister müssten ihre Mitarbeiter fortlaufend zu den verschiedenen Themen unterweisen und die Umsetzung von Standards kontrollieren. Zudem führe die Berufsgenossenschaft Kontrollen in den Salons durch.
In ihrem Salon in Erlangen unternimmt Warmuth auch eigene Maßnahmen, um die Hygiene zu gewährleisten: "Ich persönlich bediene jeden Kunden nur mit vorheriger Haarwäsche, also keine sogenannten Trockenschnitte."
Warmuth rät Kunden, bei der Wahl ihres Salons oder Barbers auf das Gesamtbild des Betriebes zu achten, darauf "ob es sauber ist oder ob die Bedienplätze und der Waschbereich verschmutzt sind oder ob für jeden Kunden frische Handtücher verwendet werden." Haare vom Vorkunden oder benutzte Werkzeuge sollten nicht zu sehen sein. Auch lohne es sich, darauf zu achten, ob es sich um einen Innungsbetrieb handelt. Diese würden stets über die aktuellen Hygiene-Standards auf dem Laufenden gehalten.
Das sagt ein Hautarzt von der Uniklinik Erlangen
In der Hautklinik Erlangen sind es unter anderem Petra Wörl, Leiterin der allgemeinen Hochschulambulanz, und Andreas Maronna, Oberarzt in der Hautklinik, die sich mit den Hautpilzfällen beschäftigen. Während Wörl die Notfälle entgegennimmt, Patienten betreut und über die Therapie entscheidet, kümmert sich Maronna um die Diagnostik im Labor.
Er bestätigt im Gespräch mit unserem Portal, dass es in jüngster Zeit, etwa seit einem halben bis dreiviertel Jahr, eine Häufung an Hautpilzerkrankungen gebe. Etwa zwei Drittel der Fälle in der Hautklinik in Erlangen beträfen junge Männer unter 18 Jahren. "Wir sehen da ein exponentielles Wachstum", so der Mediziner. Der Pilz an sich sei aber schon länger bekannt: "Es handelt sich um den sogenannten Ringerpilz. Bei der Kontaktsportart kann es zu kleinsten Verletzungen kommen, über die sich der Pilz von Mensch zu Mensch überträgt."
Seit einigen Jahren wird nun aber auch in der Wissenschaft der Zusammenhang zwischen eben diesem Hautpilz und dem Besuch bei Barbershops diskutiert: Beim Rasieren könnten kleinste Verletzungen entstehen. Ist das Werkzeug nicht richtig sauber und es haften Pilzsporen an, können sich diese in den kleinen Hautverletzungen festsetzen. Maronna betont, das sei kein Phänomen, das sich auf Erlangen beschränke. Betroffene kämen aus der gesamten Region in die Hautklinik. Und damit nicht genug: "Auf dermatologischen Fortbildungen wird das Phänomen deutschlandweit diskutiert." Problematisch sei die Widerstandsfähigkeit der Pilzsporen. "Übliches Desinfektionsmittel reicht da womöglich gar nicht", so Maronna.
Zu den Symptomen des Hautpilzes zählen Juckreiz, schuppende Haut, Bläschen oder Pusteln. Auch zu Haarausfall kann es kommen. Werden die Haarwurzeln beschädigt, kann dieser dauerhaft sein. Behandelt wird mit speziellen Shampoos, Cremes, Lösungen und Tabletten. Bis zur vollständigen Genesung könnten mehrere Wochen oder sogar Monate vergehen, so der Hautarzt.
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