Hitze-Alarm: Wüstenklima in Franken erhöht Brandgefahr
04.07.2018, 20:19 UhrFür den gemütlichen Grillabend oder die morgendliche Joggingrunde ist das derzeitige warme, aber nicht schwüle Wetter ideal, trotzdem haben Mensch und Natur immer mehr mit der Trockenheit zu kämpfen.
Vor allem die Waldbrandgefahr ist inzwischen extrem hoch, und die Piloten der Luftrettungsstaffel Bayern haben viel zu tun in diesen Tagen. "In Unterfranken waren zunächst nur Beobachtungsflüge für den östlichen Teil des Regierungsbezirks angeordnet worden, doch jetzt sind die Flugzeuge auch über den Landkreisen Aschaffenburg, Miltenberg und Main-Spessart im Einsatz", berichtet der Karl Herrmann, der Präsident der Luftrettungsstaffel Bayern. Für die meisten Gebiete in Mittelfranken, Oberfranken und der Oberpfalz hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) schon zuvor die fünfte und damit höchste Waldbrandgefahrenstufe ausgerufen.
Vier trockene Jahre machen sich bemerkbar
Normalerweise finden solche Überwachungsflüge nur am Wochenende und an Feiertagen statt, weil an diesen Tagen mit dem höchsten Ausflugsverkehr zu rechnen ist. Angesichts der aktuell extrem kritischen Situation kreisen die Piloten der Luftrettungsstaffel zusammen mit den speziell ausgebildeten Beobachtern des Katastrophenschutzes, der Forstverwaltung oder der Kreisverwaltungsbehörden mindestens zweimal an einem Tag über den besonders gefährdeten Gebieten.
Herrmann geht nicht davon aus, dass sich die Lage so schnell entspannen wird. "Wir haben zurzeit 30 Prozent Luftfeuchtigkeit, und in vielen Gebieten sind die oberen Schichten des Waldbodens so hart wie Beton. Ein kurzes Sommergewitter bewirkt da überhaupt nichts", weiß der passionierte Hobbypilot.
Verantwortlich für diese Dürre ist nicht nur das Wetter der vergangenen Wochen: "Inzwischen sind es schon vier Jahre in Folge, die überdurchschnittlich trocken waren", erklärt Moritz Bergen vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Fürth. Regelmäßig nehmen der Abteilungsleiter für den Bereich Forsten und seine Kollegen Bodenproben und müssen registrieren, dass der Untergrund oft bis zu einem Meter Tiefe völlig ausgetrocknet ist. Die Bodenvegetation wird bereits welk, und vor allem die Kiefern haben mit den Folgen des inzwischen unübersehbaren Klimawandels zu kämpfen. "Man sieht es auch schon an den Kronen, und für viele Schädlinge sind diese geschwächten Bäume natürlich ein gefundenes Fressen", sagt Bergen.
Keine Besserung in Sicht
Dass sich die Situation in absehbarer Zeit merklich verbessert, ist laut dem Deutschen Wetterdienst nicht zu erwarten. Zwar wird in diesen Tagen aller Voraussicht nach ein schwaches Tief vom Westen her über die Region hinwegziehen. Doch die möglichen Regenfälle werden nach Meinung von Harald Maier, dem Leiter der Agrarmeteorologie des DWD in Weihenstephan, nicht sonderlich ergiebig sein. Um die Wetterkapriolen der vergangenen Monate auch nur ansatzweise ausgleichen zu können, wäre schon ein mehrtägiger gleichmäßiger Landregen nötig.
"Im April war es fünfeinhalb Grad wärmer als im langjährigen Klimamittel, im Mai waren es dreieinhalb Grad über dem Durchschnitt und im Juni zwei bis zweieinhalb Grad", erklärt Maier. Die Trockenheit des Bodens sei deshalb schon jetzt mit der des Hitzesommers 2003 zu vergleichen.
Auch die Bauern in der Region leiden unter dem derzeitigen wüstenähnlichen Klima, wegen dem die Getreideernte in Bayern extrem früh begonnen hat. Die Wintergerste sei in einigen Regionen schon komplett abgeerntet, berichtet Ludwig Prey vom AELF Roth, das für die Kreise Roth und Nürnberger Land zuständig ist.
Verdorrte Grünflächen
"Die Landwirte sind zwei bis drei Wochen früher dran als sonst, und der Ertrag schwankt zwischen Totalausfall und 60 bis 70 Doppelzentner pro Hektar", bilanziert der Fachberater für Pflanzenbau. In normalen Jahren dagegen seien auf guten Böden schon mal 90 Doppelzentner möglich. Noch problematischer sei es mit der Futterversorgung für das Nutzvieh, denn auch den Grünflächen setzte das zu warme und trockene Wetter schwer zu.
Wenn der ersehnte feuchte Segen weiter ausbleibt, steigt zudem die Gefahr von Feldbränden. So ruft der ebenfalls vom Deutschen Wetterdienst ermittelte Grasland-Feuerindex für viele Gebiete im Freistaat inzwischen die höchste Gefahrenstufe aus. Unter anderem stand bereits in der Nähe von Gottsfeld im Landkreis Bayreuth ein Getreidefeld in Flammen. Die Feuerwehr geht von einer Selbstentzündung aus.
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