StuB: Freie Wähler zweifeln an Fahrzeit-Prognose

11.3.2020, 06:57 Uhr
StuB: Freie Wähler zweifeln an Fahrzeit-Prognose

© Archivfoto: Heinz Wraneschitz

Borkenstein schreibt sinngemäß, die StUB würde sich, träfe die Berechnung zu, dass die Stub in 18 bis 20 Minuten von der Herzogenauracher Endstation am Erlanger Hauptbahnhof ist, schneller bewegen als es eine normale deutsche Straßenbahn tut. In unserem Land sei eine Straßenbahn im Schnitt mit 19,8 Kilometern pro Stunde unterwegs, Halte eingerechnet. Die schnellsten Bahnen, die in Leipzig und in Karlsruhe, reisen laut Borkenstein 22,3 beziehungsweise 22,9 Kilometer pro Stunde schnell.


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Würde die StUB die zwölf Kilometer vom Endhalt vor dem Schaeffler-Tor bis zum Erlanger Bahnhof tatsächlich samt aller elf Haltestellen-Stopps in 20 Minuten fahren, dann käme sie auf eine Reisegeschwindigkeit von 36 Stundenkilometern.

Borkenstein hält dies für unrealistisch. Die Straßenbahn würde wohl eher 30 Minuten brauchen, was auch schon ein rasches Durchschnittstempo von 24 Stundenkilometern bedeuten würde.

Steh-Zeiten als weiterer Faktor

Wir haben nachgefragt, wie die Fahrzeit-Prognosen berechnet werden. Florian Gräf, Technischer Leiter des Zweckverbands Stadt-Umland-Bahn, nennt als relevante Größen den Beschleunigungs- und den Bremswert der Züge. Die Fahrzeuge nehmen, wenn sie von einer Haltestelle anfahren, vier Stundenkilometer pro Sekunde Fahrt auf, sind also nach etwa zehn Sekunden auf Tempo 40. Beim Bremsen gelten die gleichen Werte mit umgekehrten Vorzeichen, sprich, eine Tempo 40 fahrende StUB kommt nach zehn Sekunden Bremsung zum Stehen. Diese Beschleunigungs- und Bremswerte werden den Zeit-Berechnungen als Muss zu Grunde gelegt, weil sie für die Fahrgäste, vor allem für stehende, angenehm und ungefährlich sind.

Weitere Faktoren sind laut Gräf, übrigens selbst ausgebildeter Straßenbahn-Fahrer, die Steh-Zeiten an den Haltestellen. Diese sind mit 20 Sekunden pro Haltestelle angesetzt, macht bei elf Haltestellen 220 Sekunden oder 3 Minuten 40 Sekunden. Eine Haltezeit, sagt Gräf, die locker zum Aus- und Einsteigen reicht.

Neben diesen fixen Faktoren gibt es variable, zum Beispiel die Spitzengeschwindigkeit auf der Strecke. Diese hängt ab etwa vom Abstand zwischen zwei Haltestellen, vor allem aber auch von der Streckenführung: Viele Kurven, Gräf nennt es "mäandern", koste Zeit.

Zweckverband will möglichst wenig Kurven 

Deshalb wolle der Zweckverband auch eine "geschmeidige Trassierung" mit möglichst wenigen Kurven, einen zügigen Autobahn-Übergang, möglichst lange Abschnitte auf gesondertem Gleiskörper, sprich nicht innerhalb von Straßen, eine Beeinflussungsanlage an Ampeln.

"Wir wollen schnell fahren", sagt Gräf. Im Gegensatz zu alten städtischen Strukturen mit Verkehr und Tempo-30-Zonen gebe die StUB-Trasse das auch her. Zwischen Haundorf und Häusling sei zum Beispiel ein langer freier Abschnitt ohne Halt und ohne Tempolimit, auch am Erlanger Adenauerring und im Wiesengrund. Die Fahrzeuge für die StUB können 70 Stundenkilometer erreichen und das soll auch ausgefahren werden.

Gräf vergleicht die Gegebenheiten für die StUB mit dem jüngsten Abschnitt der Nürnberger Straßenbahn zwischen Thon und der Endstation Am Wegfeld. Das sind 2,5 Kilometer Strecke, für die die Tram fünf Minuten braucht, Stopps eingerechnet. Das ist eine Reisegeschwindigkeit von genau 30 Kilometern in der Stunde, welche die StUB laut Gräf tatsächlich übertreffen soll.

Mit 30 "Sachen" im Schnitt wäre die StUB auf genannten zwölf Kilometern knapp unter 25 Minuten unterwegs.

Zum Vergleich: Laut Fahrplan, der Autostaus nicht berücksichtigt, braucht der Bus der Linie 201 von der Schütt in Herzogenaurach bis Erlanger Bahnhof 29, die Schnell-Linie 200 24 Minuten.


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