Folgen des Dauerregens

ICE-Waggons entgleisen nach Erdrutsch - Bahn rechnet mit Einschränkungen auch am Montag

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2.6.2024, 17:15 Uhr
Einsatzkräfte stehen neben einem ICE bei Schwäbisch Gmünd. Zwei Waggons eines ICE mit 185 Passagieren an Bord sind nach einem Erdrutsch entgleist.

© Fabian Koss/dpa Einsatzkräfte stehen neben einem ICE bei Schwäbisch Gmünd. Zwei Waggons eines ICE mit 185 Passagieren an Bord sind nach einem Erdrutsch entgleist.

Zwei Waggons eines ICE mit 185 Passagieren an Bord sind im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd am späten Samstagabend nach einem Erdrutsch entgleist. Die Passagiere blieben laut einem Bahnsprecher unverletzt und wurden in der Nacht zu Sonntag aus dem Zug evakuiert. "Es hat ein bisschen gerumpelt. Dann war eigentlich alles gut geregelt, keine Panik, alle waren ruhig. Die Einsatzkräfte waren schnell da und haben sich gut um uns gekümmert", sagte Passagierin Elena Fabian der dpa.

Schwäbisch Gmünd liegt etwa 50 Kilometer östlich von Stuttgart. Dort hatte es wie in weiten Teilen Baden-Württembergs seit Freitag erhebliche Niederschläge gegeben. Dem Bahnsprecher zufolge sprangen die ersten beiden Waggons des ICE 510 auf der Fahrt von München nach Köln gegen 23.20 Uhr aus den Gleisen, kippten aber nicht um. Der Erdrutsch hatte demnach eine Breite von etwa 30 Metern.

Die Zugpassagiere kamen zunächst in einem nahe gelegenem Kindergarten unter. Dann wurden sie mit Bussen nach Plüderhausen (Rems-Murr-Kreis) und Stuttgart gebracht. Wie lange die Strecke zwischen Aalen und Stuttgart gesperrt bleibt, war zunächst unklar. Jetzt wird klar, die Deutsche Bahn rechnet auch zu Beginn der Arbeitswoche am Montag mit Einschränkungen wegen dieses Unfalls.

Experten der Bahn und der Bundespolizei hätten mit der Untersuchung der Unfallstelle begonnen, teilte die Stadt Schwäbisch Gmünd am frühen Sonntagmorgen mit. Wann und wie der ICE geborgen werde, könne jedoch erst bei Tageslicht entschieden werden. Die Feuerwehr war nach der Entgleisung mit 85 Einsatzkräften vor Ort, das Deutsche Rote Kreuz mit rund 70 Kräften.

Zunächst hatte es geheißen, ein Regionalzug mit etwa 60 Fahrgästen und ein Wagen seien vom Erdrutsch erfasst worden. Es handelte sich aber um den ICE 510. Dieser war auf seiner Fahrt wegen des Hochwassers in Süddeutschland zwischen Ulm und Stuttgart umgeleitet worden.

An der Stelle des Erdrutsches verlaufen die betroffene Kreisstraße und die Bahnstrecke parallel. Daher war auch ein Auto vom Erdrutsch betroffen. Dessen Fahrer blieb ebenfalls unverletzt.

Auch Nürnberg von Zugausfällen betroffen

Laut Deutscher Bahn kommt es auch am Sonntag noch in Süddeutschland zu Störungen und Zugausfällen. Zwischen München, Bregenz und Zürich fuhren wegen des Hochwassers den ganzen Samstag keine Züge mehr. Auch auf der Strecke zwischen Stuttgart und München war nach Unternehmensangaben vom Morgen kein Fernverkehr möglich.

Über die Webseite informiert die DB über weitere ICE- und IC-Verbindungen, die aktuell von Ausfällen und Verspätungen betroffen sind. Durch das Unwetter wurde beispielsweise ein Stellwerk zwischen Nürnberg und Ingolstadt beschädigt. Einige Streckenabschnitte sind wegen des Hochwassers komplett gesperrt.

"Wir raten von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab", teilte die Bahn mit. In den noch fahrenden Zügen kann es demnach sehr voll sein. Wer seine Reise aufgrund der Unwetterschäden verschieben möchte, könne seine Fahrkarte zu einem späteren Zeitpunkt nutzen, hieß es. Die Zugbindung sei aufgehoben.

Auf folgenden Strecken ist mit Ausfällen zu rechnen

  • München - Nürnberg - Erfurt - Berlin
  • Karlsruhe - Stuttgart - Ulm - Augsburg - München
  • Stuttgart - Mannheim - Frankfurt(M)
  • München - Lindau - Bregenz - Zürich
  • Karlsruhe - Stuttgart - Crailsheim - Nürnberg
  • Augsburg - Kempten (Allgäu) - Oberstdorf

Folgende Strecken sind von größeren Verspätungen betroffen:

  • Stuttgart - München: Verbleibende Züge werden umgeleitet und halten nicht in Ulm Hbf, Neu-Ulm und Günzburg. Es entstehen zusätzliche Verspätungen von etwa 120 Minuten.
  • Nürnberg - Erfurt: Verbleibende Züge werden zwischen Bamberg und Erfurt umgeleitet und verspäten sich um zusätzlich etwa 40 Minuten.
  • Nürnberg - Ingolstadt - München: Züge verspäten sich um zusätzlich etwa 30 Minuten.

Aktuell geht die DB davon aus, dass die Einschränkungen noch den ganzen Sonntag über sowie bis in den Montag hinein andauern werden.

Weil sich Fahrgäste wegen der Unwetter in Süddeutschland auch am Montag auf Einschränkungen im Zugverkehr einstellen müssen, hat die Deutsche Bahn ihre Kulanzregelung daher auf Montag ausgedehnt: Wer bis einschließlich Sonntag eine Fahrkarte für den Zeitraum von Sonntag bis diesen Montag gekauft hat und seine Fahrt wegen der Unwetterschäden verschieben möchten, kann später reisen. Die Zugbindung sei für diese Fahrkarten aufgehoben, teilte das Unternehmen am Sonntag mit. In welchem Umfang der Verkehr beeinträchtigt ist, lässt sich nach Angaben einer Sprecherin noch nicht beziffern.