Kofferfabrik: Droht nun doch das Aus?
13.4.2021, 17:53 UhrEs wird brenzlig für die Kofferfabrik – im wahrsten Sinne des Wortes. Über die Zukunft des Kulturzentrums in der Langen Straße entscheiden in Kürze womöglich Bauschutz und Feuerwehr. Der Ortstermin auf dem "Koffer"-Gelände ist für den 28. April anberaumt.
Einige Wochen herrschte Ruhe, jetzt kommt wieder Bewegung in die Causa Kofferfabrik. Aus diesem Grund: Das Ende Februar angekündigte Treffen zwischen OB Thomas Jung und Vertretern der Eigentümerfamilie hat vor wenigen Tagen stattgefunden.
Jung berichtet darüber in seiner Antwort an die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Online-Petion "Kofferfabrik Fürth muss bleiben". Darin schreibt er von einem "ersten intensiven Gespräch" mit der Lauer Immobilien-Service GmbH aus Nürnberg. Die hatte ihrem Mieter Kofferfabrik in einem mehrseitigen Anwaltsschreiben zunächst zum 30. September gekündigt, vier Wochen später jedoch - und vermutlich als Reaktion auf den erheblichen öffentlichen Druck - die Kündigung als Missverständnis bezeichnet und von "menschlichem Fehlverhalten" gesprochen. Seitdem ist die Frage offen, wie es weitergeht mit dem nach Stadttheater und Comödie drittgrößten Veranstaltungsort der Kleeblattstadt.
Was wird aus der Kofferfabrik? Jetzt redet der Chef
In dem Gespräch mit Lauer sei die Bereitschaft, "die Kofferfabrik noch einige Jahre auf dem Gelände in seiner bisherigen Form existieren zu lassen" betont worden. Allerdings habe die Stadt Fürth "Bildmaterial" erhalten, "das statische, elektrotechnische und brandschutzmäßige Zustände zeigt, die jetzt leider durch städtische Dienststellen, wie etwa die Feuerwehr, überprüft werden müssen", so Jung.
"Schwierige Gespräche"
Nach jenem 28. April "können hoffentlich gröbste Mängel mit vertretbarem Kostenaufwand beseitigt werden, um einen Weiterbetrieb im Herbst sicher zu stellen". Im Klartext: Sprengt der Reparatur- und Sanierungsaufwand das Budget, wird im September 2021 in der Kofferfabrik kein Ton mehr erklingen und der Zapfhahn trocken bleiben. Die Frage der Wiedereröffnung des Hauses hänge aktuell nicht von einer Kündigung der Eigentümerfamilie ab, sondern von den Ergebnissen der bautechnischen Überprüfung. "Ich bleibe aber zuversichtlich", so der OB.
Jung betont, dass die Familie Lauer seit nunmehr 20 Jahren ihr Eigentum für kulturelle Zwecke zur Verfügung stelle, sie habe dabei "stets auf eine angemessene Verwertung verzichtet", im Klartext: einen freundlichen Mietzins erhoben. Die Entwicklung einer möglichst langen Perspektive für die "Koffer" sei "Gegenstand umfassender und schwieriger Gespräche, die wir weiterführen". Er, Jung, hoffe auf ein "Agreement", in dem zukunftsfähige Lösungen für die Kofferfabrik gefunden werden können.
Dass der 140 Jahre alte Gründerzeit-Bau buchstäblich auf der Felge läuft, ist seit Jahr und Tag bekannt. Lauer-Geschäftsführer Fredrik Holmberg hatte denn auch vor wenigen Wochen im Gespräch mit den FN "Haftungsfragen" angesprochen, die zu klären seien. Auch Kofferfabrik-Chef Udo Martin hatte den immensen Sanierungsbedarf des Gebäudes angemahnt, es jedoch abgelehnt, die versicherungstechnische Verantwortung zu übernehmen. "Oder kennen Sie einen Mieter, der seinem Vermieter auch noch die Versicherung zahlt?", so Martin seinerzeit.
Am Dienstag wollte der 64-jährige Veranstalter keinen Kommentar zur jüngsten Entwicklung abgeben. Nur dies: Eine offizielle, schriftliche Rücknahme der Kündigung gibt es Martin zufolge nach wie vor nicht. Auch von der Stadt hörte er zuletzt Ende Februar.
Mauer und Holzanbau im Kofferfabrik-Hof wurden weggerissen
Spekuliert wird derweil, wer das Rathaus mit jenem Bildmaterial versorgt hat. Fakt ist, dass Lauer-Vertreter in den vergangenen Wochen mindestens einmal auf dem Areal waren und bei der Gelegenheit eine marode Mauer sowie einen Holzanbau im Hof einreißen ließen. Die Petition hatte bis Dienstagabend knapp 7000 Unterzeichnerinnen und Unterzeichnet.
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