Könnte das Internet wegen Corona zusammenbrechen?
19.3.2020, 18:41 UhrEin großer Teil der deutschen Arbeitnehmer ist ins Home-Office gegangen, viele Menschen in Quarantäne schauen Serien und Filme von Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Prime, während sich der Nachwuchs die schulfreie Zeit mit Online-Spielen vertreibt. Je mehr das öffentliche Leben wegen der Corona-Pandemie zum Erliegen kommt, um so höher ist der Datenverkehr.
Erste Spitzenwerte an großen Knotenpunkten des World Wide Web offenbaren diesen deutlichen Datenanstieg. So erreichte der Deutsche Commercial Internet Exchange (DE-CIX) in Frankfurt am Main, der als größter Internetknoten der Welt gilt, bereits in der vergangenen Woche einen neuen Rekord beim Datendurchsatz mit 9,1 Terabit pro Sekunde.
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Das könnte nach Einschätzung der Unternehmensleitung von DE-CIX allerdings auch damit zusammenhängen, dass seit einigen Tagen die neueste Version des beliebten Actionspiels "Call of Duty" zum Download zur Verfügung steht. Über sechs Millionen Fans luden sich innerhalb der ersten 24 Stunden die kostenlose Version des Ego-Shooters herunter.
Homeoffice keine Gefahr
Aktuell verzeichnet die Deutsche Telekom AG keinen signifikanten Anstieg des Datenverkehrs, und laut einem Unternehmensprecher habe man bereits im Januar die Notfall- und Pandemiepläne aktiviert, um für Krisenszenarien wie die aktuelle Corona-Pandemie gerüstet zu sein. Spezielle Teams beobachten die Situation nun genau, um bei Bedarf gegensteuern zu können.
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Wegen der teilweisen Umstellung in vielen Branchen auf Home-Office-Lösungen würde das Internet wohl auch kaum zusammenbrechen. Ist die Größe von vielen dienstlichen Dateien wie Texte in Word oder Excel-Tabellen doch vergleichsweise klein und belastet die Datenleitungen nur unmaßgeblich.
Anders sieht es schon bei Videokonferenzen oder dem Versenden großer Bild- oder Grafikdateien aus, und wenn immer mehr Menschen mangels anderer Freizeitmöglichkeiten hochauflösende Filme auf ihre Computer oder Fernseher streamen oder in Online-Games gegen andere Spieler antreten, könnten im Extremfall die Kapazitäten an manchen Stellen an ihre Grenzen kommen.
Internet-Dienste müssen Netzneutralität beachten
Das könnte zu Problemen führen, denn viele Unternehmen, aber auch systemkritische Einrichtungen wie Kliniken oder medizinische Labore sind auf schnelles Internet angewiesen. Lösen ließen sich diese Probleme mittels eines sogenannten Verkehrsmanagements, mit dem bestimmte Datenströme bevorzugt behandelt werden.
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Dies ist nach Angaben der Bundesnetzagentur grundsätzlich zulässig, doch auf der anderen Seite verbietet es der im EU-Recht festgeschriebene Grundsatz der Netzneutralität, die verschiedenen Internet-Dienste unterschiedlich zu behandeln. Wenn zum Beispiel ein Anbieter die Filme einer bestimmten Streaming-Plattform generell schneller und flüssiger anzeigen würde als die der Konkurrenz, so würde dieses Geschäftsgebaren das Prinzip der Netzneutralität verletzen.
Allerdings sieht die EU-Verordnung zu Netzneutralität Ausnahmen im Falle von "außergewöhnlicher Überlastung" vor, etwa wenn es aufgrund von Notsituationen zu einer erheblichen Zunahme des Netzverkehrs kommen würde. Und ein gefährdeter Videoabend oder ein sich in die Länge ziehender Download eines neuen Computerspiels stellt auch in Zeiten von vielen in Quarantäne sitzenden Menschen keine Notsituation dar.
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