Krisenchat: Virtuelle Anlaufstelle für Jugendliche in Not

Michaela Zimmermann

Xtra Kinder- und Jugendredaktion

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22.12.2020, 12:25 Uhr
Gerade für Jugendliche ist die psychische Belastung durch die Corona-Pandemie enorm. 

© Enrique Ramos Lopez, NN Gerade für Jugendliche ist die psychische Belastung durch die Corona-Pandemie enorm. 

Herr Lanz, Sie sind einer von mittlerweile sechs Gründern von Krisenchat. Was genau machen Sie und wie lange gibt es dieses Angebot schon?

Kai Lanz: Wir verantworten ein ehrenamtliches psychologisches Leistungsteam, das aus Fachkräften mit sozialpädagogischem oder psychologischem Hintergrund besteht und das via Chat sieben Tage die Woche, 24 Stunden lang bereit steht, um Kindern und Jugendlichen zu helfen. Erreichbar ist es unter der Telefonnummer 0049 1573 5998143. Die Beratung erfolgt über den WhatsApp-Messenger. Uns gibt es seit Mai dieses Jahres, und wir wachsen wirklich schnell gerade.

Ist die Nachfrage coronabedingt so hoch?

Kai Lanz: Das spielt bestimmt eine Rolle, denn häusliche Gewalt und Missbrauch von Kindern haben im Lockdown nachweislich zugenommen. Es ist aber auch so, dass das psychologische Betreuungsangebot für Schüler und junge Erwachsene ziemlich dürftig und an diese Zielgruppe zu wenig angepasst ist. Wir hatten zuerst eine Mobbing-App namens exclamo konzipiert, aber als Corona kam, war uns klar, dass die Schulen gerade andere Probleme zu lösen haben.


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Kai Lanz (19) ist Mitbegründer des Online-Angebots "Krisenchat".   

Kai Lanz (19) ist Mitbegründer des Online-Angebots "Krisenchat".    © privat

Wie alt ist denn Ihre Zielgruppe?

Kai Lanz: Das Angebot richtet sich an Kinder und junge Erwachsene zwischen 12 und 25 Jahren. Es melden sich aber auch schon Zehnjährige. Die häufigsten Anfragen bekommen wir aus der Altersgruppe der 14- bis 19-Jährigen. Die höchste Zahl an Kontakten haben wir nach 22 Uhr und nachts. Uns war es wichtig, dass immer jemand erreichbar ist, denn Krisen haben keine Sprechzeiten.

Aus welchen Gründen melden sich die Ratsuchenden?

Kai Lanz: Das ist unterschiedlich: Akute Selbstmordgedanken, Einsamkeit, Zukunftsängste, Hilflosigkeit, Liebeskummer und Stress jeglicher Art. Wir haben auch einige, die uns kontaktieren, die psychisch vorerkrankt sind und soziale Kontakte suchen. Aber das wollen wir eigentlich vermeiden, das ist nicht unser Ziel.

Was ist das Ziel?

Kai Lanz: Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten durch eine akute Hilfestellung, die auf Worte beschränkt bleibt. Wir wollen möglichst vielen helfen, da brauchen wir die Kapazitäten. Die Beziehung zu den Ratsuchenden halten wir bewusst reduziert, um uns besser auf das spezifische Problem der Person konzentrieren zu können.


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Was machen Sie, wenn jemand damit droht, sich umbringen zu wollen? Verständigen Sie die Polizei?

Kai Lanz: Das kommt darauf an. Wir haben für solche Fälle eine Spezialeinheit. Doch auch alle anderen Fachkräfte sind darauf geschult, mit solchen Fällen umzugehen.

Kommt das denn häufiger vor?

Kai Lanz: Nicht ständig, aber wir haben schon einige Anrufer mit ernsthaften Selbstmordgedanken.

Warum haben Sie sich für eine Chatfunktion entschieden?

Kai Lanz: Chats sind anonymer und flexibel zu nutzen - das reduziert die Hemmschwelle. In unserer Zielgruppe ist es nicht üblich zu telefonieren.


Krisenchat: Hier geht es auf die Homepage.

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