Installationen, die die Menschen bewegen

Kunst sorgt in Pappenheim für Diskussionen

24.7.2021, 14:00 Uhr
Kunst, die provoziert. Matthias Schwab sorgt mit seiner Installation für besonders viel Gesprächsstoff in Pappenheim.

© Peter Prusakow, NN Kunst, die provoziert. Matthias Schwab sorgt mit seiner Installation für besonders viel Gesprächsstoff in Pappenheim.

Im Museum an der Stadtmühle sind Gemälde, Kleinskulpturen und Installationen der insgesamt 40 Kunstwerke ausgestellt. Bei einem Aktionssonntag am Sonntag, 25. Juli, gibt es bei den Kunstwerken einen Künstlerdialog mit den Besuchern der Kunstparcours.

„Kunst und Kultur mussten in den Corona Zeiten als erste schließen und waren die letzten, die wieder öffnen durften“, beklagt der Bildhauer Uhr Buley aus Neuendettelsau. Deshalb ist die Freude unter den Kunstschaffenden groß, ihre Werke endlich wieder präsentieren zu können und den Dialog mit den Betrachtern zu haben.

Für Renate Gehrcke, die die Weidenkirche bespielt, ist der Kunstparcours ein Heimspiel.

Für Renate Gehrcke, die die Weidenkirche bespielt, ist der Kunstparcours ein Heimspiel. © Peter Prusakow, NN

Und diesen Dialog hat es schon beim Aufbau der Kunstwerke in Pappenheim reichlich gegeben. Denn die Skulpturen und Installationen sind so vielfältig wie die Kunst selbst und haben in der Bevölkerung teilweise heftige Diskussionen ausgelöst.

Da gibt es beispielsweise die befreiend wirkende und himmelwärts gerichtete Installation „Lichtfarben und Wind“, der Pappenheimer Künstlerin Renate Gehrke in der Weidenkirche und gleich daneben die Installation „Grab 8“ von Uhr Buley, mit dem er die Auferstehung der Kunst nach der langen Zwangspause darstellen will.

Bedrohlich

Im Bahnweg hat die Installation „An den nächsten sieben Tagen“ die Gemüter in Pappenheim ganz besonders erregt. Dort findet man zwischen den Bäumen sieben beidseitig bedruckte Tafeln mit immer dem gleichen vermummten Gesicht, von dem nur ein Augenpaar in den Bahnweg blickt.

Auf der schwarzen Maske sind auf hellen Zetteln für Betrachter mit ausreichender Sehstärke Botschaften geschrieben wie etwa: „KUNST SCHWEIGT“ „CORONA RAUS!“, „KUNST SCHWEIGT“, „LEBEN BLEIBT GUT“, „GOTT WAR TOT“ oder „DEMOKRATIE WAR LUSTIG“.

Angesichts des für Pappenheimer Verhältnisse gigantischen Kunstprojekts war es verständlich, dass der Platz auf der Remise bei Weitem nicht ausreichte für die vielen Gäste bei der Vernissage. Diese haben Trixi Weiß (Violine) und Peter Gschwandtner (Kontrabass) musikalisch frisch und luftig eröffnet.

Kunst statt Autos

„Unsere ganze Stadt steht ab heute bis zum 12. September ganz im Zeichen der Kunst“, freute sich Bürgermeister Florian Gallus bei seinem Grußwort. Kunstwerke würden, wenn sie die Werkstatt des Künstlers verlassen an ihrem neuen Wirkungsort ein überraschendes Eigenleben entwickeln. Er wünsche und hoffe, dass sich dies auch auf dem Ausstellungparcours in Pappenheim zeigen werde.

„..am Ende doch ein Apfelbaum – das Klingt nach Happy End“, meinte Clemens Frosch, der Vorsitzende des Kunst- und Kulturvereins. Soweit ist es aber noch nicht, meinte Frosch, „Wir zeigen aber, dass trotz und auch mit Corona, die Kunst nach wie vor systemrelevant ist“.

Der Zeitpunkt sei gut gewählt nach einer Zeit, in der sich die Bürger Pappenheims jahrelang mit ihrer Innenstadt auseinandersetzen mussten. Das „öffentliche Wohnzimmer“ in der Altstadt bringe keine Lebensqualität, wenn man es nur als Abstellplatz für überdimensionierte Autos gestalte. „Das macht keine Lebensqualität und keinen Sinn“, stellte der Vorsitzende fest. Vielmehr gelte es, diesen Raum zu genießen und vielseitig zu nutzen. Dazu gehöre auch Kunst zu betrachten und zu diskutieren.

"Mit Strahlkraft"

Uhr Buley sprach das Grußwort für die Aussteller, die als Künstler ihr Brot verdienen und mit dem Westmittelfränkischen Künstlerkreis im Berufsverband "Bildender Künstler*innen" organisiert sind. Ohne Mithilfe und Förderung sei so ein Kunstprojekt wie in Pappenheim nicht zu stemmen.

Mit dem Pappenheimer Kunstparcours ist es gelungen, in einem engagierten Zusammenwirken vieler Kräfte eine Kunstszene mit großer Strahlkraft zu installieren. Deshalb gab es auch von allen viel Lob und Dank. Im Mittelpunkt standen dabei die Mitarbeiter des Städtischen Bauhofs, die fast eine Woche lang bei der Einrichtung der Kunstwerke „begeistert mitgemacht haben“. Gedankt wurde auch der Stadtverwaltung Pappenheim und dem Stadtrat für die Unterstützung.

Auch die Installation von Milos Navratil lädt zum Nachdenken ein.

Auch die Installation von Milos Navratil lädt zum Nachdenken ein. © Peter Prusakow, NN

Clemens Frosch bedankte sich besonders bei den privaten Grundstücksbesitzern, die das Aufstellen der Kunstobjekte auf ihrem Grund zuließen. Lob und Dank gab es auch für das Engagement des Pappenheimer Kunst- und Kulturvereins und nicht zuletzt für die 15 Künstlerinnen und Künstler das Westmittelfränkischen Künstlerkreises, durch die diese Kunstparcours erst zustande kommen konnte.

Weitere Projekte für Pappenheim

Koordiniert und zusammengestellt hat den Pappenheimer Kunstparcours Klaus-Leo Drechsler aus Weißenburg, der mit dem „Blauen Rohrblütler“ am Eventplatz, den Bienen auf dem Platz vor der Bäckerei Lehner und mit dem Nest am Bahnweg vertreten ist. Wie auch die Redner bei der Vernissage lobt er die außerordentlich gute Zusammenarbeit mit dem Kunst- und Kulturverein und der Stadt Pappenheim.

Drechsler ist begeistert von den Ausstellungsmöglichkeiten in Pappenheim. Besonders gefällt ihm die klare Achse von der Stadtwerke Insel zur Weidenkirche, auf der sich die Pappenheimer und die Touristenströme bewegen. Obwohl der Westmittelfränkische Künstlerkreis in Pappenheimer seinen ersten Kunstparcours präsentiert, will Klaus-Leo Drechsler die Stadt im Auge behalten und hat schon erste Ideen für noch viel größere Kunstprojekte in Pappenheim.

Sehr ärgerlich: Schon vor der offiziellen Eröffnung haben Vandalen vier vor der Weidenkirche aufgestellte Kunstwerke beschädigt. Durch die Tritte gegen die aus Pappmaché hergestellten Skulpturen blätterte der Lack ab und die Form der Kunstgegenstände wurde erheblich beschädigt. Den verursachten Schaden beziffert die Polizei auf etwa 8000 Euro.

Die Öffnungszeiten

Der Pappenheimer Kunstparcours ist öffentlich und deshalb bis zum 12. September 2021 rund um die Uhr zu besichtigen. Die Kunstausstellung im Museum an der Stadtmühle ist an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr bis einschließlich Sonntag, 12. September, geöffnet.

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