Laser statt Silvester-Feuerwerk? Debatten in Franken toben
5.12.2019, 05:14 UhrZuletzt ist der Stadtrat von Altdorf gescheitert, ein Böllerverbot für die Silvesternacht zu verhängen. Christoph Rothkegel von der Verwaltung machte den Stadträten nämlich klar, dass es rechtlich gar nicht möglich ist, Kracher und Raketen zu verbieten - außer aus den ohnehin bekannten Gründen wie Brandschutz oder der Gefährdung von kranken und alten Menschen. Immerhin rang sich der Altdorfer Stadtrat mehrheitlich zu einer Willensbekundung durch, dass Feuerwerk "nicht mehr zeitgemäß" sei und Alternativen geprüft werden.
Solche Diskussionen finden derzeit ständig statt. Auslöser ist vor allem eine Initiative der Deutschen Umwelthilfe, die wegen der Feinstaubbelastung Schwarzpulver-freie Jahreswechsel fordert. Binnen weniger Stunden werden in der Neujahrsnacht 5000 Tonnen Feinstaub freigesetzt, das entspreche 16 Prozent der jährlich im Straßenverkehr freigesetzten Menge der gefährlichen Partikel.
Fürth denkt über Verbot bei Kirchweih nach
Nürnberg hat es geschafft, in diesem Jahr erstmals den Hauptmarkt kracherfrei zu machen. Die Böller sollen nicht beim "Silvestival" stören, einer riesigen Bühne für vor allem heimische Künstler.
In Fürth wird derweil überlegt, das traditionelle Feuerwerk bei der Michaelis-Kirchweih abzuschaffen. In Erlangen denken die Verantwortlichen bei der Universität und dem Verein Klassikkultur darüber nach, für das Schlossgartenfest und für "Klassik am See" keine Feuerwerker mehr zu engagieren - aus Umweltschutzgründen.
Immerhin hat Erlangen bereits den "Klimanotstand" ausgerufen. "Die kritischen Stimmen mehren sich in Politik und Gesellschaft", obendrein sei auch das Organisationsteam nicht mehr einstimmig von der Notwendigkeit eines Feuerwerks überzeugt, sagt Jan-Peter Dinger von "Klassikkultur", die das Konzertereignis am Dechsendorfer Weiher veranstaltet.
München, Augsburg und Landshut verbieten Pyrotechnik zum Jahreswechsel in der kompletten Altstadt. Nürnberg, Augsburg, Bamberg, Würzburg und Passau weisen böllerfreie Zonen aus, meist geht es um den Brandschutz denkmalgeschützter Gebäude oder um die Sicherheitslage.
Zwei Jahre warten
Hat sich das Thema schon bis in die Bundesregierung herumgesprochen? Innenminister Horst Seehofer räumte zwischenzeitlich ein, dass das Sprengstoffrecht des Bundes geändert werden muss, um den Kommunen mehr Kompetenzen bei Böller-Verbotszonen zu geben. Aber das heiße Eisen fasst er erst einmal nicht an. Erst in der nächsten Legislaturperiode soll ein neuer Gesetzentwurf eingebracht werden. Zwei Jahre warten? Da schimpft die Deutsche Umwelthilfe. Es könne nicht so schwierig sein, einen Satz in der Sprengstoffverordnung zu ändern, um "Millionen Stadtbewohner zu schützen".
Seit zwei Jahren schrumpft der Umsatz mit Silvesterfeuerwerk bundesweit - aber nur leicht. 2017 waren es 137 Millionen Euro Umsatz, für 2019 werden 133 Millionen erwartet. Was Behörden mittlerweile zu schaffen macht, sind der Vandalismus und die vielen Verletzungen. Notaufnahmen berichten alle Jahre von absichtlich wie unabsichtlich herbeigeführten schweren Verletzungen bis hin zum Verlust von Fingern oder dem Augenlicht.
Zudem brennen am letzten und am ersten Tag des Jahres auffällig viele Autos. 1000 Wracks werden bundesweit zum Jahreswechsel gezählt, an anderen Tagen brennen durchschnittlich nur 40 Wagen.
Doch was sind die Alternativen? Stuttgart ersetzt Silvester 2019 das Feuerwerk am zentralen Schlossplatz durch eine Lichtshow, Videoleinwände und Live-Musik. In Fürth (für die Michaelis-Kirchweih) und Erlangen (Schlossgartenfest/Klassik am See), aber auch in Nürnberg fürs Klassic Open Air sind Lasershows im Gespräch. Doch wer soll das bezahlen? Andreas Radlmeier vom Kulturbüro der Stadt Nürnberg sieht ein deutliches Preisproblem, zumal Lasershows auch überzeugend sein müssen. "Und gute Shows sind teuer."
Kosten steigen um das Sechsfache
Die Kosten würden nach einer groben Schätzung um das Sechsfache steigen. Ein feines Feuerwerk eines Profis kostet etwa 15.000 Euro. Wer die renommierten Lasershows engagiert, die bei internationalen Events gebucht werden, darf leicht mit 100.000 Euro rechnen. Und da ist auch für Großstädte wie Nürnberg fraglich, ob das Stadtsäckel plus Sponsorengelder solche Summen hergeben.
Ernst Bergmann (SPD), zweiter Bürgermeister in Altdorf bringt das Dilemma der Kommunalpolitiker beim Thema Feuerwerk auf den Punkt: "Entweder sind wir die Spaßbremsen oder gewissenlose Menschen."
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