Lkw-Garage statt Zeltstadt für Asylbewerber in München

29.6.2014, 13:57 Uhr
In München wird es vorerst keine Zeltstädte für Asylbewerber geben.

© dpa In München wird es vorerst keine Zeltstädte für Asylbewerber geben.

Bayern verzichtet vorerst auf eine Zeltstadt für Flüchtlinge in München. Weil die Erstaufnahmeeinrichtung in einer ehemaligen Kaserne in der Landeshauptstadt aber bereits aus allen Nähten platzt, werden stattdessen 500 weitere Betten in früheren Fahrzeughallen und Lkw-Garagen aufgestellt.

Sozialministerin Emilia Müller (CSU) sagte am Samstag: «Wir können daher derzeit auch ohne Zelte gewährleisten, dass jeder in Bayern ankommender Asylbewerber ein Dach über dem Kopf erhält.» Die Notunterkünfte sollen noch am Wochenende vom Roten Kreuz, Technischen Hilfswerk, Feuerwehr und Hilfsorganisationen eingerichtet werden. Müller dankte in diesem Zusammenhang allen Verantwortlichen und Helfern und sagte: «Ich bin erleichtert, dass wir auch in der Bayernkaserne vorläufig auf Zelte verzichten können.»

Die Zahl der Flüchtlinge steigt rapide - allein in Bayern erwartet Müller dieses Jahr 30.000 neue Asylbewerber. Im vergangenen Jahr hatte der Freistaat 17.000 Flüchtlinge aufgenommen.

Erstaufnahmelager längst überfüllt

In München dient die Bayernkaserne als Erstaufnahmelager - sie kann aber höchstens 2200 Menschen aufnehmen und ist wegen des großen Flüchtlingszustroms überfüllt. Allein am Donnerstag waren nach Angaben des Sozialministeriums rund 200 Flüchtlinge angekommen, am Freitag bis zum Mittag weitere 150 - vor allem Afrikaner und Syrer. Als Notlösung war deshalb am Samstag der Aufbau von Zelten auf dem Gelände geprüft worden.

Stattdessen werden jetzt 300 Betten in früheren Lkw-Garagen aufgestellt, die die Stadt München kurzfristig für diese Nutzung überlassen hat. Außerdem werden in einer Fahrzeughalle auf dem Kasernengelände neben 100 bestehenden weitere 200 Plätze geschaffen.

Der oberbayerische Regierungspräsident Christoph Hillenbrand sagte: «Dank der Freigabe der Garagen als Notbehelf durch die Landeshauptstadt ist es wenigstens möglich, jedem neu ankommenden Asylbewerber sofort ein festes Dach über dem Kopf zu bieten, bis wir ihn in eine dezentrale oder Gemeinschaftsunterkunft verteilen können.»

Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm rief am Sonntag zu einer Willkommenskultur für Flüchtlinge auf. Christen sollten sich für «alle Menschen und ihre Not» interessieren, forderte Bedford-Strohm. Die Kapazität der Erstaufnahmeeinrichtungen für Asylbewerber müsse ausgeweitet werden, um sie «würdig aufnehmen zu können».

Kommunen sind auf unkonventionelle Lösungen angewiesen

Viele Kommunen in Deutschland haben wegen steigender Zahlen von Asylbewerbern inzwischen Probleme mit der Unterbringung und suchen nach unkonventionellen Lösungen. So sind zum Beispiel in Hamburg neben Wohnschiffen auch ausrangierte Kreuzfahrtschiffe als Unterkünfte im Gespräch.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erwartet dieses Jahr rund 200.000 Asylanträge. Von Januar bis Mai ist die Zahl der Asylbewerber im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bereits um mehr als 60 Prozent gestiegen.

Dieser Artikel wurde am Sonntag, 29. Juni, um 14.12 aktualisiert.

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