Luftbeobachtungen über Bayern: "Der Mensch ist meist schuld am Waldbrand"

Milena Kühnlein

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31.7.2020, 12:12 Uhr

Wenn es heiß und trocken ist, geht es für sie nicht ins Freibad oder an den See, sondern zum Flugplatz. Die Pilotinnen und Piloten der verschiedenen Luftrettungsstaffeln Bayern sind derzeit wieder gefragt, mögliche Waldbrände aus der Luft zu erspähen und so Schlimmeres zu verhindern.

Die Route geht über Erlangen-Dechsendorf über Schnaittach, Hersbruck und Allersberg bis nach Pleinfeld. Über Abenberg, Nürnberg-Moorenbrunn, Nürnberg-Buchenbühl und Erlangen-Tennenlohe wird mit einer Schleife über Emskirchen, Wilhermsdorf, Heilsbronn und Windsbach Ausgangspunkt zurückgeflogen.

Die Routen sind mit der Regierung und den Forstämtern abgesprochen. Sollte sich links oder rechts davon etwas Auffälliges abspielen, würde Karl Herrmann natürlich sofort dorthin fliegen. Der langjährige Pilot ist Präsident und Vorstand des Deutschen Flugbeobachtungsdiensts Luftrettungsstaffel Bayern e.V. und ist an diesem Freitag ausnahmsweise mal zuhause zu erreichen. Normalerweise ist er am Flugplatz Giebelstadt anzutreffen.


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Geschulte Augen sind gefragt

Aufsteigende Rauchsäulen sind ein Zeichen für einen Waldbrand. "Das Problem ist, dass derzeit geerntet wird und dadurch aufgewirbelte Staubfahnen entstehen," erklärt Karl Herrmann, der seit 1982 aktiver Pilot ist. Geschulte Augen erkennen den Unterschied. Die Landwirtschaft mache ohnehin einen Teil der Waldbrandgefahr aus. Erst kürzlich hätte ein Pressballenbrand ein ganzes Feld abgefackelt. Das kontrollierte Abbrennen von Feldern kann mitunter ebenfalls leicht auf umliegende Flächen übergreifen.

Karl Herrmann und seine Kollegen achten bei den Luftbeobachtungsflügen aber nicht nur auf Brände, sondern notieren sich auch Waldschäden durch den Borkenkäfer und geben diese an die zuständigen Forstämter weiter. "Leider kann man diese Schäden sehr gut von der Luft aus sehen. Die Bäume verlieren sehr viele Nadeln, das hebt sich vom satten Grün ab."

Sollte neben Staub und Schädlingen doch irgendwo ein Brand zu sehen sein, würde Herrmann sofort über die betreffende Stelle fliegen und sich das Szenario erstmal genauer ansehen. Wird vielleicht Schadholz von Menschen abgebrannt? Handelt es sich um ein Lagerfeuer? Diese Informationen gibt er dann an die Leitstelle weiter, die dann wiederum gegebenenfalls mit Einsatzfahrzeugen ausrückt. Früh erkannt sind die Brände meist gut unter Kontrolle zu bekommen und der Lebensraum der Waldtiere kann gerettet werden.

Menschgemachtes Problem

"Es gibt durch die Natur selbst entstandene Waldbrände, wie zum Beispiel durch einen Blitz, aber meistens ist der Mensch schuld." Passanten sollen deshalb im Wald alles vermeiden, was einen Brand auslösen könnte. Das beginnt bei Lagerfeuern, Wasserpfeifen oder Zigaretten und endet bei Glasflaschen, die am Boden liegen gelassen werden.

Ein Fall ist Karl Herrmann besonders in Erinnerung geblieben. "Vor etwa drei Jahren hat eine Dampflock im Odenwald in Unterfranken durch Glutasche einen Brand ausgelöst. Sie können sich vorstellen, was da los war."

Der Klimawandel als Faktor

Während seiner jahrzehntelangen Arbeit hat der Pilot einiges gesehen - Sturmschäden, Windschäden oder Fluten. Doch in den letzten Jahren hat sich etwas verändert. Früher, da flogen Karl Herrmann und seine Kollegen auf der Suche nach Waldbränden etwa 100 Stunden über Bayern - pro Jahr. Im letzten Jahrzehnt gab es Jahre, in denen es 1000 waren.

Der Klimawandel lässt sich nicht leugnen. "Was mich erschüttert ist der Zustand des Waldes, das ist kein Vergleich zu früher. Aufgrund der Trockenheit sind Probleme wie Borkenkäfer, Eichenprozessionsspinner oder Schwammspinner allgegenwärtig," sagt Karl Herrmann. "Ich bin kein Biologe, aber das ist für mich eine Folge der Winter, die keine mehr sind."

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