So kämpft Sör in Nürnberg gegen den Eichenprozessionsspinner

Sabine Ebinger

Lokales Nürnberg

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31.5.2020, 18:49 Uhr

Das Insekt befällt Eichen – die sehr feinen und giftigen Raupenhaare können Menschen schwer zusetzen und Juckreiz bis hin zu Atemwegsreizungen, allergische Reaktionen oder Asthmaanfälle verursachen.

Von Beginn an leben die Tiere in Familienverbänden und bilden bei der Nahrungssuche Prozessionen von mehreren Metern Länge. Einzeln kommen die Eichenprozessionsspinner kaum vor. Die Verpuppung erfolgt in der Regel Ende Juni – der unscheinbare Schmetterling ist dann nach Angaben des bayerischen Landwirtschaftsministeriums bis etwa Anfang September in den Nachtstunden unterwegs. Das Ministerium informiert: "Die Nester können mehrere Jahre als feste Gebilde aus Spinnfäden, Raupenkot, Häutungsresten und Puppenhülsen bestehen. Die Gefahr von Allergien beim Menschen bleibt weiter vorhanden."


Eichenprozessionsspinner macht auch in Nürnberg Probleme


Keine Frage also, dass der städtische Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) hier alle Jahre wieder schnell eingreift. Es ist allerdings eine mühsame Aufgabe, wie Bürgermeister und Sör-Chef Christian Vogel (SPD) sagt: "Bei der Bekämpfung setzen wir auf das Absammeln und Abflammen der Nester von Hand. Das ist zwar aufwendig, aber es schont die übrige Insektenwelt."

Insektizide schaden auch anderen Tieren

Der Einsatz von Insektiziden sei keine Lösung, betont Karl Peßler, bei Sör zuständig für die Abteilung Baumkontrolle und Baumpflege. Bei einem Sprüheinsatz würde man auch andere Insekten treffen und damit Tieren schaden, die sich von diesen Käfern oder Insekten ernähren. Karl Peßler betont: "Der Schaden für die Biodiversität wäre immens, ginge man hier mit Spritzmitteln vor." Man würde viel zu stark in den Lebensraum der ansässigen Flora und Fauna eingreifen, den sich der Eichenprozessionsspinner als vorübergehenden Aufenthaltsort gewählt hat.


Eichenprozessionsspinner: Vorbeugende Bekämpfung in Erlangen


Zudem hat sich die Stadt Nürnberg aus Artenschutzgründen selbst seit dem Jahr 1980 auferlegt, keine Insektizide, Fungizide oder Herbizide einzusetzen. Mit Interesse verfolgt die Stadt deshalb die Strategien anderer Kommunen, welche zur Bekämpfung des Schädlings Nistkästen für Vögel anbringen, die den Eichenprozessionsspinner jagen. Doch ist das vielversprechend? So sicher ist man sich in Nürnberg da nicht. So meint Karl Peßler: "Die Frage ist, ob es uns gelingt, die Ansiedlung der Vögel
vor dem Verpuppungsstadium des Eichenprozessionsspinners in ausreichendem Maße und zu dem punktgenau erforderlichen Zeitpunkt erfolgreich herbeizuführen."

Fledermäuse und Vögel als Feinde

Deswegen setze Sör in den Nürnberger Parkanlagen auf die Förderung der Biodiversität. So erhalte man naturnahe Strukturen – damit können sich Insekten wie etwa die Schlupfwespe, welche die Gelege des Eichenprozessionsspinners frisst, weiter vermehren. Auch abgestorbene Bäume werden bewusst nicht entfernt – Insekten sind in den Tothölzern zu finden. Dies lockt auch Fledermäuse oder Vögel an, welche die Insekten und eben auch den Eichenprozessionsspinner fressen. Zudem erhalte man den Bestand an Höhlenbäumen, die Astlöcher oder andere Hohlräume haben: In diesen Nischen leben Fledermäuse oder Vögel, die den Schädling fressen. "Diese Nahrungsketten können wir uns zunutze machen, wenn wir deren Lebensräume erhalten."

Karl Peßler: "Trotz dieser tierischen Helfer werden wir uns darauf einstellen müssen, mit den unangenehmen Folgen der jährlich auftretenden Eichenprozessionsspinner-Populationen zu leben. Somit werden wir auch in Zukunft nicht auf den Einsatz unserer Schädlingsbekämpfer verzichten können."


Wer befallene Eichen auf städtischem Grund entdeckt, der kann dies beim Sör-Servicetelefon unter der Rufnummer (09 11) 231-76 37 melden. Grundstückseigentümer mit Eichenbestand, die einen Befall vermuten, erhalten unter dieser Nummer ebenfalls Rat zu Erkennung und Bekämpfung des Schädlings.

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