Mutter getötet und verstümmelt: Sohn bestreitet Tat

10.5.2016, 07:34 Uhr
Ein 44-Jähriger aus dem Neumarkter Ortsteil Pölling soll seine Mutter getötet und die Leiche anschließend verstümmelt haben. Der psychisch kranke Mann streitet die Tat ab.

© Michael Matejka Ein 44-Jähriger aus dem Neumarkter Ortsteil Pölling soll seine Mutter getötet und die Leiche anschließend verstümmelt haben. Der psychisch kranke Mann streitet die Tat ab.

"Was ist denn mit dem schon wieder los", dachte sich ein Nachbar, als er in der Nacht zum Juni den Schatten des 44-Jährigen vor einem Fenster im Obergeschoss hin- und herlaufen sah. "Er hat wie wild mit den Armen herumgefuchtelt. Das ging stundenlang", erinnert sich der 34-jährige Familienvater. Auch seien zum ersten Mal die Rollläden nachts nicht geschlossen gewesen. Gegen drei Uhr morgens rief er die Polizei. "Hier stimmt was nicht, bitte kommen Sie vorbei", habe er gesagt.

Kurze Zeit später rückten zwei Streifenwagen an. Die Beamten gingen mit Taschenlampen ums Haus, leuchteten zu den Fenstern, hinter denen der Nachbar die Beobachtung gemacht hatte und zogen dann wieder ab. "Wir sind davon ausgegangen, dass sich der Mann wieder beruhigt hat", sagte eine der am Einsatz beteiligten Polizistinnen. Ja, man habe gewusst, dass der 44-Jährige einige Monate zuvor von der Polizei in die Psychiatrie gebracht werden musste, weil er das Mobiliar zerstörte. Sie und ihre Kollegen seien aber davon überzeugt gewesen, dass die Ärzte den Mann nicht ohne Grund nach Hause entlassen hätten.

Wurde der aufmerksame Nachbar unwissentlich Zeuge eines Verbrechens? Das kann nicht ausgeschlossen werden. Laut Staatsanwalt Stefan Rackelmann tötete der 44-Jährige irgendwann zwischen dem Nachmittag des 26. Juni und dem Abend des 27. Juni 2015 seine Mutter durch massive Gewalteinwirkung. Anschließend soll der Beschuldigte die Leiche mit diversen Küchengeräten verstümmelt haben.

Gegen 20.30 Uhr am 27. Juni setzte eine der Töchter, die im Landkreis Erlangen-Höchstadt wohnt, einen Notruf ab. Die Aufnahme des Telefongesprächs mit der Polizei wurde am Montag im Gerichtssaal vorgespielt. Völlig aufgelöst und von Weinkrämpfen geschüttelt, erzählt die Anruferin, dass ihre Mutter an diesem Tag ihren 83. Geburtstag feiern wollte. Sie habe sie den ganzen Tag nicht erreicht und befürchte nun, dass ihr psychisch kranker Bruder der Frau etwas angetan haben könnte.

"Die ist eh schon tot und oben"

Einer der Polizisten, die daraufhin zu dem Anwesen in Pölling eilten, schilderte vor Gericht, wie er die Leiche der Frau entdeckte. Er habe an der Tür geklingelt. Der Sohn habe geöffnet und auf die Frage: "Wo ist Ihre Mutter?", geantwortet: "Die ist eh schon tot und oben." Tatsächlich fand der Beamte die getötete Hausherrin im Obergeschoss.

Der Sohn wurde daraufhin festgenommen. Er habe einen verwirrten, geistig abwesenden Eindruck gemacht, erinnern sich andere Polizisten. Er ist seitdem in psychiatrischen Kliniken untergebracht.

Der 44-Jährige stritt am Montag ab, seine Mutter umgebracht zu haben. Er berichtete ausführlich von angeblichen Misshandlungen in der Psychiatrie. Man habe Hirnoperationen und Medikamentenversuche an ihm durchgeführt und schotte ihn von der Außenwelt ab. Der Prozess geht weiter.