Neue Prognose: Dürre könnte bis September dauern
02.08.2018, 06:00 Uhr![Die anhaltende Trockenheit bereitet den Bauern erhebliche Probleme Die anhaltende Trockenheit bereitet den Bauern erhebliche Probleme](https://images.nordbayern.de/image/contentid/policy:1.7903387:1533138373/G20180801-174531_A9052_img0.jpg?f=16%3A9&h=816&m=FIT&w=1680&$p$f$h$m$w=cf9c0e8)
Es war einer der wärmsten Juli-Monate seit Beginn regelmäßiger Messungen im Jahr 1881. Mit 20,2 Grad Celsius lag der Temperaturdurchschnitt nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) um 3,3 Grad über dem Wert in den Jahren 1961 bis 1990, der als international gültige Referenzperiode gilt. Heißer war der Juli nur in den Jahren 1983, 1994, 2006 und 2010. Und auch in den nächsten Tagen werden die Hitze und die Dürre, die der Landwirtschaft inzwischen schwer zu schaffen machen, anhalten.
Vor diesem Hintergrund ist die aktuelle Prognose des "Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage" (ECMWF) beunruhigend. Die Organisation wurde bereits 1975 gegründet, wird von Deutschland und 21 weiteren EU-Mitgliedstaaten getragen und hat ihren Sitz in Großbritannien. Zu den Hauptaufgaben gehören globale Vorhersagen und die Berechnung von möglichen Szenarios sowie die Beschreibung der Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens.
Nach einer neuen 46-Tage-Vorhersage wird sich die Dürre noch bis Mitte September verschärfen. In dem Modell baut sich das Hochdruckgebiet über Mitteleuropa immer wieder neu auf, so wie es auch in den vergangenen Wochen der Fall war. Mit einem entsprechenden Hinweis über den Kurznachrichtendienst Twitter sorgte der Wetterexperte Jörg Kachelmann vor allem unter Landwirten für Aufregung. Denn sollte die Prognose eintreten, könnte sich das verheerend auf die Ernte auswirken.
Kein Zweifel an der Seriosität
An der Seriosität des Europäischen Vorhersage-Zentrums gibt es keinen Zweifel, sagt Thomas Mölg. Gleichzeitig warnt der Professor für Klimatologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg aber davor, die Prognose wie die tägliche Wettervorhersage in der Tagesschau zu verstehen. Die Prognose des ECMWF unterscheide sich von den gängigen Wettervorhersagen schon dadurch, dass sie keine Tageswerte angibt. Berechnet werden Abweichungen vom langjährigen Mittel. Es handele sich lediglich um einen Trend, den Experten mit ihren Computern als den Wahrscheinlichsten berechnet haben. Auch wenn die aktuelle Wetterlage außergewöhnlich stabil sei und die normalerweise übliche Frequenz von Änderungen mit Tiefs über dem Atlantik, die sonst regelmäßig zu uns vordringen, nicht vorhanden ist, muss es aber nicht zwingend so kommen, sagt Mölg.
Ähnlich beurteilt Guido Wolz von der Münchner Niederlassung des DWD die Prognose. 46 Tage seien ein "extrem langer Zeitraum", gerade für Mitteleuropa. Die ECMWF-Vorhersage leide unter derselben Schwäche wie andere Mittelfristmodelle und Vorhersagen auch: Je weiter die Prognose in die Zukunft reicht, umso unschärfer wird sie und umso mehr sinkt die Treffsicherheit.
Selbst eine hartnäckige und lange anhaltende Dürre- und Hitzeperiode kann sich sehr schnell wieder ändern, so Wolz. "Das lehrt ganz einfach die Erfahrung." Wie schwierig in der Meteorologie der Blick in die Zukunft ist, habe sich erst in diesem Frühjahr wieder gezeigt. Kein einziger Trend habe beispielsweise für den April die am Ende rekordverdächtige Wärme weit über dem Mittelwert erkannt, so Wolz.
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Für die Entwicklung des Wetters "spielen einfach unheimlich viele Faktoren eine Rolle." Und Extremereignisse lassen sich selbst mit den heutigen, computergestützten Berechnungsmethoden in der Regel nicht präzise vorhersagen.
Deshalb gilt für Wolz auch für das Szenario einer weiter anhaltenden Dürrephase: "Es mag zutreffen, oder aber auch nicht." Ob die Wetterlage also tatsächlich bis Mitte September so angespannt bleibt, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen.
Aktuelle Aufnahmen aus dem Weltall in der NASA-Datenbank zeigen, wie drastisch sich Deutschlands Böden aufgrund der lange anhaltenden Trockenheit verändert haben. Während die Bundesrepublik Ende Mai noch sehr grün aussah, waren erste Folgen der Dürre bereits einen Monat später sehr gut erkennbar. Eine Satellitenaufnahme vom 26. Juli zeigt kaum noch grüne Flächen.
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