Chris Koch zeigt seine „City Cuts“
Ausstellung in Franken: Mit chirurgischen Schnitten von der realen in die fiktive Welt der Kunst
11.10.2022, 14:55 UhrIn Europa unterwegs ist der in Neustadt/Aisch geborene Künstler Chris Koch seiner Heimat stets treu geblieben. Schon wiederholt folgte er der Einladung des Neustädter Kunstkreises zur „Galerie in der Sparkasse“ und beschließt nun dort auch das Ausstellungjahr 2022 mit seiner ganz eigenen Bilderwelt.
Unter dem Titel „City Cuts“ kann bis Ende des Jahres seine „Kunst der Decollage“ bewundert werden, wie sein Künstlerkollege Jaque Villeglé die von Chris Koch herausgelösten Objekte und deren „Übergang von der realen in die fiktive Welt der Kunst“ definierte. Dazu schneidet er im öffentlichen Raum ausgewählte Segmente aus Plakatwänden, Litfaßsäulen oder Bauzäumen und montiert sie dann im Atelier auf Leinwand. Wie er es schildert, bezieht er sich in seiner Arbeitsweise auf die Affichisten im Paris der 1950er-Jahre sowie auf die Methode des Cut-ups der Beat Generation.
Von Nürnberg über Budapest nach Berlin
Kochs Arbeit steht zudem „in der Tradition der Appropriation Art und Objets trouvés“, wie es die Kunstkreisvorsitzende und Ausstellungsmanagerin Gertraud Geißendörfer wissen lässt. Sein Wissen um den Umgang mit Druckerzeugnissen beruhe auf seiner langjährigen Erfahrung als Schriftsetzer im graphischen Gewerbe. Schon während seiner Arbeit als Schriftsetzer (1994 bis 2003) hatte Chris Koch sein Studium an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste begonnen. 2005 absolvierte er ein Semester an der Kunstakademie Budapest und hatte als Meisterschüler von 2006 bis 2015 seinen Lebensmittelpunkt in Berlin.
Derzeit lebe und wirke er in München und sei momentan mit Schwerpunkt Frankreich unterwegs in Europa, um weitere Basismaterialien (Plakate) zu schneiden, war beim Galerieaufbau zu erfahren. Seine Ausstellung „City Cuts- Décollage und Désaffichage“ lief bereits im Juni in München. In Kochs Vita finden sich Wirkungsstätten (Ausstellungsplanung und Kuration) in Berlin, Nürnberg und Nordmazedonien sowie einige Publikationen. Nach seiner Schilderung interessieren den Künstler die "Information hinter der Information", die „ungesehenen“ Hintergründe, ist es „eine Suche nach Bildern in Bildern“.
Erweiterung des Atelierraumes
Durch den herausgelösten Ausschnitt entstehe eine Interpolation beziehungsweise ein Zoomeffekt: Technische Auflösungen und Rasterungen würden sichtbar. Figurative Elemente wirkten vergrößert oder lösten sich in abstrakten Formationen auf, die eigentliche Text- und Bildinformation werde dabei fragmentiert oder gelöscht, erklärt Koch. Die mit „fast chirurgischen Schnitten“ entnommenen Motive wählt der selbsternannte „Freibeuter“ nach ästhetischen und formalen Mustern aus, erweitert den Atelierraum in den urbanen Raum hinein.
„In unserer reizüberfluteten Kommunikationsgesellschaft hat das Bild das Wort als wichtigster Informationsträger abgelöst. Durch seine technische Manipulierbarkeit steht sein Wahrheitsgehalt jedoch ständig infrage“, beschreibt es Chris Koch im Ausstellungskatalog, sieht seine Kunst als „ein Spiel zwischen Information und Nichtinformation“. In der Galerie in der Sparkasse stellte er eine Auswahl der in diesem Jahr entstandenen „Décollagen“ aus Paris, Wien, Budapest, Venedig, München oder Nürnberg (meist Affichenpapier auf Leinwand) aus. Kostenlos besichtigt werden können sie zu den Öffnungszeiten der Sparkasse in Neustadt/Aisch.
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