Viel Optimismus nach dem Schock

Großbrand in Schwebheim: Polizei nennt neue Details

14.5.2021, 19:02 Uhr
Nur noch einzelne Glutnester schwelen um das Gerippe, welches einst die Schreinerei war. 

© Bastian Lauer Nur noch einzelne Glutnester schwelen um das Gerippe, welches einst die Schreinerei war. 

Die Erinnerungen kamen sofort zurück. Vor 19 Jahren hatte es in dem Betrieb schon einmal gebrannt. Damals war die Halle, die zerstört worden war, noch deutlich kleiner. Am Freitagvormittag saßen einige Mitglieder der Schwebheimer Feuerwehr wieder da, um Flammen, die noch immer loderten, zu bewachen. Sie blickten auch auf den riesigen Trümmerberg einer verheerenden Brandkatastrophe, die am Donnerstag die ganze Region bewegt hat.

Das Feuer war am Vormittag in einer Fertigungshalle der Firma Engelhardt und Geissbauer, deren Gelände zwischen der Hauptstraße und einem Feldweg am Ortseingang von Schwebheim liegt, ausgebrochen. Um 11.44 Uhr ging der Alarm ein, sagte Kreisfeuerwehr-Sprecher Rainer Weiskirchen, nachdem eine Rauchentwicklung festgestellt worden war. Es sei ein Mitarbeiter gewesen, der nebenan wohnt und den Rauch bemerkte, berichtete gestern Geschäftsführer Stefan Bauereiß.

Das Ziel Nachbargebäude zu schützen

Als erste waren sie vor Ort, erzählten einige Mitglieder der Schwebheimer Feuerwehr um Kommandant Matthias Grau am Freitag. Man habe es noch gewagt, einen Blick ins Innere der Halle zu werfen, erklärten sie. Dort sei schon alles in Flammen gestanden und es sei eigentlich sofort klar gewesen, dass es nur noch darum gehen konnte, die Nachbargebäude zu schützen. In der betroffenen Halle werden Außenwände für Holzhäuser gefertigt, entsprechendes Baumaterial war vom Brand betroffen.

Diverse Feuerwehren aus den umliegenden Ortschaften wurden alarmiert. Kreisbrandrat Alfred Tilz habe sich schnellstmöglich auf den Weg gemacht, erzählte er am Freitag im Gespräch mit der WZ. Schon in Neustadt hätte man die schwarze Rauchsäule sehen können. Nach Rücksprache mit dem zuständigen Kreisbrandmeister Marco Schrödl von der Feuerwehr Burgbernheim habe man sofort die Alarmstufe erhöht, sagte Tilz.

Im Mittelpunkt der Brandbekämpfung standen die Wehren aus Bad Windsheim und Uffenheim sowie die Feuerwehr der US-Kaserne in Illesheim. Diese verfügen über Drehleitern, die essenziell für den Einsatz waren, betonte Tilz. Dabei spielte auch Glück eine Rolle: Denn die Truppe aus der Kaserne stehe nur zur Verfügung, wenn nicht gerade der Flugbetrieb in Illesheim läuft. "Scheinbar hatten die Amerikaner auch einen Feiertag", sagte Tilz, "das hat uns natürlich sehr geholfen."

Das Feuer konnte so auf drei Seiten von oben bekämpft werden und das Übergreifen der Flammen auf weitere Gebäude wurde tatsächlich verhindert, sodass in diesen am Freitag sogar gearbeitet werden konnte. "Die Feuerwehren haben wirklich gut gearbeitet", sagte Tilz.

Die Halle selbst war nicht mehr zu retten.

Die Halle selbst war nicht mehr zu retten. © Bastian Lauer

Probleme bei der Wasserversorgung

Bei der Halle war nichts zu retten. Nach und nach stürzten Teile der Dachkonstruktionen und die Außenwände in sich zusammen. Damit war zu rechnen, erklärte Tilz, deshalb habe man auch auf Innenangriffe verzichtet, die viel zu gefährlich gewesen wären. Das entzündete Baumaterial machte die Lage auch nicht einfacher. Die Holzverbundstoffe, die im Hausbau verwendet werden, seien schwer entflammbar, erläuterte Tilz. "Aber wehe, wenn das entflammt ist, dann bringst du es nicht mehr aus."

Bei den Löscharbeiten gab es anfangs Probleme mit der Wasserversorgung. Aus verschiedenen Nachbardörfern musste Löschwasser herangeschafft werden. Schließlich wurden Pumpleitungen vom nahen Einbach zum Brandort gelegt und nach Rücksprache mit dem Wasserversorgungsunternehmen der Druck im Leitungsnetz erhöht, um einen zweiten Hydranten nutzen zu können, berichtete Tilz. Dass der Bach durch den Regen der vorangegangenen Tage viel Wasser führte, habe "sehr geholfen".

Mittendrin beim Feuerwehr-Einsatz war neben Schwebheims Ortsteilbeauftragtem Jochen Gundel auch der Burgbernheimer Bürgermeister Matthias Schwarz. Er sei seit vielen Jahren Mitglied der Feuerwehr und könne sich an keinen größeren Brand im Gemeindegebiet erinnern, erzählte Schwarz am Freitag – und blickte voraus: "Wichtig ist jetzt, dass es weitergeht mit der Firma."

Neubau ist bereits in Planung

Der Traditionsbetrieb Engelhardt und Geissbauer war 2019 von der Ziegler Group aus Plößberg (Oberpfalz) übernommen worden. Die Produktion wurde im vergangenen Jahr auf 80 Häuser erweitert, erklärte Geschäftsführer Bauereiß. Eigentlich lagen schon Pläne auf dem Tisch, die Kapazitäten durch einen Anbau noch einmal zu erweitern, bestätigte er. Daran habe auch der Brand nichts geändert. "Wir haben heute früh gleich eine Betriebsversammlung abgehalten und die Pläne vorgestellt", erzählte Bauereiß. Man wolle so schnell wie möglich die Planungen für den Neubau vorantreiben und dann auch einen Ersatzbau für die abgebrannte Halle errichten. Der Bürgermeister hat hierfür seine volle Unterstützung zugesagt. "Wir werden alles tun, um der Firma zu helfen."

Verletzt wurde bei dem Brand niemand. Die Polizei ging am Freitag nach dem vorläufigen Abschluss der Ermittlungen von einem technischen Defekt als Brandursache aus. Hinweise auf Brandstiftung habe es nicht gegeben. Ein Gutachter werde noch hinzugezogen, auch wegen der Ermittlung der Schadenshöhe. Hierzu gab Stefan Bauereiß die Schätzung von drei Millionen Euro ab. Der Geschäftsführer sagte: "Gestern waren natürlich alle geschockt. Es war der schrecklichste Tag in meinem Leben." Aber dennoch habe er viel Optimismus bei den fast 100 Mitarbeitern verspürt. Ersatzmaterial sei bereits bestellt, um die Produktion an einem anderen Standort der Ziegler Group möglichst schnell wieder hochzufahren.

Der Schock im Ort sitzt derweil tief, wie Jochen Gundel zu berichten wusste. Schon während des Einsatzes war quasi das ganze Dorf auf den Beinen, entweder als eines der 51 aktiven Feuerwehrmitglieder oder als stille Beobachter in sicherer Entfernung. Die Spuren des Feuers werden auch noch länger sichtbar bleiben. Überall lagen am Freitag Brandrückstände, die der Wind durch die Luft getragen hatte. Das Löschwasser hat Spuren in den Gräben hinterlassen. Und die Glutnester dürften auch noch am heutigen Samstag die Schwebheimer Feuerwehr beschäftigen.


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