Das große Aufräumen danach
Hochwasser: So hat es die einzelnen Orte getroffen
14.7.2021, 12:30 UhrAm Montag türmten sich in vielen Orten die Sperrmüllberge, alles mögliche wurde aus Kellern, Garagen oder anderen überfluteten Flächen geschleppt – von den Massen an brauner Brühe zerstört. Schwerpunkte waren der Bereich um Ipsheim (Bericht folgt) sowie Bad Windsheimer Ortsteile. Fast alle Betroffenen waren sich einig: Wie schnell das Wasser kam, war extrem. Drei Tage lang waren die Freiwilligen Feuerwehren im Dauerstress und mussten über 1000 Einsätze bewältigen. Das Hochwasser habe in Sachen Geschwindigkeit und Größe alles übertroffen, was er bisher gesehen hat, sagte auch Rainer Weiskirchen, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis.
Kurz vor fünf Uhr früh musste die Feuerwehr in Burgbernheim am Freitag zum ersten Mal ausrücken, um 21.17 Uhr zum letzten Mal, und beide Male war es ein umgestürzter Baum, der eine Straße blockierte. Laut Kommandant Marco Schrödl war die Feuerwehr an diesem Tag an 23 Einsatzorten gefragt – viel beim Auspumpen von Kellern, aber auch eine Brandmeldeanlage schlug an. Aber hier: Fehlalarm. Es sei wohl Wasser an eine Trafostation gekommen, schätzte Schrödl.
Reanimation und Personenrettung
Dramatischer war eine Reanimation, zu der die Feuerwehr gerufen wurde. Der Grund für die Gesundheitsprobleme ist laut Schrödl nicht bekannt, der Patient wurde dem Rettungsdienst übergeben. Außerdem mussten einige der gut 30 Einsatzkräfte eine Person, die in ihrem Auto auf der Straße zwischen Bahnunterführung und Langskeller vom Wasser eingeschlossen war, retten und bei einer der vom Hochwasser betroffenen Firmen eine Halle sichern, in der Lösungsmittel gelagert waren. Verglichen mit anderen Gemeinden sei man in Burgbernheim noch gut davon gekommen, schätzte Schrödl.
Im Ortsteil Pfaffenhofen mussten die Bewohner etliche Stunden ohne Strom auskommen, wie der dortige Feuerwehrkommandant Bernd Markert erklärte. In einer Trafostation hatte es durch Wassereinbruch wohl einen Kurzschluss gegeben. Von 9.30 bis 16 Uhr war Pfaffenhofen ohne Strom – mit dem Problem verbunden, dass auch die Schmutzwasserpumpen und die Pumpstation der Kanalisation nicht funktionierte.
Auch andere Orte wie Ergersheim waren von dem Stromausfall betroffen, doch dort nur die Firma Mekra, wie Bürger Dieter Springmann erklärte, und auch nur für kürzere Zeit. In Pfaffenhofen gab es außerdem bis Sonntag Nachmittag kein Internet und Telefon, außer per Handy.
So hoch sei das Wasser bisher in Pfaffenhofen noch nie gestanden, sagte Markert. Das hätten ihm „die Alten“ im Dorf bestätigt. Es gab etliche Keller auszupumpen und letztlich mit einem Schlepper auch einen über 80-Jährigen aus seinem Haus zu retten. Der habe eigentlich zu Hause ausharren wollen, doch als das Wasser hüfthoch stand, willigte er ein und die Feuerwehrler kamen mit einem Schlepper. Viel höher hätte das Wasser nicht steigen dürfen, Boote hat die Wehr keine.
Diesmal von anderer Seite
Bei mehreren Starkregen-Ereignissen in den vergangenen Wochen hatte sich das Wasser aus dem Pfaffengrund in den tiefer gelegenen Ortskern von Ergersheim ergossen, diesmal kamen die Fluten von anderer Seite, wie Springmann erklärte: vom aus Seenheim kommenden Mühlbach. In der Unteren Gasse stand das Wasser knietief.
Schlimmer hat es Ermetzhofen erwischt, dort sei der ganze Ortskern überflutet gewesen, sagte der Bürgermeister, bis hin zur Kellermühle in Richtung der B13. Die Unterführung der Bundesstraße nahe Neuherberg stand ebenfalls unter Wasser, der Ort sei aber nicht so stark betroffen gewesen, auch Seenheim nicht im Maße wie Ermetzhofen.
In Unterntief hatte es am Freitag schlimm ausgesehen, ein Großteil des Ortes war überflutet. Die Tief war über die Ufer getreten, aber auch durch den neuen Kanal drückte das Wasser nach oben. „Die Pumpe hat es nicht mehr gepackt“, erklärte Ortsteilbeauftragter Florian Dornhöfer.
Besonders schlimm erwischt hat es Werner und Irene Guckenberger. Brusthoch stand das Wasser im Keller. Der Hof steht nun voll mit allem, was nicht mehr zu retten war und weg soll. Mit solchen Wassermassen hatte das Ehepaar nicht gerechnet, bisher sei es bei Weitem noch nie so viel gewesen. Fast ebenso schlimm hat es Werner Eigner erwischt, sein Keller ist zu einer Wohnung ausgebaut. Jedoch habe man viel noch hochstellen und so vor dem bis zu etwa einem Dreiviertelmeter hoch ansteigenden Wasser retten können. Was alles kaputt oder noch zu retten ist, sei noch unklar. Einiges trocknet nun im Hof, wie eine Tiefkühltruhe, aber auch Akten.
Weiter nach Lenkersheim: Mit dem Hochwasser selbst hatten die Lebenshilfe-Werkstätten kaum Probleme. Allerdings war es knapp, wie Werkstattleiter Matthias Friedrich erklärte. Im Gebäude der Wäscherei stand das Wasser bis zur Bodenplatte. Zehn bis 20 Zentimeter höher und die Werkstätten wären überflutet worden.
Reichlich Aufregung gab es am Freitag dennoch. Nachdem klar war, dass viele Wege unpassierbar sind, wurde ab 10.30 Uhr versucht, Möglichkeiten zu finden, die Mitarbeiter nach Hause oder in die Wohnstätten zu bringen. Unzählige Telefonate mit Busunternehmen, Wohnheimen und Eltern, mit der Außenstelle in Sugenheim waren nötig. Er selbst habe fast 100 Telefonate geführt, erklärte Friedrich. Ab 11 Uhr konnten die ersten nach Hause, die letzten um 17 Uhr, mehr als eine Stunde nach Arbeitsschluss. Aber Friedrich ist froh, dass alles so gut geklappt hat, es trotz viel Arbeit, ruhig ablief.
Andere stärker getroffen
In Oberntief war das Wasser „so schnell, wie es gekommen ist, wieder weg“, erklärte Ortssprecher Erhard Wolf. Obwohl er bekräftigt: „Es ist schon massiv gekommen.“ Einige Keller mussten ausgepumpt werden – „andere hat es aber deutlich stärker getroffen“, sagte Wolf. Das sieht auch Ortsteilbeauftragter Jürgen Betz für Rüdisbronn: „Wir sind wohl noch recht gut weggekommen.“ Zwar seien auch Keller mit Wasser vollgelaufen, die neuen Regenrückhaltebecken hätten aber ihren Teil beigetragen. „Ansonsten wären wir wohl hoffnungslos abgesoffen.“
Wassermassen rauschten auch durch Berolzheim, wo laut Ortssprecher Roland Müller einige Keller voll Wasser liefen, aber der Ort insgesamt wohl glimpflich davongekommen ist – „im Vergleich zu anderen“. „Randvoll“ sei auch der Kaibach gewesen, berichtet Humprechtsaus Ortsteilbeauftragter Peter Lorenz. Reichlich Wasser auf der Kreisstraße habe es gegeben, er habe aber von keinen großen Schäden im Dorf gehört.
In Bad Windsheim war vor allem das Freilandmuseum und das Gebiet um den Aischflutgraben sowie den Großen Boden betroffen. Böse erwischt hat es laut Aussage von Dr. Annette Volkamer, Vorsitzende des Tierschutzvereins Bad Windsheim und Umgebung, das Hundehaus. Dort wird gerade neu gebaut. Zum Glück seien die Hunde anderweitig untergebracht, aber im Rohbau hätte sich Werkzeug der Handwerker befunden, das möglicherweise durch das Wasser unbrauchbar geworden sei. Sie fürchtet, dass es teuer für den Verein wird – und das angesichts des ohnehin teuren und Neubaus. „Das auch noch“, seufzte Volkamer. Die Stimmung im Verein sei schon ziemlich „geknickt“.
Nicht wie 2016
Im Zenngrund zuckt man seit 2016 beim Stichwort Hochwasser zusammen. Laut Obernzenns Bürgermeister Rainer Hufnagel sei es aber „nicht so schlimm“ wie damals gewesen. Viele Keller seien in einigen Ortsteilen vollgelaufen, zwischen Unteraltenbernheim und Sondernohe musste die Straße gesperrt werden. Und auch der Freizeitsee sei mittags erneut übergelaufen, aber es sei nichts gebrochen. „Der See hat seinen Zweck erfüllt.“
Auch wenn das Wasser „so hoch wie noch nie“ war, fällt die Bilanz von Bürgermeister Michael Schlehlein auch für die Gemeinde Gallmersgarten ganz gut aus. Entlang des Tiefenbachs in Steinach/Bahnhof seien Keller voller Wasser gewesen. In Gallmersgarten sei nur ganz wenig gewesen, allerdings habe da der Bahndamm eine wichtige schützende Wirkung gehabt. In Steinach/Ens sei vor allem der Ferienbauernhof schwer betroffen gewesen.
Eine Ausnahmestellung nimmt Marktbergel ein. Dort seien „überwiegend Felder“ überschwemmt worden, berichtete Bürgermeister Dr. Manfred Kern. Ein Feldweg sei unterspült. „Das ist nicht die Rede wert.“ Von Schäden in Häusern sei ihm nichts bekannt. So hatten die Feuerwehren viel Zeit, in anderen Gemeinden auszuhelfen.
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