Enorme Belastung für Einsatzkräfte
Wieder Ärger in Altschauerberg: Polizei rückt täglich mehrmals zum Drachenlord aus
19.08.2021, 16:29 Uhr
Bei der Polizei in Neustadt an der Aisch vergeht kein Tag, an dem nicht Anwohner, Follower oder der Drachenlord selbst anrufen, um Beamte nach Altschauerberg zu rufen. Die Streife kommt, spricht Platzverweise aus, nimmt Personalien auf und appelliert an Hater und Drachenlord Rainer Winkler, endlich voneinander abzulassen - zum Wohl der Anwohner. Doch alle Mühen sind umsonst. Nur wenige Stunden später klingelt wieder das Telefon.
Rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen wurden am Donnerstag gegen 0.30 Uhr ein 20-Jähriger und ein 24-Jähriger. Beide waren maskiert im kleinen Ort unterwegs und hatten Feuerwerkskörper und mit Farbe gefüllte Glasflaschen dabei. Bei einer Durchsuchung fanden die Polizisten bei dem 20-Jährigen auch noch eine geringe Menge Rauschgift. Außerdem hatte er einen Alkoholpegel von 0,9 Promille. Ein Strafverfahren und ein empfindliches Bußgeld sind die Folge. In diesem Fall hatte die Polizei Erfolg und konnte Straftaten verhindern. Ruhe kehrt deshalb nicht ein.
"Aus personellen Gründen können wir uns nicht rund um die Uhr dort postieren", erklärt Siegfried Archut von der Polizei in Neustadt. Trotzdem werden alle Meldungen zunächst ernst genommen. Nach einer Bewertung der Lage rückt eine Streife aus - zwischen fünf und 15 Mal täglich, wie Michael Petzold, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken sagt. "Das belastet die Dienststelle immens."
Der Drachenlord sieht das jedoch ganz anders. In einem Mitschnitt seiner Livestreams ruft er bei der Polizei an, beschimpft die Beamten und wirft ihnen Untätigkeit vor. Seine Hater würden schon zur Mittagszeit vor seiner Tür stehen, ihn beschimpfen oder versuchen, auf sein Grundstück zu gelangen, erklärt er. Nach einem Wutausbruch am Telefon fängt er plötzlich an zu weinen und wimmert. Er wolle, dass die Leute gehen und ihn in Ruhe lassen. Das will auch die Polizei.
"Wir verschließen nicht die Augen", wehrt sich Archut. Er und seine Kollegen würden täglich Strafanzeigen wegen Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung oder Beleidigung aufnehmen und Platzverweise aussprechen. "Mehrere Drachenlord-Hater mussten bereits Bußgelder im vierstelligen Bereich zahlen."
Basis dafür ist eine Allgemeinverfügung der Marktgemeinde Emskirchen. Verstöße können demnach mit Ordnungsgeldern bis zu 1000 Euro geahndet werden. Mehr als acht Personen dürfen sich in Altschauerberg nicht mehr zusammenfinden. Dadurch sind keine größeren Ansammlungen oder gar ein "Schanzenfest" möglich. Sobald die Polizei auftaucht, fliehen viele Hater, um dem hohen Bußgeld zu entgehen. Wenig später sind sie wieder da.
Straftaten werden konsequent geahndet
"Appelle gab es bereits sehr viele auf beiden Seiten. Wir sind quasi ständig in dem Ort präsent. Allerdings können wir nur mit den Mitteln agieren, die uns zur Verfügung stehen", erklärt Petzold. Sprich: Die Polizei kann nur Straftaten ahnden und diese an die Justiz weitergeben. Wie Antje Gabriels-Gorsolke, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, mitteilt, wurden am Amtsgericht Neustadt/Aisch bereits mehrere Anklagen gegen Rainer Winkler erhoben, unter anderem wegen Beleidigung von Polizeibeamten oder Körperverletzungsdelikten.
Zuletzt bleibt Polizeisprecher Petzold nur ein weiterer Appell übrig: "Wir haben es mit einer kleinen Gemeinde zu tun, wo Leute seit Jahrzehnten leben und durch die Vorgänge stark beeinträchtigt sind. Wir und die Marktgemeinde setzen alle Hebel in Bewegung. Jeder Verstoß wird geahndet. Aber zuletzt haben die Beteiligten auch eine gesellschaftliche Verantwortung."
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18 Kommentare
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Andreas69
Warum verlangt man nicht Eintritt für den kleinen Ort. Einheimische bekommen eine Jahreskarte. Vor dem Haus gibt Stände für Besucher, ein Wurfbude, eine Beschimpfbude usw.
Mit den Geld wird eine Umsiedlung des Drachenlord finanziert. Er bekommt dann eine kleine Insel, da können sich beide Gruppen sich ihrer Freude nachgehen.
frbauer
Dass es da überhaupt eine Diskussion gibt. Natürlich wäre das Thema sofort erledigt, wenn die Hater dort wegbleiben würden. Dass die Hater sich praktisch gezwungen fühlen, dort anzureisen, weil der Drachenlord ja dauernd neues Material liefert, deutet schon sehr eindeutig auf eine psychische Störung bei den Hatern hin.
Denn immerhin muss man sich dieses neue Material ja ganz aktiv und absichtlich anschauen, um es überhaupt zu sehen. Es ist ja nicht so, als würde der Drachenlord mit dem Megaphon an den Häusern der Hater vorbeiziehen.
FahrradM
Fakt ist, wenn die Leute aufhören dahin zu fahren, egal aus welchem Grund ist das alles sofort vorbei. Hier also die Schuld bei ihm zu suchen ist unehrlich. Er ist es nicht, der sein Wohnhaus verlässt und irgendwo hinfährt um Stunk zu machen, die fahren zu ihm. Alles was er macht ist YoutubeVideos, die sich manche Kommentare hier auch alle reinziehen, nur um Material zu haben um es ihm vorhalten zu können. Ich kann die ganzen Vorwürfe gar nicht beurteilen, weil ich seine Videos nicht sehe und Youtube mir sie nie vorschlägt.
Warum könnt ihr das nicht? Das Ziel ist eindeutig: Den Mann so kaputtmachen, dass er erledigt ist. Dann feiert man den großen Sieg - und sucht sich das nächste Opfer. Deutschlands mächtigste Mobbinggemeinde wird doch nicht aufhören nur weil ihr aktuelles Ziel weg ist.
Genauso gibt es keine Garantie, dass sie aufhören würden wenn er keine Videos mehr macht, oder wenn er wegzieht. Sie finden ihn, und wenn sie seinem Umzugslaster hinterherfahren müssen.
BrettBidd
Die kleine Drachenlord-Welt mit ihrene Hatern ist wie ein Mikokosmos. Es zeigt, wie kaputt und krank unsere Gesellschaft geworden ist.
nn_leser_mittelfranken
Der gemeine Haider befolgt das Gesetze wie es in der einfarbigen Internetblase demokratisch beschlossen wird. Zur virtuellen Schlacht ist wirklich jedes Mittel recht.
Der Ober-Haider agiert unter sorgfältiger Wahrung seiner Anonymität im Untergrund.
Hätte er doch so gern einen Teil dieser Aufmerksamkeit. Indem er vorgeblich die Welt rettet, fristet er ein parasitäres Dasein indem er durch besonders bösartiges Hetzen an Popularität und Werbeeinnahmen gewinnt. Neid und Missgunst frisst ihn auf.
Das Gemüt des Action-Haider läßt sich leicht erhitzen. Er ist ein Mann der Tat und fährt im real life zum Zielobjekt. Aufgehetzt und ausgerüstet mit Sylvesterkrachern und Farbbomben will er größtmöglichen Schaden anrichten.
In der Selbstwahrnehmung ist der Haider hochintelligent, die Selbstreflexion darf als ungenügend eingestuft werden.
Das Vorgehen könnte als Bildung einer kriminellen Vereinigung gesehen werden, was durch die Geisteshaltung der Gemeinschaft völlig negiert wird.