2000 Gegendemonstranten beim NPD-Bayerntag in Scheinfeld
25.5.2014, 12:44 UhrFarbige Tücher zierten viele Häuser, etliche Transparente wiesen darauf hin, dass Scheinfeld bunt ist, und am Rathaus prangte ein großes Schild mit der Aufschrift "Scheinfeld ist kein Ort für Nazis". Schon im Vorfeld des von der NPD veranstalteten Bayerntags machte die Stadt ihre Haltung zur rechten Bewegung deutlich.
Auch aus dem Umland strömten die Demonstranten herbei. Am Nachmittag zogen sie mit Trillerpfeifen und Plakaten durch den Ortskern. Zu dem Protest hatte ein Dutzend Initiativen aufgerufen, darunter auch die "Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg".
Während der Demonstration fanden mehrere Zwischenkundgebungen statt, unter anderem auf dem Marktplatz. Mit Infoständen wurde außerdem über Rechtsextremismus in Bayern informiert. Während des Demonstrationsgeschehens kam es auf Höhe des Veranstaltungsgeländes der NPD zu vereinzelten Eier-, Flaschen- und Farbbeutelwürfen von beiden Seiten. Verletzt wurde dabei niemand. Versuche von Demonstrationsteilnehmern, die Absperrung zur NPD-Veranstaltung hin zu übersteigen, wurden durch Einsatzkräfte der Polizei unterbunden.
Zu Beginn des Zuges war es zu einer leichten Eskalation gekommen als einer von zwei Verdi-Bussen von einem Unterstützungskommando der Polizei angehalten und dabei angeblich Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet wurde.
Als Höhepunkt war eine Abschlusskundgebung am frühen Abend geplant. Die Kundgebung sollte auf dem Parkplatz unmittelbar bei der Disko stattfinden, in der die NPD am Abend ein Rock-Konzert veranstalten wollte. Die Behörden hatten das Konzert am Freitag bereits verboten. "Der Veranstalter hat daraufhin zwar Widerspruch eingelegt, aber das Verbot bleibt nach wie vor bestehen", erklärte Bürgermeister Seifert am Samstag. Der Bayerntag der NPD fand jedoch wie geplant statt.
Kein Auftritt von Kategorie C
Ungeachtet des vom Verwaltungsgericht am Samstagnachmittag bestätigten Konzert-Verbotes hatten sich auf dem hinteren Teil des Freibadparkplatzes dennoch 100 bis 200 Neonazis in Erwartung eines Auftritts versammelt. Die Bremer Band Kategorie C, die der rechtsextremen Hooliganszene zugerechnet wird, wurde jedoch von der Polizei gestoppt und ihre Instrumente in Gewahrsam genommen. Der Konzertveranstalter hat seine Anhänger per SMS informiert, dass sie die Anreise abbrechen sollen, da der Auftritt untersagt wurde.
Es waren mehrere Hundert Polizisten im Einsatz. Mitglieder der NPD verletzten zwei Beamte durch Fußtritte so schwer, dass sie nicht mehr dienstfähig waren. Die Täter erwartet nun ein Verfahren wegen Körperverletzung. Insgesamt erstattete die Polizei rund 50 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Versammlungsrecht (zum Beispiel wegen des Mitführens von Vermummungsgegenständen), Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung und Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Im Rahmen der Vorkontrollen stellten die Beamten außerdem mehrere Messer, pyrotechnische Gegenstände und Tierabwehrsprays sicher.
Der Artikel wurde am 25. Mai um 12.44 Uhr aktualisiert.
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