Ort abgeriegelt: USK-Einsatz wegen Drachenlord-Geburtstag

Tobi Lang

Online-Redakteur

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2.8.2020, 17:46 Uhr
Seit Jahren haben die Anwohner mit den Eskapaden des Drachenlord und seiner Gegner zu kämpfen. 

© ToMa Seit Jahren haben die Anwohner mit den Eskapaden des Drachenlord und seiner Gegner zu kämpfen. 

Die bunten Farbkleckse heben sich auf der verwitterten bieder-beigen Fassade ab. Die Fenster des Wohnhauses in Altschauerberg sind eingeworfen, ein gelbes Schild warnt: "Betreten verboten!" Die Holzverkleidung einer Garage, die leicht versetzt vor dem Gebäude steht, ist bemalt. Zahlen, krude Botschaften, Schmierereien. All das sind Überbleibsel eines Scharmützels, das sich vom Internet in die reale Welt verlagert hat, nach Altschauerberg. Etwas mehr als 40 Menschen leben in dem kleinen Örtchen. Einer von ihnen, der Drachenlord, hat es im Internet zu zweifelhaftem Ruhm gebracht. 

Hier beginnt Altschauerberg - und hier ist Schluss für die "Hater". 

Hier beginnt Altschauerberg - und hier ist Schluss für die "Hater".  © ToMa

Seine Videos ziehen Hass auf sich, deutschlandweit. Der Drachenlord, der bürgerlich Rainer Winkler heißt, provoziert - teilweise auch durch Äußerungen, die viele Zuschauer als frauenfeindlich und rassistisch empfinden. Immer wieder pilgern sogenannte "Hater" - die Gegner des Drachenlord - nach Altschauerberg, wie 2018, als sich mehrere Hundert Jugendliche zu einem "Schanzenfest" versammelten. Sie grölten, machten Lärm, lieferten sich Wortgefechte und Rangeleien mit dem selbsternannten Internet-Star. Auch die Justiz beschäftigte sich bereits mit dem Zwist. Die leidgeprüften Anwohner haben genug von dem wilden Treiben in dem 40-Seelen-Dorf. 


Ein Hater erklärt: Daher kommt die Wut auf den Drachenlord


Die Polizei, das betonen die Verantwortlichen, ist permanent in Alarmbereitschaft. Am Wochenende feierte der Drachenlord seinen Geburtstag. Wie, darüber ist wenig bekannt - doch erneut riefen seine "Hater" zum Besuch in Altschauerberg auf. Zwei Wege führen in das Dorf, beide Wege wurden vorsorglich von Streifenwagen und Bussen versperrt. Man verfolge die Aktivitäten in den sozialen Netzwerken, sagt der stellvertretende Chef der Neustädter Polizei. Vorsorglich rief die Markgemeinde ein Betretungsverbot für Altschauerberg aus. Nur Anwohner dürfen die Sperren passieren. Präventive Maßnahmen, wie die Polizei betont. Doch man habe in den vergangenen Jahren und Monaten viel erlebt rund um den Drachenlord. Was die Beamten erwartet, das lässt sich oft nur schwer abschätzen.

An den Zufahrtswegen postierten sich mehrere Streifenwagen.

An den Zufahrtswegen postierten sich mehrere Streifenwagen. © ToMa

Um für mögliche Menschenmassen gewappnet zu sein, wurde auch das Bayerische Unterstützungskommando (USK) nach Altschauerberg beordert, nicht zum ersten Mal. Doch bislang blieb es verhältnismäßig ruhig. Menschen, die in den Ort wollen, werden beharrlich kontrolliert. Bereits am Freitag traf eine "geringere Personanzahl" in der Gegend ein, so die Polizei. Am Samstag habe man fünf Platzverweise aussprechen müssen, im Lauf des Sonntags pilgerten gut 20 "Hater" nach Altschauerberg. Größere Probleme habe es aber nicht gegeben, so die Polizei. Ein Vertreter des Ordnungsamtes setzte dort, wo es nötig war das Betretungsverbot durch - mit Unterstützung der Polizei. 

Drachenlord-Gegner: "Es geht um den Kult"

Einer der Hater ist Felix. Er ist gut 150 Kilometer mit dem Auto gefahren, kommt aus Hessen - und verbringt das Wochenende jetzt in eben jenem Altschauerberg. "Es ist die reine Schaulustigkeit", sagt er der Agentur News5. "Es hat einen gewissen Reiz, den Herrn Winkler mal persönlich zu sehen." Den Hype um den Drachenlord erklärt das nicht, er lässt aber erahnen, wie bekannt der Mittelfranke im Internet ist.

Von Krawall und körperlichen Auseinandersetzungen, wie es sich in der Vergangenheit gab, distanziert sich Felix ausdrücklich. "Solange nichts beschädigt wird, ist das meiner nach aber in Ordnung", sagt er. Auch der junge Mann aus Hessen bekam einen Verweis vom Ordnungsamt. Mit roter Kreide wurde eine Linie auf den Boden gezeichnet - die Grenze für die "Hater", wie Felix erklärt. Ob es sich gelohnt hat, die weite Anreise? Schon, sagt der Drachenlord-Gegner. "Es geht um den Kult." 

Bislang sei es ein recht störungsfreies Wochenende gewesen, sagen die Verantwortlichen. Die Polizei betont aber auch: Die Maßnahmen bleiben vorerst bestehen. Die Einsatzkräfte fürchten eine Eskalation wenn die "Hater" bis zum Haus des Drachenlord vordringen. Die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren geben ihnen Recht.