10. Oktober 1967: Turm für die Drucker
10.10.2017, 07:00 UhrDie Absolventenvereinigung der Höheren Fachschule für das Graphische Gewerbe – Polygraphische Fachschule für Wirtschafts- und Betriebstechnik heißt die Anstalt heute – eröffnet am Freitag im wiedererstandenen nordwestlichen Eckturm des Spittlertorzwingers ein „Graphisches Zentrum“, das die Tradition des früheren Buchgewerbesaals fortführen soll.
Die beiden unteren Geschosse sind samt den Nebenräumen von der "Gutenbergia Noris" für 30.000 Mark ausgebaut worden, nachdem die Stadt den Rohbau hatte errichten lassen.
Steinfußböden, kupferne Lampen, Schmiede-Eisen und blanke Tische: die Einrichtung entspricht der Turm-Atmosphäre. In den beiden großen, übereinanderliegenden Gemächern können 85 Besucher den Gedankenaustausch zur Ergänzung und Vertiefung des Unterrichts pflegen, abseits vom zuweilen störenden Gaststättenbetrieb. Die „Gutenbergia Noris“ plant gleichzeitig ihre Bibliothek und die Kartei der Münchner Forschungsgesellschaft für das Graphische Gewerbe im neuen Haus unterzubringen und Studierenden wie Mitgliedern zu überlassen.
Die rührigen Absolventen haben außerdem vor, Ausstellungen zu organisieren, Lichtbildervorträge, Refa-Kurse oder Wochenend-Seminare in den Räumen zu veranstalten, die von den Fachvereinen der Tarifpartner und aller graphischen Berufe benutzt werden können. „Es wird ein offenes Haus für die ganze Branche werden“, versicherte 1. Vorsitzender Georg Flierl, als er gestern zusammen mit der Vorstandschaft das gelungene Werk präsentierte.
Im Jahre 1962, als die Vereinigung ihren zehnten Geburtstag feierte, war die Idee dazu geboren und prompt Bürgermeister Franz Haas, einem Mann vom Fach, vorgetragen worden. Seitdem besaß die "Gutenbergia Noris" in ihm einen wackeren Bundesgenossen, der beim gestrigen Rundgang besonders herzlich begrüßt wurde. "Ich bin sicher, daß auch die Unternehmen davon profitieren", erklärte er hinterher und fand das schmucke Zentrum neben der "Drehscheibe" Plärrer auch aus einem anderen Grund trefflich: "Früher bildeten Buchdrucker eine verschworene Gemeinschaft. Vielleicht trägt die Einrichtung dazu bei, das berufliche Zusammengehörigkeitsgefühl wieder zu stärken."
Zunächst freilich hat die "Gutenbergia Noris" eine andere Sorge, denn sie hat nur ein Viertel der Kosten für den Ausbau ihres Domizils mit ihren Spargroschen selbst bezahlen können. Sie appelliert deshalb an ihre Freunde und Gönner – die Druckereien in Nürnberg und in der Umgebung, die Verbände und Organisationen des Graphischen Gewerbes sowie die Lieferindustrie im ganzen Bundesgebiet – sie möchten ein offenes Ohr haben, wenn demnächst an ihre Türe geklopft und um Spenden gebeten wird. Bürgermeister Franz Haas versprach, auch dabei mitzuhelfen. Er will selbst mit der Sammelbüchse losgehen.
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