11. September 1968: Drängelei am Engpaß
11.9.2018, 07:00 UhrJeder will der erste sein. Keiner gönnt dem Nebenmann, daß er in die Lücke schlüpft. So entstehen besonders zu den Hauptverkehrszeiten lange Schlangen, obwohl es gerade dann meist auf Minuten ankommt: um morgens noch rechtzeitig zum Arbeitsplatz zu kommen, um nach Feierabend schnell noch eine Besorgung zu machen.
Dabei könnte es zügig gehen. Ein Wagen der einen Spur, ein Wagen aus der anderen. „Kinderleicht”, meinen die Fachleute vom ADAC. „Wenn es alle so machten, wäre der Verkehr an Engpässen wesentlich flüssiger.“
Stauungen an der Nordseite
„Ich durchfahre mehrmals am Tag das Dürrenhoftunnel. Auf der Nordseite kommt es immer wieder zu Stauungen. Schuld daran ist die Unkenntnis. Das Reißverschluß-System praktizieren nach meiner Erfahrung nur rund zehn v. H. der Autofahrer“, beklagt sich der Nürnberger Student Rolf M. „Immer wieder das gleiche, keiner läßt den anderen einscheren“, beschwert sich der Angestellte Hannjo K., der als markante Beispiele die Minervastraße stadteinwärts oder die alte Pegnitzbrücke am Wöhrder Talübergang anführt.
Keine gültigen Regeln
„Die Masse der Kraftfahrer kennt sich nicht aus“, wissen auch die Polizeibeamten, die die Kolonnen in die rechten Bahnen lenken. Der stellvertretende Leiter der Verkehrsstreifengruppe weist darauf hin, daß es zwar keine gültige Regeln für das Einfädeln, aber immer höchstrichterliche Urteile gibt, die sich etwa auf den Nenner bringen lassen: bei Verengungen hat in der Regel der Rechtsfahrer einen gewissen Vorrang! Die Justiz will damit erreichen, daß dem vorschriftsmäßig rechts Fahrenden sein Verhalten nicht zum Nachteil gereicht. Sonst würde am Ende jedermann nur noch die linke Fahrspur benutzen.
Trotz dieser Faustregel darf der Rechtsfahrer natürlich nicht auf „Vorfahrt“ pochen. Es hilft – wie immer – gegenseitige Rücksichtnahme. Wenn es gilt, sich zügig nach dem Reißverschluß-System hintereinander einzuordnen, kommt man mit einem höflichen Handzeichen weiter als mit starren Paragraphen.
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