12. April 1968: Der Kopfsalat friert

NN

12.4.2018, 07:00 Uhr
12. April 1968: Der Kopfsalat friert

© Gerardi

Bei anderen drohen sich die niedrigen Temperaturen der letzten Zeit sogar am Geldbeutel bemerkbar zu machen, denn draußen im Knoblauchsland läßt der Freiland-Kopfsalat die jungen Blättchen hängen, leiden die Kohlrabipflänzchen unter der Kälte.

Die Meteorologen können nur die Ausflügler halbwegs trösten. "Es bleibt weiterhin trocken", versichern sie. Den Bauern dagegen können sie die Sorgen nicht abnehmen.

12. April 1968: Der Kopfsalat friert

© Gerardi

Einer Bäuerin aus Buch ist das Frühjahr 1945 in besonders guter Erinnerung geblieben. Nicht deswegen, weil damals die amerikanischen Truppen kamen, sondern, weil es bereits Mitte April den Spargel gab – eine der ersten, kräftigen Einnahmequellen. In den sonnigen Märzwochen schien es noch so, als würden die Landwirte heuer wieder einmal zum Osterfest die begehrten Stengel liefern können. Aber inzwischen haben sich solche Hoffnungen zerschlagen.

Das kühle Wetter hat einen Strich durch die Rechnung gemacht und den Bauern einigen Kummer bereitet. Auf den Feldern vor den Toren der Stadt bekommen Kopfsalatpflänzchen bereits braune Blätter. Sie sind zwar noch nicht erfroren, aber sie bräuchten jetzt dringend ein bißchen Wärme, um sich zu erholen. Auch den im Freien stehenden Kohlrabi behagt die Witterung nicht, die insbesondere nachts recht frostig ist. "Vermutlich gibt‘s heuer recht viel Aufgeschnappte", bedauern die Bauern, die im übrigen der Meinung sind, daß nicht sie zu früh, sondern die warme Jahreszeit zu spät daran ist.

"In den vergangenen Jahren haben wir schon am 1. Mai den Salat vom Feld geholt", erklären sie. Bis dorthin sind diesmal allenfalls die geschützt unter den Plastikfolien gewachsenen Stauden reif zur Ernte. Und so wie die Kohlrabis in den beheizten Frühbeeten jetzt kleine Knollen angesetzt haben, müßten sie jetzt eigentlich schon draußen auf dem Acker stehen. Außerdem warten die Landwirte darauf, Weißkraut und Blaukraut zu pflanzen oder Kartoffeln stecken zu können.

Aber die Meteorologen wackeln bedenklich mit dem Kopf, werden sie nach dem Wetter für die nächsten Tage und für das Osterfest gefragt. "Es bleibt kühl und trocken. Es gibt weiterhin Nachtfröste", meinen sie. Die Temperaturen werden tagsüber zwischen 10 und 12 Grad betragen und nachts auf minus fünf Grad – in Bodennähe sogar auf minus sieben Grad – absinken.

Bei solchen Aussichten bleibt nur die Hoffnung, daß sich die Wetterkundigen diesmal verrechnet haben und Petrus Einsicht zeigt.

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