12. Oktober 1967: Hippies erregten Aufsehen

F. H.

12.10.2017, 07:00 Uhr
12. Oktober 1967: Hippies erregten Aufsehen

© Kammler

Der Grund für das entschlossene Eingreifen der Beamten: die 31 bärtigen Studenten und Schüler hatten sich bei ihren Gang durch die Innenstadt Bildtafeln umgehängt, auf denen zum Teil pornographische Sprüche aufgemalt waren. Eine empörte Menschenmenge verfolgte den Weg der langmähnigen Jugendlichen.

12. Oktober 1967: Hippies erregten Aufsehen

© Kammler

Mit diesem Gastspiel wollte Horst W. Blome der drogenfrommen Jugend im Amerika nacheifern, die Polizisten mit Blumen bewirft und fordert: „Macht Liebe, nicht Krieg“. Der Chef des „Hintertreppen“-Theaters wollte jedoch angeblich Ärger mit der Polizei vermeiden. Vor dem Marsch durch die Stadt hatte er seinen Leuten eingeimpft“. Seid nett zu unseren Bürgern. Wenn jemand schimpft, lacht ihn gütig an!“

Als die Hippies um 17.23 Uhr in Abständen von 20 Metern durch die Straßen zogen, drehten sich die Fußgänger zunächst nur verwundert um oder schüttelten den Kopf. Stolz marschierten die Studenten, die Seifenblasen platzen ließen, bunte Blumen im Haar trugen und Bonbons verteilten, mit ihren Transparenten einher. Den größten Lacherfolg erzielten sie mit „It is the highest railway – Es ist höchste Eisenbahn“, frei nach Bundespräsident Lübke. Andere Parolen wie „Nürnberg darf nicht kommunistisch werden. Warum nicht?“, „Statt schlechter Schulen baut bessere Bunker“ und „Ich fordere einen deutschen Flugzeugträger“ nahmen die Menschen gelassen und mitunter auch schmunzelnd hin.

Die Volksseele begann aber zu kochen, als Blome mit seinem Schild auftauchte. Auf der Vorderseite stand „Sozialismus ist schön“. Der Text auf der Rückseite ist nicht druckreif, weil er Pornographie in reinster Form darstellt. Die Kommentare der Passanten waren entsprechend hart. „Dem müßte man eine runterhauen“, rief eine Rentnerin; ein älterer Herr sagte verärgert: „Eine Schweinerei“.

Zahlreiche Zuschauer riefen besorgt nach der Polizei, denn der Kabarettist war bis zum Menschenauflauf in der Breiten Gasse seelenruhig durch die Luitpold- und Königstraße marschiert und hatte in einem Warenhaus einen Knopf für zehn Pfennig gekauft. Eine Verkäuferin meinte dazu: „So etwas muß man sich bieten lassen.“

Wenige Minuten später war für Horst W. Blome der Hippie-Traum ausgeträumt: unter lauten Beifallsrufen der Menge sprangen zwei kräftige Polizeibeamte aus einem Funkwagen, packten den 29jährigen und brachten ihn ins Präsidium. Ähnlich erging es auch vier weiteren Demonstranten im Alter zwischen 17 und 23 Jahren.

Die Polizei zeigte die Männer aber nur wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften und Verunglimpfung führender Persönlichkeiten an und setzte die Hippies danach wieder auf freien Fuß.

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