13. April 1971: Flucht vor Phonzahlen und Autoabgasen
13.4.2021, 07:00 UhrSo flüchteten auch an den Osterfeiertagen viele vor Phonzahlen und Abgasen aus der Dunstglocke der Stadt in die Natur. Dort vertauschten sie ihre Benzinkutsche mit Schusters Rappen, um sich zu erholen.
Vor dem zweiten Weltkrieg soll es in Nürnberg rund 150 Touristenvereine mit 3500 Mitgliedern gegeben haben. Jetzt sind beim Sportamt der Stadt 10 000 organisierte Wanderer gemeldet. Im engeren Nürnberger Raum sollen es sogar doppelt soviele sein.
Die meisten Mitglieder in der Stadt hat der Deutsche Alpenverein, gefolgt vom Fränkischen Albverein und den „Naturfreunden“. Der zweitstärkste im Reigen der Wanderklubs ist der rührigste: zwischen Kelheim und Lichtenfels in Nord-Süd- und Amberg bis Rothenburg ob der Tauber in Ost-West-Richtung ist der Fränkische Albverein der einzige, der Wanderwege markiert. Dabei helfen ihm teilweise der Deutsche Alpenverein und die „Naturfreunde“.
Sitz der Markierungszentrale ist das Haus an der Straubinger Straße 9. Dort wohnt Hauptwegemeister Heinrich Wunderlich. In seinem Keller türmen sich Täfelchen und Hinweisschilder, Aktenberge und Wegemarkierungsabziehbilder. Er organisiert, hilft beim Kennzeichnen und führt peinlich genau Buch darüber.
So wurden in den vergangenen 45 Jahren rund 7000 Kilometer Wanderwege mit den verschiedenen Markierungen versehen. Allein 1970 wurden in 3139 Arbeitsstunden 402 Kilometer Wege neu markiert und 805 Kilometer überholt. Dies alles ist Service am Wanderer, dem sich Touren und Wandermöglichkeiten in allen Varianten anbieten. Fernab von seiner trauten Umgebung kann er blindlings den Markierungen durch Wald und Flur folgen. Er kommt immer ans Ziel.
Maßgeschneidert für Autofahrer sind die Rundwanderwege. Start und Ziel sind dabei eins. Der Weg führt immer zum Wagen zurück. Neun solcher Rundwanderwege gibt es unter anderem bei Großdechsendorf und fünf bei Kraftshof.
Ein Novum im Nürnberger Raum und zugleich attraktiver Anziehungspunkt für die ganze Familie ist der „Trimm-dich-fit-Pfad“ bei Heroldsberg. Er macht müde Autofahrer wieder munter. Und wer Flora und Fauna näher kennenlernen will, der kann auf einem der vielen Waldlehrpfade wandern. Unter anderem gibt es solche im Fürther Stadtwald und im Veldensteiner Forst.
Wer mit erfahrenen Wanderführern durch Wald und Flur ziehen will, aber nicht viel von Vereinsmeierei hält, für den sind die Jedermann-Wanderungen des Fränkischen Albvereins das Richtige. An jedem Samstag entdeckt diese Gruppe eine andere reizvolle Gegend. Dafür muß man zünftig ausgerüstet sein; denn mit Blasen unter der Fußsohle macht selbst die schönste Wandertour keinen Spaß.
Zünftige Wanderschuhe, Bundhose, Windbluse, Rucksack, Kompaß und Karte gehören zu einem echten Wandervogel – und natürlich auch ein Regenmantel – denn „Wanderwetter ist immer“.
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