Die Werke legten ihren Jahresbericht vor

13. August 1971: Straßenbahnen ein Faß ohne Boden

13.8.2021, 07:00 Uhr
13. August 1971: Straßenbahnen ein Faß ohne Boden

© Friedl Ulrich

Der Verlust beträgt 32,7 Millionen DM. Dies gab der Vorsitzende des Vorstands der Städtischen Werke, Prof. Dr. Josef Ipfelkofer, in einer Pressekonferenz zum Bericht über das Geschäftsjahr 1970 der Städtischen Werke, der Energie-und Wasserversorgung AG (EWAG) und der VAG bekannt. Die Schuld an der Finanzmisere wird den auf 60 Millionen DM gestiegenen Personalkosten gegeben. Geklagt wird ferner über die Sozialtarife, die die Verkehrsbetriebe allein zu tragen haben und die Erschwerungen durch den Individualverkehr, der wiederum zugenommen hat. Der Bilanzverlust aller Werke zusammen beträgt 5,4 Millionen DM. Diese Millionen muß die Stadt Nürnberg ausgleichen. "Vorerst ist an eine Erhöhung der Tarife im Nahverkehr nicht gedacht", sagte gestern Prof. Ipfelkofer. Man wolle erst abwarten, wie sich die kürzlich im Stadtrat beschlossene Erhöhung der Gas-, Wasser- und Strompreise auswirkt.

Der Vorstandsvorsitzende wies darauf hin, daß die Lage bei fast allen öffentlichen Nahverkehrsmitteln ähnlich prekär ist. Man hofft auf die baldige Hilfe durch die öffentliche Hand: "Dabei genügen der seit langem geforderte Wegfall der Mehrwertsteuer und die Befreiung von der Mineralölsteuer – diese Entlastungen brächten der VAG jährlich 2,4 und 1,1 Millionen DM – nicht mehr." Es müßte die Abgeltung gemeinwirtschaftlicher Leistungen hinzukommen. Die Stadtwerke erwarten noch für dieses Jahr spürbare Aufwandsentlastungen, Betriebskostenzuschüsse und Investitionshilten aus öffentlichen Haushalten. Die Stromabgabe der EWAG stieg 1970 von 815 Millionen Kilowattstunden auf 960 Millionen Kilowattstunden. Ebenso wurden verkauft sechs Prozent mehr Gas (220 Millionen Kubikmeter), 1,1 Prozent mehr Wasser (38,1 Millionen Kubikmeter) und 10,9 Prozent mehr Fernwärme. Nach dem 40-Prozent-Sprung des Koksabsatzes im Vorjahr gab es noch einmal eine Zunahme um über sechs Prozent. In diesem Jahr ist ein starker Rückgang des Absatzes bei Koks sicher. Bei Strom, Gas und Fernwärme rechnet man mit einer günstigen Entwicklung.

Die EWAG hat 1970 über hundert Millionen DM investiert, fast 44 Millionen DM für den Wasserbezug aus dem Donau-Lech-Gebiet. 1973 wird das Donauwasser in Nürnberg sprudeln. Die Gesamtkosten dafür werden über 210 Millionen DM ausmachen. Prof. Ipfelkofer ist überzeugt davon, daß die Großkraftwerk Franken AG in diesem Jahrzehnt noch mit der Errichtung eines Kernkraftwerkes beginnen wird. Über den Standort herrscht noch keine Klarheit. Mit ziemlicher Sicherheit wird jedoch noch in diesem Jahr ein entsprechender Beschluß gefaßt. Im Herbst will die EWAG eine neue, große EDV-Anlage in Betrieb nehmen. Der Computer ermöglicht, daß der Strom beim Verbraucher nur einmal im Jahr abgelesen wird. Der Kunde zahlt wie bisher alle zwei Monate, allerdings eine Pauschale. Die genaue Abrechnung erfolgt nur einmal im Jahr.

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