13. Februar 1968: Mit der Messe schon verheiratet
13.2.2018, 07:00 UhrDie große Resonanz, die im In- und Ausland die siebentägige Schau findet, wird noch von einer anderen Zahl unterstrichen: 14 v. H. der weitgereisten Kaufleute haben bisher alle 19 Messen gesehen.
„Das spricht für die Qualität unserer Arbeit“, urteilt Messedirektor Fritz Drescher. „Wer so lange an die Pegnitz kommt, macht bestimmt keine Vergnügungsfahrt.“
„Die Messe lohnt sich“
Auch wenn auf die Einkäufer viele Strapazen warten, ist für sie Nürnberg eine Messe wert. Das findet auch Erich Kropp aus Hannover, der seit 1949 keine Ausstellung ausgelassen hat. „Vor dem Kriege bin ich nach Frankfurt gegangen. Jetzt komme ich eben hierher und ich muß sagen, daß ich bisher nicht enttäuscht wurde“, sagt der 58jährige Einzelhändler. „In den ersten Jahren war noch alles recht primitiv“, erinnert sich der Kaufmann. Ihm gefällt vor allem, daß heute die Messe eine klare Trennung zwischen dem technisch-perfektionierten Teil und den guten, altvertrauten und einfachen Holzspielwaren macht. „Was ich brauche, finde ich auch“, resümiert der Gast aus Norddeutschland.
Ein ähnliches Kompliment macht auch Franz Hilpert: „Die Spielwarenmesse lohnt sich immer für mich“, meint der 65jährige Wiener, der ebenfalls schon 19 Messebesuche in seinem Terminkalender eingetragen hat. Die Ausstellungen sind für ihn ein Gradmesser für die stürmische Aufwärtsentwicklung nach dem Krieg in der Bundesrepublik. „Ich komme gern nach Nürnberg“, erklärt der Kaufmann, der noch auf eine andere Art mit der Stadt verbunden ist: Franz Hilperts Großvater besaß ein Hutmachergeschäft bei der Lorenzkirche. „Das Haus existiert aber leider nicht mehr“, bedauert der Enkel.
Nicht ganz zufrieden
Geschäftlich und familiär sind auch die Beziehungen von Charles Rehbock (56) aus Paris zu Nürnberg. Der Vater des französischen Großhandelskaufmanns stammt aus Fürth. Der Sohn leitet eine Ex- und Importfirma und besucht jährlich fünf Messen in Frankreich, England, Italien und Spanien. „Auf Nürnberg will und kann ich nicht verzichten“, gesteht Charles Rehbock, „weil die deutschen Hersteller interessante Produkte zu fairen Preisen liefern“. Wieviel Geld er bei seinen Rundgängen durch das Spielzeugeldorado ausgibt, will er nicht verraten. „Es sind saftige Aufträge dabei“, deutet er nur an. Im übrigen beschränkt er sich wie die meisten Einkäufer auf Neuheiten. „Die muß man sofort haben“, erklärte Charles Rehbock, „damit die Konkurrenz nicht zuvorkommt. Der Rest wird im Laufe des Jahres bestellt“.
Nicht ganz zufrieden mit der Entwicklung der Spielwarenmesse ist Helene Kerth aus Neustadt an der Weinstraße. Die 62jährige Firmenchefin ist überzeugt davon, „daß die ersten Ausstellungen schöner und gemütlicher waren, weil man damals einen Überblick über das Angebot gewinnen konnte. Heute sind zu viele Firmen aus einer Branche vertreten. Bis man sich da durchkämpft, ist eine schwierige Sache“, sagt die Frau. Der ständige Messegast schlägt deshalb vor, Hersteller mit dem gleichen Sortiment räumlich zusammenzufassen. „Das könnte den Einkauf wesentlich erleichtern“, erklärte die Messebesucherin aus der Rheinpfalz.
Für viele Einkäufer ist kein Weg zu weit, um bei der Spielwarenmesse mit von der Partie zu sein. Bereits seit sechs Jahren kommt Iwao Suzuki aus Tokio regelmäßig nach Nürnberg. Der 34jähige Direktor einer großen Firma, die täglich 250 000 Motoren für Spielzeuge produziert, füllt keine Auftragsbücher, sondern informiert sich nur. Zusammen mit seinem Europa-Vertreter Kaoru Miyatake (30) und seinem Stellvertreter Takaichi Mabuchi (35) treibt er Marktstudien. Zufrieden stellt er fest: „Nürnberg ist up to date.“
Einkäufer aus Marokko
Die Japaner sind drei von fast 7000 ausländischen Gästen, die aus insgesamt 31 Ländern kommen. An der Spitze stehen Holländer, Österreicher, Schweizer, Franzosen, Amerikaner, Italiener und Belgier. Aber auch Einkäufer aus Marokko, Venezuela, Argentinien und Neuseeland sind vertreten. Aus der Bundesrepublik kommen 13 000 Einzel- und Großhändler. 66 v. H. der Einkäufer reisen mit dem Auto an, 21 v. H. benutzen die Bahn und 13 v. H. das Flugzeug.
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