13. Juni 1968: Machtvolles Bekenntnis zum Glauben

13.6.2018, 07:00 Uhr
Ein eindrucksvolles Bild bot sich gestern Vormittag auf dem wiedererstandenen Hauptmarkt: weit über 10.000 katholische Christen nahmen an der Fronleichnams-Prozession teil, die heuer zum ersten Mal in der neuen Form durchgeführt wurde.

© Friedl Ulrich Ein eindrucksvolles Bild bot sich gestern Vormittag auf dem wiedererstandenen Hauptmarkt: weit über 10.000 katholische Christen nahmen an der Fronleichnams-Prozession teil, die heuer zum ersten Mal in der neuen Form durchgeführt wurde.

Die Katholiken erfüllten damit den Auftrag des Apostels Paulus, der in dem Brief an die Korinther festgelegt ist. Gleichzeitig bekundete die Kirche ihren Willen, diesem Festtag die neue Form zu geben, wie sie in der vom Päpstlichen Konzil ausgearbeiteten Eucharistie empfohlen wird: auf den herkömmlichen Prozessionsweg wurde verzichtet; die Gläubigen hatten Gelegenheit, am Eucharistischen Mahl auf dem Hauptmarkt teilzunehmen.

Damit sollte überliefertes Gut, wie es die katholische Christenheit seit Jahrhunderten kennt, nicht gering geachtet werden. "Ein abschließendes Urteil ist jedoch noch nicht möglich. Aber ich bin überrascht, wie viele Gläubige die heilige Kommunion empfingen", sagte Dekan Prälat Paul Holzmann, kurz nachdem sich die Prozession aufgelöst hatte.

Überraschend – nach den letzten verregneten Tagen – wölbte sich an diesem großen katholischen Feiertag ein strahlend blauer Himmel mit einigen Wolkentupfern über die Stadt, als sich die Gläubigen um acht Uhr früh um den mit frischem Birkengrün und Lupinen geschmückten Altar vor der Kirche "Unserer Lieben Frau" gruppierten.

Mit Lobgesängen auf den Herrn und Gebeten auf den Lippen, zieht die Christenschar über die Fleischbrücke zum Arbeitsamt und zurück zum Hauptmarkt. In Andacht versunken, erneuern dabei die Schwestern ihr Gelübde.

Mit Lobgesängen auf den Herrn und Gebeten auf den Lippen, zieht die Christenschar über die Fleischbrücke zum Arbeitsamt und zurück zum Hauptmarkt. In Andacht versunken, erneuern dabei die Schwestern ihr Gelübde. © Friedl Ulrich

Keine Demonstration

Das sollte aber auch schon das einzige "Zierat" sein: die Versammlung, darunter die Honoratioren der CSU mit Staatsminister Dr. Fritz Pirkl und dem Vorsitzenden der Stadtratsfraktion, Dr. Oscar Schneider, an der Spitze, ferner die Vertreter der Kirchenverwaltungen, Burschenschaften in farbenprächtigem Wichs, Schüler und Studenten sowie verschiedene Frauen- und Männergemeinschaften, erlebten eine sakrale Handlung, die von dem Althergebrachten abwich.

Das zeigte sich in der Form des Gebetes ("Herr, erbarme Dich aller Hingerichteten, Ermordeten, Gefallenen, Geknechteten") und das spiegelte sich in den Worten wider: "Die Prozession hat nichts mit Prunk zu tun, schon gar nicht mit Macht oder Demonstration. Sie soll unseren Weg durch die Welt aufzeigen."

Mächtig erscholl auf dem Hauptmarkt das Tedeum über die Gläubigen, die auch den kirchlichen Segen empfingen. Der Malteser-Hilfsdienst, der sich mit 38 Helferinnen und Helfern für den Fall aller Fälle bereitgehalten hatte, mußte 34mal Hilfe leisten.

Der katholische Feiertag wirkte sich auch noch auf andere Weise auf das Geschehen in der Stadt aus: viele Auswärtige waren nach Nürnberg gekommen, um hier einzukaufen. Die Folge waren teilweise verstopfte Straßen und überfüllte Parkplätze.

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