13. Oktober 1969: Auftakt zu traditionellen Fisch- und Ganspartien

ruppi

13.10.2019, 07:00 Uhr
13. Oktober 1969: Auftakt zu traditionellen Fisch- und Ganspartien

© Kammler

Obwohl die Herbstsonne strahlte, daß es selbst betagten Mitbürgern beim Spaziergang rund um den Dutzendteich warm ums Herz wurde, schaute der Himmel über dem Stadion für die Kicker-Anhänger 82 Minuten lang mehr als düster aus.

Diskutierten noch um Mitternacht fahnenbewehrte „Trompeter“ und „Hornisten“ in der Osthalle des Hauptbahnhofs: „Mensch, wenn dem Nüssing nicht der Ausgleich gelingt! Adieu, Bundesliga, bis in die Ewigkeit!“

Auch „Hasso“, dem silberfarbenen „Schäfer“, dürfte sich der Samstag in sein Hundegedächtnis eingeprägt haben. Weil er mit seinem ungestümen Temperament Großmutter, Herrchen, Frauchen und Jung-Frauchen erschreckte, mußte er den bitteren Gang zurück ins provisorische Tierasyl in Erlenstegen antreten, aus dem er erst wenige Tage zuvor abgeholt worden war.

Eitel Wonne herrschte dagegen in der Südstadt: die Raiffeisenbank weihte im Beisein vieler Ehrengäste eine Zweigstelle in der Eibacher Hauptstraße ein, sozusagen als eigenes Geschenk zum 75jährigen Bestehen. Das Jubiläum brachte gleichzeitig Glück für die Hausfrau Wally Meierhöfer aus Stein, die als 1000. Mitglied besonders geehrt wurde.

Namen spielten auch im „Schlachthofsaal“ eine Rolle. Dort bat die Reisevereinigung Mittelfranken der Brieftaubenzüchter zur Revue der Besitzer der besten Tiere. Dabei fehlte auch die Stadt nicht. Stadträtin Babette Semlacher fiel die Ehre zu, Eduard Seebauer den Nürnberg-Pokal zu überreichen.

In den Gaststätten begannen die traditionellen fränkischen Fisch- und Ganspartien. Die milden Temperaturen (Samstag 18,9 Grad, Sonntag 16 Grad) verführten zwar noch manche zum Verweilen in den Wirtsgärten, aber auch in den Gasträumen gab es keine Ellenbogenfreiheit mehr. Für „an halb‘n Karpf’n“ oder a „Värtel Gans“ nahmen die Feinschmecker gern ein wenig Gedränge in Kauf.

Von innen her gut gewärmt, zogen sie abends den heimatlichen Gefilden entgegen. Das war auch gut so, denn in der Nacht zum Sonntag hob der Frost mit minus 0,2 Grad erstmals recht mahnend seinen Zeigefinger.

Die wenigsten Nürnberger wußten übrigens, daß sie unter einer „Dunstglocke“ besonderer Art das Wochenende verbrachten. Weil der Himmel schon seit dem 4. Oktober seine Schleusen geschlossen hält, sind die Bakterien bis 2000 Meter über Normalnull in die Höhe gestiegen. Mitte dieser Woche sollen die von der Biskaya heranziehenden Herbststürme für die Reinigung der Luft sorgen. Vielleicht haben es viele Bürger geahnt, als sie die Sonnentage zu Ausflügen nutzten oder den Tiergarten bevölkerten wie selten zuvor um diese Jahreszeit.

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