15. Oktober 1969: Wasserspiegel steigt

C. P.

15.10.2019, 07:00 Uhr
15. Oktober 1969: Wasserspiegel steigt

© Ulrich

Rund drei Millionen der für den Endausbau eingeplanten zehn Millionen Mark sind bereits investiert, die sich die Stadt Nürnberg, der Bezirk Mittelfranken und der Freistaat Bayern teilen. Mit der Fertigstellung der gesamten Seeanlage einschließlich der Bepflanzung wird bis 1976 gerechnet.

Eine enttäuschende Nachricht für Nürnbergs Eislaufbegeisterte: der See wird nicht, wie man lange Zeit gehofft hatte, während des Winters dem Schlittschuhsport zur Verfügung stehen. Der Wöhrder See sei ein fließendes Gewässer, so wird das Verbot begründet.

15. Oktober 1969: Wasserspiegel steigt

© Ulrich

Außerdem werde man versuchen, durch Gebläseanlagen nicht nur das Wehr selbst, sondern auch einen größeren angrenzenden Teil des Gewässers eisfrei zu halten. Man könne es auch aus diesem Grund nicht riskieren, daß Eisläufer Schaden nehmen. Allerdings ist man sich im klaren darüber, daß man Eisläufer mit Sicherheit nicht gänzlich vom See verbannen kann. Wie in vielen Städten wird daraus wahrscheinlich Gewohnheitsrecht.

Zu Beginn der historischen Feierstunde auf dem Währder Talübergang betonte gestern vormittag Oberregierungsbaurat Hermann Rager, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, in Anwesenheit des Regierungspräsidenten, Karl Burkhardt, des Nürnberger Bürgermeisters Franz Haas und zahlreicher Stadträte sowie mehrerer Bezirksräte, der Anstich des Pegnitzdammes stelle einen Meilenstein in der Geschichte der Hochwasserfreilegung dar.

Rager gab darauf einen kurzen Überblick über den Werdegang der Planung bis zur Verwirklichung des Projektes. Der eigentliche Startschuß fiel nach jahrzehntelangen Bemühungen am 22. Januar vergangenen Jahres mit der entsprechenden Vereinbarung zwischen dem Bezirk Mittelfranken und der Stadt Nürnberg.

Planung und Bauleitung übernahm fortan das Wasserwirtschaftsamt. Man wollte nicht nur ein Erholungszentrum für die Stadtbevölkerung schaffen, sondern vor allem auch unhygienische Wasserverhältnisse beseitigen und darüber hinaus die Hochwassergefahr bannen. Wenn auch das Pegnitzwasser nie für Badefreuden geeignet sein wird, bleibt dem Erholungsbedürfnis der Stadtbevölkerung doch genügend Spielraum – nicht nur an den Uferpromenaden.

Der See wird im Endausbau praktisch aus zwei Gewässern bestehen, die durch einen „Schlauch“ an der Eisenbahnbrücke miteinander verbunden sein werden. Der See wird 3,5 Kilometer lang und zwischen 350 und 63 Meter breit sein. Bei der Satzinger-Mühle wird eine 40 000 Quadratmeter große Insel entstehen, auf der Ruderer, Kanuten und Angler unter sich bleiben können. Dagegen soll der westliche See mit 234 000 Quadratmetern Wasserfläche allein den Seglern vorbehalten sein. Bestimmend bei allen Überlegungen war die Losung: naturverbunden bauen und harte Eingriffe vermeiden. Und daran hält man sich auch.

Auch Regierungspräsident Karl Burkhardt sprach gestern von einem Musterbeispiel an Zusammenarbeit zwischen Stadt, Bezirk und dem Freistaat Bayern. Nach dem Dank an alle am Bau Beteiligten gab er über ein tragbares Sprechfunkgerät an die am anderen Ende des Untersees wartende Baggermannschaft den Befehl: Wasser marsch!

Nach einigen abgefeuerten Kanonenschlägen riß der Bagger einen Durchlaß im Pegnitzdamm. Langsam ergoß sich ein immer stärker werdendes Rinnsal in den Seegrund, anfangs mit zwei bis drei Kubikmeter pro Sekunde. Erst ab heute, wenn die Stauhöhe von maximal 1,50 Meter erreicht sein wird, soll der bisherige Pegnitzlauf versiegen und zugeschüttet werden, über den auch während der Einlaufzeit die städtische Kläranlage vorgeflutet wurde, die nun künftig über das Wehr bedient wird.

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