16. Oktober 1967: Vergoldeter Dank an die Erfinder
16.10.2017, 07:00 UhrDiese Feststellung von Regierungsdirektor Dr. Philipp Popp, München, der den erkrankten Wirtschaftsminister Dr. Otto Schedl vertrat, kennzeichnete den festlichen Verlauf der Feierstunde, in der das Dieselmedaillen-Kuratorium im Deutschen Erfinderverband gestern zum zwölften Mal Erfinder, Entdecker und Pioniere ehrte.
Hans Keller, der Präsident des Deutschen Erfinderverbandes, durfte mit Genugtuung darauf hinweisen, daß es in mehr als einem Jahrzehnt gelungen ist, den schöpferischen Menschen ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken. Nach strengen Prüfungen hat das Kuratorium in diesem Jahr neun Männer für würdig befunden, die goldene Medaille mit dem Bild Rudolf Diesels und der Aufschrift „Ehre dem Verdienst“ zu besitzen. Sechs Bewerber erhielten die Auszeichnung in Silber, zwei in Bronze.
Gefahren der Gegenwart
Ein geistiger Genuß für alle Zuhörer war der Festvortrag von Diplom-Kaufmann Dr. rer. oec. Rolf Kadelburg, Erlangen, über das Thema „Der Mensch zwischen Technik und Wirtschaft“. Der Redner begann mit einer Laudatio auf die Erfinder, die den geistigen Schatz der Menschheit bereichert und deshalb nicht nur der Ehrung durch den Verband, sondern durch das ganze Volk verdient haben.
Erfindungen sollten nicht gedankenlos „verkonsumiert“ werden, forderte der Redner sodann, weil der Fortschritt nicht selbstverständlich ist und dahinter ein „faustisches Ringen“ steht. Dr. Kadelburg spannte den Bogen seiner Betrachtung weit: von der Geburt der Technik mit der ersten wirtschaftlich gelenkten Vorratshaltung bis zur Gegenwart, in der die Menschen Mikro- und Makrokosmos nutzen und mit Computern planen.
Die Gefahren der Gegenwart umriß der Festredner mit der Tatsache, daß althergebrachte Güter durch neue ersetzt und dadurch ganze Industriezweige bedroht werden, mit der Warnung vor einer Gleichsetzung von Lebensstandard und Lebensniveau, mit der Beobachtung, wie ungleich die verschiedenen Schichten der Bevölkerung am Fortschritt teilnehmen, und mit Sorge um eine Ausbildung, die mit den Erfordernissen der Zeit nicht Schritt zu halten droht. Als Problem der Gegenwart nannte Dr. Kadelburg den Konsum und die Verteilung von Gütern im Atomzeitalter und den Kampf gegen den Hunger in der Welt. Diese Aufgaben müsse der Mensch als Vater von Technik und Wirtschaft ebenso meistern wie die Probleme, die sich ihm in der Vergangenheit stellten.
Neun Goldmedaillen
Mit Bachschen Orgelklängen begann die eigentliche Verleihungsfeier. Mit der Dieselmedaille in Gold wurden ausgezeichnet: Bela Barenyl, Stuttgart, Erfinder auf dem Gebiet der Automobilkonstruktion; Hugo Brendel, Memmingen, Erfinder von endlosen Duroplastfolien; Dr.-Ing. Alfred Buch, Salzgitter-Lebenstedt, Grundlagenforscher auf verschiedenen Gebieten; Willy Kaus, Frankfurt, Vorstandsvorsitzender der Metzeler AG; Erich Kraut, Wuppertal-Elberfeld, Fabrikant und Erfinder eines Büro-Registratursystems; Dipl.-Ing. Dr. Ernst Mahle, Stuttgart-Bad Cannstatt, Pionier des Maschinenbaus; Alois Mengele, Günzburg, Pionier des Landmaschinenbaus; Dr.-Ing. e. h. Karl Nägele, Stuttgart-Hohenheim, Erfinder von Maschinen zur Herstellung von Reißverschlüssen; Zivil-Ingenieur Kurt Schöneberger, Kattenhorn/Bodensee, Erfinder und Pionier auf dem Gebiet der Raketentechnik und Weltraumschiffahrt.
Dr. Mahle dankte
Dr. Mahle machte sich zum Sprecher der Geehrten, in deren Namen er die Auszeichnungen als Ansporn für die Jugend entgegennahm. Er bedauerte, daß gegenwärtig mehr Lizenzgebühren für Patente an das Ausland gezahlt werden als für deutsche Nutzungen im Ausland einkommen. Dies müsse nicht so sein, meinte der Unternehmer aus altem schwäbischen Geschlecht. Sein Dank galt aber auch den Lehrmeistern, die vor vielen Jahren die Erfinder auf ihre heutigen Leistungen vorbereiteten, und er galt auch den Mitarbeitern, die im Zeichen des Team-Works Ideen ausarbeiten und glücklich vollenden.
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